Ich war eine männliche Kriegsbraut | Moviejunkies
Filmplakat Ich war eine männliche Kriegsbraut

9/10

"Geben sie das Geschlecht ihres Vaters zu?" — Ich war eine männliche Kriegsbraut, 1949

Ich war eine männliche Kriegsbraut

Besprechung

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg: Der französische Captain Henri Rochard (Cary Grant) fährt nach Heidelberg, um von dort zu seiner letzten Mission aufzubrechen. Er soll nach Bad Nauheim fahren und einem Wissenschaftler ein Visum übergeben. Kein wirklich spannender Auftrag, aber sein letzter als Offizier. Danach geht’s ins zivile Leben.

Da er durch die amerikanisch besetzte Zone nicht einfach fahren kann, benötigt er einen Verbindungsoffizier. Zu seinem Unglück wird ihm Leutnant Catherine Gates (Ann Sheridan) zur Seite gestellt. Die Beiden kennen sich und hassen sich. Ein gemeinsamer Einsatz in Düsseldorf verlief … farbenfroh. Die Fahrt nach Bad Nauheim ist von kleinen Pannen geprägt und dem ewigen Angezicke von Henri und Catherine. Erst spät entdecken die beiden Offiziere, dass sie sich das Leben nur deswegen schwer machen, weil sie sich eigentlich lieben. Sie wollen heiraten, doch das ist schon mal eine Hürde, die sehr hoch gesteckt ist.

Noch größer ist die Hürde, wenn Catherines Garnison abgezogen werden und in die Staaten zurückkehren soll. Wie kommt der arme Henri ebenfalls nach Amerika? Immerhin will er bei seiner Frau sein. Allerdings machen dem frisch vermählten Paar diverse militärisch-bürokratische Vorschriften das Leben extrem schwer.

Meinung von

Einer meiner Lieblingsfilme. Er hat eine solide, gut erzählte Geschichte, die Charaktere schließt man schnell ins Herz und ihre ewige Zankerei ist einfach nur süß anzuschauen. Ich war eine männliche Kriegsbraut von Altmeister Howard Hawks kann man in drei Abschnitte einteilen. Erst streiten sich die Hauptdarsteller Grant und Sheridan unentwegt und dabei weiß doch der Zuschauer "Was sich neckt, das liebt sich". Als dann endlich unsere beiden Turteltäubchen einsehen, was sie füreinander empfinden, geht die Arie mit dem Heiraten los. Das ist schon nicht einfach. Doch im letzten Teil wird es richtig kompliziert: die Ausreise von Henri. Es ist nicht wirklich vorgesehen, dass eine weibliche Angestellte der US-Armee im Ausland heiratet und nun einen Ehemann mit nach Hause bringen will. Soldaten, die in Deutschland eine Frau heiraten - okay. Aber eine Soldatin, die einen Mann heiratet? In den üblichen Frauen-Behausungen kommt er jedenfalls nicht unter.

Überhaupt findet Monsieur Rochard herzlich wenig Schlaf in dieser turbulenten Zeit. Er verbringt dank seiner Catherine die Nächte auf einem Stuhl, im Gefängnis (ohne Bett), in einer Badewanne oder umherwandernd - weil niemand den Ehemann einer Soldatin aufnehmen will. Oder darf. Dank des bürokratischen Wahnsinns. Henri kann einem echt leidtun. Das kommt natürlich auch durch die unbeholfene Art der Darstellung von Cary Grant, der zudem seinen typischen Dackelblick einsetzt. Allein die Liebe zu Catherine lässt ihn durchhalten.

Neben der Romanze sehen wir in Ich war eine männliche Kriegsbraut den Wahnsinn der Bürokratie des Militärs. Alles hat eine Abkürzung, alles eine Vorschrift, ein mehrseitiges Formular. Der Heiratsantrag von Henri und Catherine durchläuft unzählige Amtsstuben, bis das Paar sich endlich das Ja-Wort geben kann. Von den Schwierigkeiten danach, der Einreise nach Amerika ganz zu schweigen. Der arme Henri, was muss er alles erdulden. Er ist, so wird er kaum müde zu erklären der alliierte Gemahl einer weiblichen Millitärperson, einreisend in die Vereinigten Staaten nach der Verfügung A-271 des Kongresses. Rein rechtlich korrekt, aber niemand weiß, was man mit so einem machen soll. Nicht ohne Grund wird er auch auf einer Liste unter Rubrik Diverses — eine Kriegsbraut, männlich geführt. Diverses!

Der Film ist herrlich leicht und unbeschwert. Die Geschichte flott und ohne Längen erzählt. Wir haben hier keine derben Witze, wie man sie heute im Film sehen würde, dafür aber einen sehr feinen, urkomischen Humor. Regisseur Howard Hawks war einer der Vorreiter der Screwball-Komödien. Nun ist Ich war eine männliche Kriegsbraut keine solche Komödie mehr, dafür ist die Erzählweise nicht abgedreht und schnell genug, aber man merkt, dass Hawks ein sicherer Händchen für Komödie und Humor-Tempo hat.

Ich war eine männliche Kriegsbraut kann ich mir immer wieder mal anschauen. Lachen kann ich jedes Mal über die Witze und die Situationskomik. Das ist ein Zeichen für Qualität, wenn sich die Witze nicht abnutzen. Ich war eine männliche Kriegsbraut ist das, was ich liebevoll einen Sonntagnachmittagsfilm nenne. Allerdings kann man den eigentlich an jedem Tag und zu jeder Tageszeit anschauen. Und man sollte ihn mal angeschaut haben!