Wiedererstarken der Linken: Eine historische Betrachtung – Progressive Stimme – Argumente, Fakten, Quellen

Wiedererstarken der Linken: Eine historische Betrachtung

Die Geschichte zeigt, dass linke Bewegungen nach Phasen von Unterdrückung, oder nachdem sie an Bedeutung gänzlich verloren haben, oft wieder stark werden. Das sieht man in vielen Ländern und es hilft, die Stärke und Anpassungsfähigkeit politischer Ideen zu verstehen. In diesem Artikel schauen wir uns einige Beispiele an, um dieses Phänomen zu erklären.

Im Fall von Chile wurde die Linke während der Diktatur unter General Augusto Pinochet (1973-1990) massiv unterdrückt. Pinochets Regime war gekennzeichnet durch systematische Menschenrechtsverletzungen, einschließlich Folter, willkürliche Inhaftierung und Exekution von Oppositionellen, insbesondere Linken und Sozialisten. Nach dem Ende der Diktatur und der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1990 konnte sich die Linke jedoch reorganisieren und erneut eine bedeutende politische Kraft im Land werden. Die progressive Koalition „Concertación“ dominierte die politische Szene für viele Jahre, und linke Parteien wie die Sozialistische Partei erlebten ein Comeback.

In Deutschland wurde die Linke während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) ebenfalls brutal unterdrückt. Die Nationalsozialisten verboten linke Parteien, verhafteten und ermordeten ihre Mitglieder und Anführer. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Fall des Naziregimes konnte sich die Linke in beiden deutschen Staaten (Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik) wieder etablieren. In Westdeutschland wurden die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und andere linke Gruppierungen wieder aktiv, während in Ostdeutschland die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) die führende Rolle übernahm.

Die rasche Erholung der Linken in beiden Ländern ist auf den ersten Blick rätselhaft. Wie konnten sie ihre Stärke nach diesem massiven Terror so schnell wiedererlangen?

Das könnte daran liegen, dass Menschen Gerechtigkeit und Gleichheit suchen, besonders wenn sie Ungerechtigkeit erleben. Möglicherweise haben die massiven Ungerechtigkeiten unter den voherigen Regierungen, das Bedürfnis nach linker Politik sogar verstärkt, so dass nach dem Ende der Unterdrückung linke Parteien, obwohl deren Strukturen zerschlagen und deren Anführer ermordet wurden, wieder erstarken konnten.

Menschen neigen in Zeiten von empfundener Ungerechtigkeit oder sozialen Unterschieden dazu, sich politischen Bewegungen zuzuwenden, die Veränderungen und eine gerechtere Verteilung von Ressourcen versprechen. Die Linke, die traditionell für die Förderung sozialer Gerechtigkeit und Gleichheit steht, kann in solchen Zeiten attraktiv erscheinen. Hier sind einige Thesen dazu:

  • Reaktion auf Ungerechtigkeit: Menschen streben nach Fairness und Gleichheit, und wenn sie das Gefühl haben, dass das soziale oder wirtschaftliche System ungerecht ist, wenden sie sich linken Organisationen zu, wenn sie diesen eine Veränderung zutrauen.
  • Gesellschaftliche Selbstkorrektur: Es scheint, dass Gesellschaften eine Art Selbstkorrekturmechanismus haben, bei dem in Zeiten großer Ungleichheit oder Unzufriedenheit eine Neigung zur Linken als Reaktion auf die herrschenden Bedingungen entsteht.
  • Historische Zyklen: Historisch gesehen gibt es Zyklen von Rechts- und Linkstrends in vielen Gesellschaften. Diese Zyklen sind teilweise als Reaktion auf die vorherrschenden sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu verstehen.
  • Soziale Bewegungen und Mobilisierung: Linke Organisationen und Parteien können dann effektiv sein, wenn sie die Mobilisierung und Unterstützung von soziale Bewegungen voranbringen, die auf Ungerechtigkeit reagieren und Veränderungen fordern. Dafür muss es aber zunächst ein massives und weit verbreitetes Gefühl der Ungerechtigkeit in der entsprechenden Gesellschaft geben.
  • Wirtschaftliche Krisen: In Zeiten wirtschaftlicher Krisen, wie im Text bereits erwähnt, kann die Linke an Attraktivität gewinnen, da sie oft Lösungen für Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Ungerechtigkeit vorschlägt. Setzt sie in solchen Zeiten aber auf ganz andere Themen, macht sie beispielsweise „Regenbogenpolitik“ während die Menschen Sorge um ihren Wohnstand haben, dann kann sie in solchen Zeiten auch massiv verlieren, ja sogar gänzlich unbedeutend werden.

Die genannten Faktoren sind so stark, dass sie auch nach massivster Unterdrückung zum tragen kommen, wie die Beispiele Chile und Deutschland uns zeigen.

Das Bild zu diesem Artikel ist ein Beispielbild, welches von Dall-E erzeugt wurde.

Quelle: Progressive Stimme - Argumente, Fakten, Quellen - https://progressivestimme.de