Vitali Klitschko: Biografie, Familie, Boxkarriere, politische Ämter
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Vitali Klitschko: Von sportlichen zu politischen Kämpfen

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Vitali Klitschko hat sich als Boxer einen Namen gemacht. In der Ukraine ist Kiews Bürgermeister das Gesicht der prowestlichen Bewegung. Alles Wichtige.

Kiew – Vitali Klitschko hat in seiner sportlichen Laufbahn eine Vielzahl von Kämpfen bestritten. In seiner Heimat, der Ukraine, folgte der dortige Kampf für Demokratie, eine Annäherung des postsowjetischen Landes an Europa, sowie gegen Korruption. Im Ukraine-Krieg geht es zudem um die Unabhängigkeit von Russland. Wie es ist, unter Kontrolle eines imperialistischen, von Moskau gesteuerten Staates zu leben, kennt der Kiewer Bürgermeister aus seiner Kindheit.

NameVitali Klitschko
Geburtsdatum19.07.1971
GeburtsortBelowodsk (Kirgisistan)
StudiumSportwissenschaft (Doktor)
ZweitstudiumManaging Social Development (Master)
AmtBürgermeister von Kiew
ParteiUkrainische Demokratische Allianz für Reformen

Vitali Klitschko: Kindheit und sportliche Anfänge des Bürgermeisters von Kiew

Denn Vitali Klitschko wurde am 19. Juli 1971 in Belowodsk in der damaligen Sowjetrepublik Kirgisistan geboren. Sein Vater Wladimir Rodionowitsch Klitschko war Luftwaffenoffizier der Sowjetunion, seine Mutter Nadescha Pädagogin. Knapp viereinhalb Jahre später, am 25. März 1976, wurde sein Bruder Wladimir Klitschko geboren. Mit 13-Jahren kam Vitali Klitschko erstmals in Kontakt mit dem Boxsport. Nach dem Umzug der Familie 1985 nach Kiew entdeckte er jedoch das Kickboxen für sich.

Vitali Klitschko trainierte fast täglich und konnte mit Siegen bei der Stadtmeisterschaft in Kiew, der Republikmeisterschaft der Ukraine sowie der Spartakiade in Moskau erste Erfolge verbuchen. Diese brachten ihm die Aufnahme in die Jugend-Nationalmannschaft der Sowjetunion ein. 1989 reiste er mit der Mannschaft in die USA, um in West Palm Beach gegen das US-Team anzutreten, verlor jedoch seinen Kampf. Zwei Jahre später konnte sich Klitschko jedoch bei der Weltmeisterschaft in Paris durchsetzen.

Welt- und Europameister: Vitali Klitschkos erfolgreiche Karriere als Boxer

Vitali Klitschko trainierte währenddessen weiterhin das herkömmliche Boxen. Ehe er 1996 seine Profikarriere startete, hatte er eine erfolgreiche Zeit im Amateurbereich. Bei nur 15 Niederlagen stehen 195 Siege zu buche. Im Profibereich sieht es ähnlich aus: Klitschko verlor nur zwei Kämpfe (2001 gegen Chris Byrd, 2003 gegen Lennox Lewis) und konnte 45 gewinnen. So kann der unter dem Namen „Doktor Eisenfaust“ bekannte Schwergewichtsboxer mehrere Europameister- und Weltmeistertitel sein Eigen nennen:

  • EBU-Europameister
  • WBO-Weltmeister
  • WBC-Weltmeister

Zwischenzeitlich war Vitali Klitschko jedoch von Verletzungsproblemen geplagt, sodass er am 9. November 2005 seinen Rücktritt erklärt hatte. Nichteinmal zwei Jahre später kündigte der Boxer jedoch seine Rückkehr an. Am 11. Oktober 2008 feierte er schließlich sein Comeback gegen Samuel Peter und krönte sich erneut zum WBC-Weltmeister. Gemeinsam mit Bruder Wladimir schaffte Klitschko damit Historisches: Noch nie zuvor waren zwei Brüder gleichzeitig Weltmeister.

Es folgten weitere Titelverteidigungen, ehe Vitali Klitschko am 8. September 2021 gegen Manuel Charr seinen letzten Kampf bestritt, in dem er erneut seinen Titel verteidigte. Anschließend verkündete Vitali Klitschko das Ende seiner sportlichen Karriere, um sich der Politik zu widmen. Am 12. Dezember 2016 ernannte ihn der World Boxing Council zum „ewigen Weltmeister im Schwergewicht“.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht bei einer Sicherheitskonferenz in der ukrainischen Hauptstadt im Dezember 2021.
Ex-Boxweltmeister und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat Boxhandschuhe und den Ring gegen Anzug und Rednerpult getauscht. (Archivbild) © Hennadii Minchenko/Imago

Wie Vitali Klitschko zum Doktor wurde

Vitali Klitschko fokussierte sich jedoch nicht nur auf seine Karriere als Boxer. Zunächst auf Drängen seiner Eltern begann er nach der Schule ein Sport- und Philosophiestudium an der staatlichen Pädagogischen Universität in Perejeslaw-Chmelnyzkyj nahe Kiew, das er im Mai 1995 abschloss. Sein Professor Leonid Volkov motivierte ihn jedoch, sein Studium fortzusetzen und bot ihm Unterstützung bei seiner Promotion an. Der Boxer promovierte mit einer Arbeit zum Thema „Die Bestimmung der Fähigkeiten und des Talents im Sport“ und wurde somit zum Doktor der Sportwissenschaft.

Zusätzlich studierte Vitali Klitschko „Managing Social Development“ an der Nationalen Akademie für Verwaltung in Kiew. Sein Zweitstudium schloss er mit einem Master ab.

Vom Boxer zum Politiker: Vitali Klitschkos kandidiert als Kiewer Bürgermeister

Vitali Klitschko kandidierte am 26. März 2006 erstmals für das Amt des Kiewer Bürgermeisters. Der Kampf gegen Korruption war das wichtigste Ziel des Boxers, der sich damals schon für eine Annäherung der Ukraine an den Westen einsetzte. Klitschko erhielt 29 Prozent der Stimmen und lag damit vor dem bisherigen Amtsinhaber Olexander Omeltschenko. Für den Wahlsieg reichte das allerdings nicht, denn Leonid Tschernowezkyj erhielt fünf Prozentpunkte mehr. Auch 2008 musste sich Klitschko Tschernowezkyj geschlagen geben, behauptete jedoch seinen Sitz im Stadtrat von Kiew.

Das politische Engagement Klitschkos fand nach der zweiten Niederlage bei der Bürgermeisterwahl in Kiew jedoch kein Ende. Der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Boxweltmeister wurde am 24. April zum Vorsitzenden der neugegründeten prowestlichen Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen gewählt. Deren Abkürzung Udar ist ein russisches Wort und bedeutet übersetzt Schlag oder Fausthieb.

Vitali Klitschkos Engagement in der prowestlichen Opposition der Ukraine

Ziele von Vitali Klitschkos Partei waren Reformen zur Demokratisierung und Modernisierung der Ukraine, die Annäherung des Landes an die Europäische Union (EU) und der Kampf gegen Korruption. Bei der Parlamentswahl im Oktober 2012 erreichte Udar mit Vitali Klitschko als Spitzenkandidaten 13,9 Prozent und stellte mit 42 Abgeordneten drittstärkste Fraktion. Im Dezember 2021 wählte die Fraktion den Boxprofi zu ihrem Vorsitzenden.

Vitali Klitschko hatte jedoch größere Ambitionen: Im August 2013 verkündete er seine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2015. Dort wollte er die von Präsident Viktor Janukowitsch personifizierte korrupte Elite der Ukraine herausfordern, um unter anderem die Annäherung des osteuropäischen Landes an die EU voranzutreiben. Später kandidierte Klitschko nicht, zugunsten von Petro Poroschenko.

Vitali Klitschkos Rolle bei den Euromaidan-Protesten 2014

Dementsprechend übernahm Klitschko eine wichtige Rolle bei den Maidan-Protesten Ende 2013 und Anfang 2014. Nach Janukowitschs Ankündigung, das Assoziierungsabkommen der Ukraine mit der EU nicht zu unterzeichnen, bildete Klitschko ein Bündnis mit Oleh Tjahnibok von der rechtsextremen Partei Swoboda und Argeni Jazenjuk von der allukrainischen Vereinigung „Vaterland“. Gemeinsam forderten sie den Rücktritt des Präsidenten.

Im Laufe der tödlichen Proteste, die den Beginn des Ukraine-Konflikts markieren, kam Vitali Klitschko eine Vermittlerrolle zu. Dabei konnte er mit Präsident Janukowitsch Gespräche zwischen Opposition und Regierung aushandeln.

Vitali Klitschko wird Bürgermeister von Kiew – und wird zweimal wiedergewählt

Am 25. Mai 2014 wurde Vitali Klitschko schließlich mit 57,4 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister von Kiew gewählt. Seine Partei Udar gewinnt zudem eine Mehrheit von 78 der 120 Sitze im Stadtrat. Auch bei der folgenden Bürgermeisterwahl im November 2015 konnte Klitschko sein Amt in der Stichwahl gegen den Nationalisten Borislaw Berjosa verteidigen.

Nach der Wahl Wolodymyr Selenskyjs 2019 folgte ein Machtkampf zwischen dem neuen Präsidenten der Ukraine und Vitali Klitschko. Hintergrund ist eine Besonderheit der ukrainischen Hauptstadt, wonach der Bürgermeister direkt gewählt wird, während die Chefin bzw. der Chef der Stadtverwaltung vom Präsidenten ernannt wird. Gleichzeitig muss die Person an der Spitze der Stadtverwaltung direkt gewählt sein. Wolodymyr Selenskyj wollte beide Posten voneinander trennen. Im Zusammenhang mit dem Streit warf Selenskyjs Präsidialamtschef Andrij Bohdan Klitschko Korruption vor.

Trotz Machtkampf mit dem ukrainischen Präsidenten und Korruptionsvorwürfen wurde Vitali Klitschko bei der Wahl am 25. Oktober 2020 erneut zum Kiewer Bürgermeister gewählt. Dabei setzte er sich bereits im ersten Wahlgang durch, in dem er 50,5 Prozent der Stimmen erhielt.

Vitali Klitschkos Rolle bei landesweiten Wahlen in der Ukraine

Vitali Klitschko engagierte sich jedoch nicht nur in Kiew politisch, sondern auch in der gesamten Ukraine. Bei der Parlamentswahl 2014 war der ehemalige Boxer Spitzenkandidat des „Block Petro Poroschenko“, das aus Klitschkos Partei Udar sowie Poroschenkos Partei „Solidarität“ bestand. Das Bündnis erreichte 21,8 Prozent und lag damit nur knapp hinter der „Volksfront“, die mit 22,1 Prozent stärkste Kraft wurde. Klitschko zog jedoch nicht ins Parlament ein, sondern blieb in seinem Amt als Bürgermeister von Kiew.

Im August 2015 fusionierte Udar mit dem Block Petro Poroschenko des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko. Vitali Klitschko wurde daraufhin Vorsitzender der Partei. Sonderlich lange hielt die Kooperation jedoch nicht. Vor der Parlamentswahl 2019 kündigte Klitschko an, seine Partei trete eigenständig an. Eine Rolle spielte Udar bei der Wahl jedoch nicht.

Vitali Klitschkos Familie: Ex-Boxer hat drei Kinder

Seit dem 26. April 1997 ist Vitali Klitschko mit Natalia Jegorowa verheiratet. Die Hochzeit fand in Kiew statt. Klitschko erklärte später, er habe die Sängerin und das ehemalige Model lange von sich überzeugen müssen. „Es war der längste Kampf meines Lebens, und am Ende der wichtigste Sieg“, erklärte Klitschko. Gemeinsam haben Vitali und Natalia Klitschko drei Kinder. Der älteste Sohn Yegor wurde 2000 geboren, Tochter Elisabeth 2002 und Sohn Maxim 2005. (ms)

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