Südafrika: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie
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Südafrika: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Blick auf Kapstadt mit Hafen und Tafelberg
Blick auf Kapstadt mit Hafen und Tafelberg © IMAGO/McPHOTO/O. Protze

Südafrika gilt als das wirtschaftlich am weitesten entwickelte Land von Afrika. Es ist auch das einzige afrikanische Land, das zu den G20-Wirtschaftsmächten und zu den fünf BRICS-Staaten zählt. Außerdem ist es Gründungsmitglied der Vereinten Nationen.

  • Südafrika besitzt mit Pretoria, Kapstadt und Bloemfontein gleich drei Hauptstädte.
  • Nobelpreisträger Nelson Mandela war von 1994 bis 1999 der erste schwarze Präsident des Landes.
  • Das Land ist multiethnisch und multikulturell geprägt.

Pretoria, Kapstadt, Bloemfontein – Mit einer Fläche von 1,2 Millionen Quadratkilometern ist Südafrika etwa dreieinhalbmal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Das Land blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Nach Ende der Kolonialzeit erlebte die Republik eine jahrzehntelang anhaltende Politik der Apartheid. Inzwischen ist Südafrika eines der am weitesten entwickelten Länder des afrikanischen Kontinents. Doch der Wohlstand ist ungleich verteilt.

Südafrika: Frühgeschichte und erste Europäer

Archäologische Funde belegen, dass bereits vor über drei Millionen Jahren Vormenschen auf dem Gebiet des heutigen Südafrikas lebten. Zu den ersten modernen Menschen zählten die San, die seit etwa 20.000 Jahren als Jäger und Sammler hier ansässig waren. An den Küstengebieten waren die Khoikhoi verbreitet. Sie betrieben bereits Viehzucht und Landwirtschaft. Die beiden Bevölkerungsgruppen wurden im dritten Jahrhundert nach Christus vom Volk der Bantu verdrängt.

Im 15. Jahrhundert trafen Seefahrer aus Portugal während ihrer Suche nach neuen Handelsrouten als erste Europäer in Südafrika ein. Mitte des 17. Jahrhunderts kamen niederländische Händler und Kaufleute ans Kap der Guten Hoffnung, um hier Handelsstützpunkte für die Niederländische Ostindische Kompanie zu errichten. Um die Niederlassungen ausreichend versorgen zu können, siedelten sich niederländische Bauern an, um das fruchtbare Land zu bewirtschaften. Diese wurden auch als die „Buren“ bezeichnet. Aber auch Deutsche und Franzosen fanden hier eine neue Heimat. Allerdings kam es auch immer wieder zu Kämpfen zwischen der afrikanischen Bevölkerung und den Eindringlingen, bei denen die Einheimischen allerdings unterlagen.

Südafrika: Der Kampf zwischen Briten und Buren

Auch die Briten erkannten allmählich die handelsstrategisch günstige Lage des Landes. Anfang des 19. Jahrhunderts verdrängten sie die Buren und erhoben die Kapkolonie zur britischen Kolonie. Durch die Abschaffung der Sklaverei 1833 war die wirtschaftliche Existenz der Buren bedroht. Drei Jahre später zogen etwa 5.000 Buren samt ihrer Sklaven im sogenannten „Großen Treck“ ins Landesinnere, um dort Oranjefreistaaten zu errichten.

Die neuen Burenregionen stießen allerdings bei der britischen Kolonialmacht auf erneutes Interesse, als in diesen Bodenschätze wie Gold und Diamanten entdeckt worden waren. Als die Briten ihre Kolonie weiter ausbauen wollten, kam es von 1899 bis 1902 zum Burenkrieg, aus dem die britische Kolonialmacht siegreich hervorging. Zusätzlich wurde noch gegen die Volksgruppe der Xhosa gekämpft. 1910 wurde die Südafrikanische Union im Commonwealth ausgerufen. Die schwarze Bevölkerung wurde in Reservate gesteckt. Und die Buren wurden in ihren Rechten stark eingeschränkt.

Südafrika: Nelson Mandelas Kampf gegen die Apartheid

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Nationalpartei in Südafrika die Macht übernommen hatte, setzte die Politik der Apartheid ein. Dabei handelt es sich um eine Rassentrennung, die fast ein halbes Jahrhundert anhielt. Die Bevölkerung wurde in vier großen Klassen eingeteilt: Schwarze, Weiße, Farbige (Coloured) und Asiaten. Diese Rassentrennung bestimmte das gesamte öffentliche Leben – angefangen von Trennung in Transportmitteln bis hin zu getrennten Schulen und Errichtung eigener Stadtviertel wie die „Townships“, in denen die schwarze Bevölkerung lebte.

Doch bald schon regten sich Proteste gegen die Politik der Apartheid. Einer der führenden Kämpfer für die Rechte der schwarzen Bevölkerung war Nelson Mandela vom African Nation Congress (ANC). Er war den Politikern ein Dorn im Auge und wurde schließlich verhaftet und für 27 Jahre ins Gefängnis gesteckt. 1990 wurde durch außenpolitischen Druck die Apartheid beendet und Mandela aus der Haft entlassen. 1994 wurde Mandela in ersten demokratischen Wahlen zum ersten schwarzen Präsident Südafrikas gewählt. Es wurde eine neue Verfassung verabschiedet und das Staatsgebiet neu gegliedert. Allerdings sind bis heute immer noch die Auswirkungen der jahrzehntelangen Apartheid im Land zu spüren und es bestehen immer noch große soziale Unterschiede zwischen den einst voneinander getrennten Bevölkerungsgruppen.

Südafrika: Das politische System

1997 erhielt Südafrika eine Verfassung, die als eine der fortschrittlichsten Verfassungen weltweit gilt. Sie garantiert den Bürgern vor allem in den sogenannten Bill of Rights umfangreiche Menschenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter, enthält wichtige Aspekte zur Rede-, Religions-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit und sieht zudem eine unabhängige und unparteiische Justiz vor.

Die Staats- und Regierungsform ist eine föderale Republik mit parlamentsgebundener Exekutivgewalt. Der Präsident ist gleichzeitig auch Regierungschef und wird von den Abgeordneten der Nationalversammlung gewählt. Er kann durch ein Misstrauensvotum wieder abgewählt werden. Das Parlament besitzt zwei Kammern: die Nationalversammlung (mit 400 vom Volk gewählten Abgeordneten) und der Nationalrat der Provinzen (mit je zehn Delegierten aus den neun Provinzen).

Südafrika: Fakten im Überblick

  • Hauptstadt: Pretoria (Exekutive), Kapstadt (Legislative), Bloemfontein (Judikative)
  • Amtssprache: Afrikaans, Englisch, Süd-Ndebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga, Südafrikanische Gebärdensprache
  • Fläche: 1.221.037 Quadratkilometer
  • Einwohnerzahl: 60,14 Millionen (Stand 2019)
  • Währung: Rand (ZAR)
  • Verwaltungsgliederung: 9 Provinzen
  • Religionen: Afrikanisch-Unabhängige Kirchen (25,44 %), Pentekostale Kirchen (15,24 %), Römisch-katholische Kirche (6,79 %) und sonstige Religionen

Südafrika: Sprachen und Bevölkerung

Die Bevölkerung Südafrikas ist von 1996 bis heute von einer Einwohnerzahl von gut 40 Millionen auf rund 60 Millionen Menschen angestiegen. Das Land ist multiethnisch und multikulturell aufgestellt. Die in der Apartheid vorgenommene Einteilung von Schwarzen, Weißen, Coloureds und Asiaten wird zwar offiziell nicht mehr vorgenommen, dennoch sehen sich viele Menschen des Landes weiterhin einer der Gruppen zugehörig. Die schwarze Bevölkerung umfasst knapp 80 Prozent und ist wiederum in Volksgruppen unterteilt: Dazu gehören die Zulu, die Xhosa, die Basotho, die Venda, die Tswana, die Tonga, die Swazi und die Ndebele. Hinzu kommen noch einige Millionen Flüchtlinge aus Simbabwe. Der Anteil an europäischstämmigen Weißen (Niederländer, Deutsche, Franzosen und Briten) beträgt knapp neun Prozent.

Seit Ende der Apartheid besitzt Südafrika elf offiziell anerkannte Landessprachen. Dazu zählen Englisch, Afrikaans, isiZulu, Süd-Ndebele, Sesotho, Nord-Sotho, Xitsonga, Setswana, Tshivenda und isiXhosa. Damit besitzt Südafrika nach Indien und Bolivien als Land die drittmeisten offiziellen Sprachen der Welt. Die Weißen und die Coloureds sprechen überwiegend Afrikaans als Muttersprache. Nur 40 Prozent der Weißen und gerade mal 0,5 Prozent aller Schwarzen sprechen Englisch als Muttersprache. Die anderen Sprachen teilen sich auf die Bantu-Völker auf. Hinzu kommen noch viele andere afrikanische und europäische Sprachen, die regional im Gebrauch sind, aber keinen offiziellen Status haben.

Südafrika: Geografie und Städte

Südafrika grenzt im Süden sowie im Südosten an den Indischen Ozean an und im Westen an den Atlantischen Ozean. Im Norden befinden sich die Grenzen zu Namibia, Botswana, Simbabwe und Mosambik. Im Osten verläuft die Grenze zu Eswatini. Im Land eingeschlossen befindet sich die Enklave Lesotho. Ein großer Teil des Landes liegt auf einer Hochebene – dem südafrikanischen Tafelland. Dieses ragt zwischen 900 und 2.000 Metern über dem Meeresspiegel empor. Die südwestliche Spitze des Landes bildet das berühmte „Kap der Guten Hoffnung“.

Die Republik besitzt gleich drei Hauptstädte. Der Regierungssitz befindet sich in Pretoria, das Parlament ist in Kapstadt und das Oberste Berufungsgericht ist in Bloemfontein untergebracht. Dabei sind Johannesburg und Kapstadt die größten Metropolgemeinden des Landes.

Die größten Städte Südafrikas im Überblick

  • 1 Johannesburg: 957.441 Einwohner, Provinz Gauteng
  • 2 Kapstadt: 433.688 Einwohner, Provinz Westkap
  • 3 Durban: 595.061 Einwohner, Provinz KwaZulu-Natal
  • 4 Germiston: 255.863 Einwohner, Provinz Gauteng
  • 5 Pretoria: 741.651 Einwohner, Provinz Gauteng
  • 6 Gqeberha: 312.292 Einwohner, Provinz Ostkap
  • 7 East London: 267.007 Einwohner, Provinz Ostkap
  • 8 Bloemfontein: 256.815 Einwohner, Provinz Freistaat

Südafrika: Wissenswertes zum Land

Auf dem afrikanischen Kontinent bildet Südafrika die größte Finanz- und Wirtschaftsmacht. Das Land ist fruchtbar und ein großer Exporteur landwirtschaftlicher Produkte (Wein, Weizen, Gemüse und tropische Früchte). Allerdings sind die Folgen der Apartheid noch zu sehen. Viele Farmen sind in weißer Hand und beschäftigen nach wie vor schwarze Südafrikaner als Arbeitskräfte. Das Land beherbergt allerdings noch weitere Bodenschätze, wie Gold, Platin, Chrom, Mangan, Titan und Diamanten. Die Entdeckung von Nickel, Kupfer, Uran und Eisen hat der Industrie zusätzlichem Aufschwung beschert.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Tourismus. Vor allem die mehr als 200 Naturschutzgebiete – wie dem Kruger-Nationalpark – stehen auf der Sightseeing-Liste weit oben. Jährlich kommen rund zehn Millionen Touristen nach Südafrika, um bei einer Safari-die Big Five (Löwe, Leopard, Nashorn, Elefant, Büffel) zu beobachten. Für viele ist auch der Blick vom Kap der Guten Hoffnung ein unvergessliches Erlebnis.

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