Brisanter Rüstungsdeal: Ukraine liefert Kampfhubschrauber an „Russlands Freunde“
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Brisanter Rüstungsdeal: Ukraine liefert Kampfhubschrauber an „Russlands enge Freunde“

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Serbien gilt traditionell als Russland-freundlich. Ein Kampfhubschrauber-Deal für das Militär fand nun jedoch unter außergewöhnlichen Umständen statt.

Belgrad/München - Vor wenigen Tagen fand ein Rüstungsgeschäft statt, das angesichts seiner Umstände Aufmerksamkeit verdient: Ausgemusterte, russische Militärhubschrauber Zyperns wurden von Serbien aufgekauft, das für die Modelle vom Typ Mil Mi-35 auch künftig Verwendung hat.

Bei der Landesverteidigung des kleinen Inselstaats war dies jedoch nicht mehr der Fall, wie die Agentur Reuters schildert: Die in Russland gebauten Kampfhubschrauber konnten von Zypern nicht weiterbetrieben werden, weil das Land als EU-Mitglied an die Sanktionen gegen Russland gebunden ist und die Flugmaschinen aufgrund von fehlenden Ersatzteilen sowie dem hohen Wartungsaufwand ausgemustert hat.

Serbien verstärkt Luftwaffe mit russischen Kampfhubschraubern aus Zypern

Bei Serbien ist der politische Hintergrund anders: Die Regierung in Belgrad hat zwar die militärische Zusammenarbeit mit Russland nach dem Einmarsch in der Ukraine eingeschränkt und die Invasion verurteilt. Im Gegensatz zu den EU-Staaten und anderen westlichen Ländern gibt es jedoch keine Sanktionen gegen Moskau. Die zypriotische Regierung einigte sich mit Serbien dem Bericht zufolge schon 2021 auf den Kauf der überholungsbedürftigen Mi35-Hubschrauber zu einem nicht näher genannten Preis, der mitunter durch Artillerie und anderem Kriegsgerät beglichen werden soll.

Serbien will mit dem Rüstungsdeal seine Luftwaffe stärken und die militärische Vormachtstellung in der Region aufrechterhalten, erklärte Präsident Aleksandar Vucic bei der Präsentation auf einem Militärgelände nahe der Hauptstadt. Dabei ist Serbien eine Art Puffer zwischen dem Westen und Osten: Einerseits setzt das Land weiterhin auf Kriegsgerät aus sowjetischen Beständen, zuletzt wurden jedoch auch Waffensysteme westlicher Länder sowie aus China gekauft.

Derweil berichtet das Portal Flugrevue.de über eine noch erstaunlichere Brisanz des Hubschrauber-Deals zwischen Zypern und Serbien: Mit Antonov Airlines führte eine ukrainische Airline den Transport der elf russischen Kampfhubschrauber vom EU-Gebiet aus nach Serbien durch. Demnach habe eine Antonow An-124 zwischen dem 19. und 21. November drei Flüge absolviert, wo die Helikopter vom Typ Mil Mi-35 vom zypriotischen Stützpunkt Paphos ins serbische Batajnica überführt wurden.

Hubschrauber vom Typ Mil Mi-35 und Mil Mi-24 aus russischer Produktion bei einer Zeremonie (Symbolbild)
Hubschrauber vom Typ Mil Mi-35 und Mil Mi-24 aus russischer Produktion bei einer Zeremonie (Symbolbild). © IMAGO/Lubos Pavlicek

Ukraine-Airline beliefert „Russland-Freund“ mit Militärgerät aus Russland

Antonov Airlines ist eine Tochterfirma des staatlichen ukrainischen Rüstungskonzerns Ukroboronprom und verdient Geld sowohl mit zivilen als auch militärischen Transportdiensten - und machte ungeachtet der geopolitischen Konstellation vor diesem Geschäft keinen Rückzieher. So flog das Unternehmen die Schwerlast-Fracht russischer Bauart in ein Land, das kulturell als Verbündeter Russlands gilt.

Das zeigt sich auch im Ukraine-Krieg und hängt laut einer ORF-Reportage mit der Ablehnung gegen den Westen zusammen, als Serbien während des Kosovo-Krieges von der NATO bombardiert wurde. Geopolitisch wuchsen zuletzt die Spannungen zwischen Serbien und der einstigen Provinz Kosovo wieder, was auch die Nato und die USA auf den Plan rief.

Zypern hat derweil für die verkauften Exemplare der russischen Hubschrauber Ersatz aus dem Westen organisiert: Mit Modellen von Airbus Helicopters (Typ H145M) ersetzt der Inselstaat die Mil Mi-35-Kampfhubschrauber, die aufgrund hoher Wartungskosten und der Schwierigkeiten im Hinblick auf Ersatzteile stillgelegt wurden.

Iran betreibt Aufrüstung mit Kampfjets und Hubschraubern aus Russland

Derweil ist auch ein Markt für neu entwickelte, russische Flugmaschinen vorhanden: So hat der Iran nach eigenen Angaben mehrere Kampfjets und Helikopter aus Russland erworben. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf den stellvertretenden Verteidigungsminister Sardar Farhi berichtet, handelt es sich um Kampfjets vom Typ Su-35, Kampfhubschrauber Mi-28H sowie Trainingsflugzeuge der Bauart Jak-130. Um wie viele Maschinen es genau ging, bleibt unklar.

Farhi erklärte dem Bericht zufolge, Russland habe auch seine Bereitschaft signalisiert, gemeinsam mit dem Iran Hubschrauber zu entwickeln und produzieren. Der Kauf dürfte bei westlichen Staaten die Sorgen um den Ausbau der militärischen Kooperation zwischen den beiden Ländern vergrößern. Aufgrund des Ukraine-Kriegs sind beide Nationen vom Westen mit Sanktionen belegt worden. (PF mit Material von Reuters und dpa)

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