„Tatort“ Frankfurt heute: Meine Mama, die Tyrannin
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Der neue „Tatort“ aus Frankfurt: Meine Mama, die Tyrannin

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Hain, Koch
Undurchsichtig: Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) befragt Bildhauerin Anette Baer (Jeanette Hain), die Mutter des Tatverdächtigen. © Bettina Müller/HR

Die junge Frau ist tot, an den Händen ihres Freundes klebt Blut. Der Fall scheint klar. Oder? Warum dieser neue „Tatort“ aus Frankfurt, der vorletzte für die Kommissare Janneke und Brix, enttäuscht.

Dass diese Beziehung „toxisch“ ist, spürt man ab dem ersten Moment. Zwei Menschen in einer dunklen, Wohnung, Sätze wie „Warum bist du nicht da, wenn ich dich brauche?“ oder „Ich denke, wir sollten für eine Weile wegfahren“. Es handelt sich hier aber nicht um gleichaltrige Partner, sondern um Mutter (Jeanette Hain) und Sohn (Béla Gábor Lenz). Hier will eine Frau mit allen Mitteln dafür sorgen, dass ihr großes Kind nicht ins Visier der Mordermittler gerät. „Kontrollverlust“ lautet der Titel dieses „Tatort“ aus Frankfurt am Main, er ist – vom Ende her gesehen – gut gewählt, denn dieser Begriff betrifft beide. Er erleidet ihn, sie fürchtet ihn.

Mit allen Mitteln will Annette Baer (Jeanette Hain) ihren Sohn (Béla Gábor Lenz) verteidigen.
Falsche Spuren: Mit allen Mitteln will Annette Baer (Jeanette Hain) ihren Sohn (Béla Gábor Lenz) verteidigen. © bettina Müller/HR

Das ist aber auch schon das Einzige, das man als gelungen bezeichnen kann. Die Autoren Elke Hauck (auch Regie) und Sven S. Poser wollten der Geschichte um zwei begabte Künstler mit enormen Defiziten im Sozialverhalten etwas Surreales geben, doch deren Interaktion hat etwas Plattes, Papierenes. Es wirkt, als sei das Buch mit Blick auf Hauptdarstellerin Hain geschrieben worden, die dem Image des skrupellosen Todesengels mit der sanften Stimme in diesem Leben wohl nicht mehr entkommt.

Die Dialoge der Ermittler kann man fast mitsprechen

Das wirkt sich auch auf den Rest der Story aus, die Exkursionen in die Gamerszene samt Feminismusdiskussion und die ebenso aufgesetzten Statements des „Hausmeisters“ von drüben (Franz Pätzold), der den Frust der Ostdeutschen buchstabieren darf, sind plumpe Versuche, weitere Verdächtige zu präsentieren. Vor diesen Volten des Buches müssen die übrigen Schauspieler kapitulieren, die viel zu oft dem Publikum erzählen müssen, was sich nicht von selbst erklärt. Eingeschlossen Margarita Broich und Wolfram Koch als Ermittler Janneke und Brix samt Assistenten (Isaak Dentler und Yung Ngo), deren Dialoge man fast mitsprechen kann. Die Skulpturen der Bildhauerin und die Zeichnungen ihres Sprösslings mögen Kunstwerke sein, dieser Krimi ist keines.

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