Wunder – darf man daran glauben? : Kirche im HR
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Wunder – darf man daran glauben?
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Wunder – darf man daran glauben?

Winfried Engel
Ein Beitrag von Winfried Engel, Katholischer Ltd. Schulamtsdirektor i. K. i. R., Fulda
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 „Wunder gibt es immer wieder!“ – An diesen uralten Schlager von Katja Ebstein fühle ich mich beim heutigen Blick auf den Kalender erinnert. Da steht nämlich: 9.3.2020 – 75. Geburtstag von Katja Ebstein. Mit ihrem Song hat die Sängerin etwas gesagt, was offenbar im Alltag vielfach vorkommt, jedenfalls wenn man dem allgemeinen Sprachgebrauch folgt. „Wie durch ein Wunder blieb der Fahrer unverletzt …“, so heißt zum Beispiel in einem Unfallbericht. „Wie durch ein Wunder hat das Kind den Sturz aus dem 5. Stock eines Wohnhauses überlebt …“ oder „Es ist wie ein Wunder, dass mein Freund seine schwere Erkrankung bis heute überlebt hat!“
Überraschend für mich ist, wie schnell immer wieder von einem „Wunder“ geredet wird. „Wunder“, dieses Wort verorten viele Zeitgenossen wohl eher im Bereich des Religiösen. Also hat Gott hier eingegriffen und die Menschen gerettet? – Doch das hat wahrscheinlich kaum einer der Zitierten so gesehen. Damit ist aber auch nicht gesagt, dass Gott nicht im Spiel war. Beweise gibt es weder für noch gegen ein Eingreifen Gottes. Darf ich dennoch von Wunder reden? Ein Theologe hat Wunder einmal so beschrieben: Wunder sind auffallende Ereignisse, die von glaubenden Menschen als Zeichen des Heilshandelns Gottes verstanden werden. Ob ich von einem Wunder rede oder nicht hängt also davon ab, wie ich die Welt sehe, mit Gott oder ohne. Wenn es Gott gibt, dann kann ich ihm auch zutrauen, dass er tätig ist. Das muss nicht spektakulär sein, es können auch kleine überraschende Wendungen im Alltag sein. „Wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehn!“, singt Katja Ebstein in ihrem Song über Wunder. Ob ich also von einem Wunder rede, hängt nicht davon ab, wie gewaltig oder spektakulär ein Ereignis ist, sondern wie ich die Welt sehe. Ich persönlich halte daran fest: Ich glaube an Wunder!