YouTube-Sperre umgehen - so klappt's | heise online

YouTube-Sperre umgehen - so klappt's

Trotz GEMA-Einigung ist YouTube unter Umständen immer noch gesperrt. Wir zeigen, wie Sie die Blockade umgehen und klären, ob es erlaubt ist.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
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“Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar” - jahrelang sorgte dieser Hinweis auf YouTube besonders bei Fans von Musikvideos für lange Gesichter. Seit sich die YouTube-Mutter Google mit der GEMA Ende 2016 in Sachen Rechteverwertung geeinigt hat, sind gesperrte YouTube-Videos eigentlich kaum noch ein Thema. Das “eigentlich” ist hier aber der entscheidende Punkt! Nach wie vor gibt es YouTube-Content, der von den Machern auf bestimmte Regionen begrenzt ist. Wie jede andere Webseite erkennt YouTube Ihren Aufenthaltsort anhand Ihrer IP-Adresse. Ist also beispielsweise ein Video oder ein Livestream auf den US-Markt beschränkt, können Nutzer mit einer europäischen IP-Adresse nicht darauf zugreifen. Das gleiche gilt, wenn Sie beispielsweise im Urlaub ein Video sehen möchten, das auf Deutschland beschränkt ist. Dieses so genannte Geo-Blocking ist lästig. Doch es gibt Mittel und Wege, damit umzugehen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie YouTube-Sperren aushebeln können.

Die Frage, ob die Umgehung einer Ländersperre von YouTube legal oder illegal ist, lässt sich nicht ganz einfach beantworten. Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass die Umgehung von Geoblocking-Maßnahmen aus Deutschland heraus nicht mit der Umgehung aufwändiger Kopierschutzmaßnahmen gleichzusetzen ist. Bis heute ist kein Fall bekannt, bei der der Einsatz von entsprechenden Maßnahmen wie etwas VPN-Services oder Proxy-Diensten strafrechtlich verfolgt wurde.

Anders sieht die Situation aus, wenn YouTube in einem Land aufgerufen werden soll, das den Zugriff auf die Plattform per Gesetz untersagt. Beispiele für diese Restriktionen sind der Iran, Nordkorea oder auch China. Wer auf Reisen in ein solches Land gegen ein YouTube-Verbot verstößt, kann dafür durchaus nach den lokalen Gesetzen bestraft werden.

Unabhängig von der Gesetzeslage auf Landesebene kann das Umgehen von YouTube-Sperren auch als Verstoß gegen Googles hauseigene Benutzungsbestimmungen ausgelegt werden. Diese werden ständig durch die YouTube-Macher angepasst. Theoretisch besteht die Gefahr, dass YouTube bei der Umgehung von Ländersperren das entsprechende Konto sperren könnte.

In Ländern, in denen YouTube verboten ist, kann die Umgehung von Websperren zum rechtlichen Problem werden.

Die wohl eleganteste Methode, um gesperrte YouTube-Videos zu sehen, ist der Einsatz eines VPNs. Ein VPN-Dienst leitet den gesamten Datenverkehr eines PCs - also auch den Aufruf von Webseiten wie YouTube - über einen so genannten VPN-Server weiter. Der Clou: Steht ein solcher Server in einem anderen Land, sieht die aufgerufene Webseite nicht Ihre persönliche IP-Adresse, sondern die des Servers. Ist ein YouTube-Video beispielsweise auf die USA begrenzt, können Sie es sich anschauen, indem Sie über einen US-VPN surfen.

Nebenbei erhöhen VPN-Dienste die Sicherheit beim Surfen, da sie den kompletten Traffic verschlüsseln. Vor allem in öffentlichen WLANs ist der Einsatz eines solchen VPNs daher ohnehin empfehlenswert. Unter den kommerziellen VPN-Diensten können wir unter anderem NordVPN oder Mulvad empfehlen. Entsprechende Abos kosten zwischen 30 und 50 Euro im Jahr und bieten Zugriff auf unzählige Server weltweit. Wie Sie per VPN anonym surfen, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

VPN-Dienste wie NordVPN teilen Ihrem Computer mit einem Klick eine ausländische IP-Adresse zu. Geoblocking lässt sich damit fast immer umgehen.

Neben kostenpflichtigen VPNs gibt es mittlerweile auch eine Reihe von kostenlosen VPN-Dienste. Diese bieten zwar oft nur einen eingeschränkten Funktionsumfang und limitieren den monatlichen Traffic, für gelegentliche YouTube-Videos oder auch den einen oder anderen Livestream genügen die Angebote aber oft. Empfehlenswert sind beispielsweise die kostenloseen Angebot von Cyberghost VPN, Tunnelbear, VPNHub oder auch das kostenlose VPN-Angebot von Pornhub (mehr zum VPN-Angebot von Pornhub finden Sie hier).

Die Nutzung eines VPN-Services ist einfach. Die meisten Anbieter stellen zu diesem Zweck Desktop-Programme bzw. Apps für Android und iOS zur Verfügung. Nach der Anmeldung müssen Sie lediglich die entsprechende VPN-Software installieren, sich im Account anmelden und einen Server auswählen. Sobald die Verbindung hergestellt ist, sind Sie mit einer ausländischen IP-Adresse im Internet unterwegs. Besuchen Sie nun einfach YouTube und rufen Sie das gesperrte Video auf, um es anzuschauen.

Neben der VPN-Methode kann eine YouTube-Sperre auch einfacher umgangen werden: Nutzen Sie einen Proxy-Server. Vom Grundkonzept ähnelt diese Methode der VPN-Lösung. Sie leiten den Aufruf von YouTube über einen Server um, der mit einer (in der Regel ausländischen) IP-Adresse ausgestattet ist. Zwar ist hier im Gegensatz zum VPN nicht der gesamte Netzwerktraffic verschlüsselt, in der Praxis genügen Proxys aber meist, um einfache Websperren zu umgehen.

Benutzer der Browser Google Chrome und Mozilla Firefox können auf eine Vielzahl von Proxy-Erweiterungen zurückgreifen. Unserer Erfahrung nach machen dabei Proxtube für Firefox und ProxFlow für Chrome den besten Job. Beide sorgen beim Aufruf von YouTube automatisch dafür, dass Ihre IP-Adresse aus dem US-Raum kommt und umgehen damit lästige Sperren.

Erweiterungen wie Proxflow umgehen YouTube-Sperren vollautomatisch.

Wer keine Lust hat, für den gelegentlichen YouTube-Ausflug eine Browser-Erweiterung zu installieren, kann einzelne Videos auch über praktische Webseiten entsperren. Eine Lösung dafür liefert beispielsweise Zalmos. Der Webproxy erlaubt es, eine beliebige Seite über einen Proxy anzusteuern. Die wichtigsten Dienste, darunter YouTube, sind mit einem Klick erreichbar. Ähnlich gut funktioniert Proxysite. Ganz nebenbei eignen sich diese Seiten auch hervorragend dafür, YouTube auf dem Smartphone oder Tablet zu entsperren, ohne dafür gleich die komplette Konfiguration anzupassen.

Dienste wie Proxysite entsperren Seiten wie YouTube direkt im Browser.

Einzelne Videos und Streams auf YouTube zu entsperren, ist wie gesehen kein größeres Problem. Doch wie sieht es mit den neuen Bezahlmodellen YouTube Music und YouTube Premium aus? Über die bietet YouTube gegen eine monatliche Gebühr einen werbefreien Zugriff auf Musik und Videos der Plattform - doch leider nicht in Deutschland. Aktuell ist beispielsweise YouTube Music nur in den USA, Australien, Mexico und einigen anderen Märkten verfügbar. Die Hoffnung, per US-IP-Adresse auf den Service zuzugreifen, verfliegt aber schnell. Bei der Anmeldung verlangt Google nämlich auch eine Adresse und eine Kreditkarte im jeweiligen Land. Sind die nicht vorhanden, bleibt der Zugriff verwehrt. Doch es gibt Hoffnung: YouTube kündigt bereits den Deutschlandstart von YouTube Music an. Hier heißt es also: Geduld ist angesagt.

YouTube Music und YouTube Premium sollen auch nach Deutschland kommen - an der Wartezeit ändert auch ein VPN nichts.
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(anka)