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Popmusik der 1960er Jahre: Ein musikalischer Aufbruch

Welche Unterhaltungsmusik gab es vor der Erfindung der Popmusik?

Populäre Musik für einen breiten Massengeschmack hat es schon immer gegeben, allerdings war sie nicht speziell auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten. Besonders im englischsprachigen Raum setzten sich mit Erfindung und Verbreitung der Schellackplatte und des Radios neben den geläufigen Schlagern vor allem jazzig swingende Lieder durch. Aber in den frühen 1950ern veränderte sich der Markt rapide.

Wer war der erste Rock 'n' Roll-Musiker?

Die zündende Idee, die den Anstoß zur Entwicklung dieser neuen Musikrichtung gab, kam von Bill Haley. Um das Jahr 1950 hatte der amerikanische Sänger nämlich als Erster die epochemachende Idee, die beiden Musikrichtungen Country Music und Rhythm & Blues miteinander zu kombinieren, mit einer markanten Betonung des 2. und 4. Taktschlags und einer simplen Struktur zu verknüpfen und in einem lässig bunten Outfit zu präsentieren (»Rock Around the Clock«, 1954). In der Folge kreierte er mit Kollegen wie Chuck Berry, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis und Little Richard den ersten popmusikalischen Trend, der sich als »Rock 'n' Roll« in Absetzung von den ästhetischen Gewohnheiten der Erwachsenenwelt schnell zu einer internationalen Jugendbewegung entwickelte.

Welche Bedeutung hatten die Beatles?

Sie brachten die Popmusik einen gehörigen Schritt weiter. Der Kreis um Bill Haley hatte die Grundlage geschaffen, auf der die zweite und zentrale Entwicklung der frühen Popmusik aufbauen konnte. Jetzt wechselte der Schauplatz nach Europa. In der britischen Hafenstadt Liverpool gab es Ende der 1950er Jahre eine äußerst lebhafte Szene junger Musikgruppen, die eine Mischung aus Rock 'n' Roll, Skiffle, Blues und Tanzbarkeit zum »(Mersey) Beat« verbanden. Diese melodisch einfache und konsumierbar-eingängige Unterhaltungsmusik wurde durch den kometenhaften Aufstieg der Beatles zum Klang- und Kulturphänomen mit weltweiter Bedeutung ausgebaut. Am 27. Dezember 1960 hatten sie ihr Debüt als »Beatles« in einem Liverpooler Vorort.

Wie vollzog sich der kometenhafte Aufstieg der Fab Four?

Die Karriere der »Fab(ulous) Four« – der sagenhaften Vier –, wie die Beatles später genannt wurden, begann 1962 mit der Veröffentlichung ihrer ersten Single »Love Me Do«, und bereits im Jahr 1964 waren 60 Prozent aller in den USA verkauften Singles von den Beatles. Die vier Briten etablierten massenhysterische Medienereignisse im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Und sie setzten mit über 200 Kompositionen stilistische und mit Alben wie »Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band« (1967) auch technische Maßstäbe der Gestaltung moderner Popmusik. So war die öffentliche Enttäuschung groß, als am 10. April 1970 in einer Pressemitteilung die Trennung offiziell bekannt gegeben wurde.

Welchen Einfluss auf die Entwicklung der Popmusik hatten äußere Faktoren?

Die gesellschaftlichen Entwicklungen spiegelten sich auch in der Musik wieder. Die 1960er Jahre standen im Zeichen der Konsolidierung politischer, gesellschaftlicher und sozialer Verhältnisse. Der Bedrohung durch den Kalten Krieg stand in den westlich geprägten Kulturräumen ein zunehmend sorgenfreier Alltag gegenüber. Popmusik wurde zum Ventil eines jugendlichen Lebensgefühls, das mit den Zwängen und der Saturiertheit der Elterngeneration nichts mehr zu tun haben wollte.

Was bedeuteten die neuen Möglichkeiten des medialen Zeitalters?

Sie sorgten für ungeahnte Verbreitung und eine zunehmende Kommerzialisierung der Popmusik. Die Jukebox und die Langspielplatte, der tragbare Plattenspieler und das Transistorradio machten einen ebenso individualisierten wie kollektiv erfahrbaren Musikkonsum möglich. Janis Joplin, Jim Morrison oder Jimi Hendrix avancierten zu Jugendheroen, die auf Festivals wie Woodstock (1969) von Hunderttausenden gefeiert wurden. Und die Musikindustrie entwickelte sich zu einer der größten Wachstumsbranchen der Epoche.

Was fällt alles unter den Oberbegriff Popmusik?

Die Bezeichnung Popmusik als Begriff für populäre Musik im weiteren Sinn umfasst bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – in Abgrenzung zur Kunstmusik – allgemein verständliche und zugängliche, in der Regel weithin bekannte Unterhaltungs- und Tanzmusik.

So gesehen gehören volksmusikalische Ereignisse auf Markt- und Dorfplätzen der frühen Neuzeit ebenso dazu wie die seit der Erfindung der Lithografie im 19. Jahrhundert massenhaft verbreiteten Schlager, Operettenmelodien und Opernarien. Diese sich in weiten Kreisen der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuenden Musikstücke wurden von den bürgerlichen Salons über Militärblaskapellen bis zu den Varietés in großem Umfang verbreitet.

In einem engeren Sinn umfasst demgegenüber der Begriff Popmusik die stilistischen Entwicklungen und Darstellungsweisen in der musikalischen Jugendkultur, wie sie sich ab dem Ende der 1950er Jahre in verstärkter Weise herausbildeten.

Wussten Sie, dass …

die Beatles unter dem Namen »Beat Brothers« im Jahr 1961 in Hamburg ihre ersten Plattenaufnahmen machten? Sie waren damals allerdings Begleitband von Tony Sheridan.

Jimi Hendrix keine Noten lesen und schreiben konnte? Um die Musik schriftlich zu fixieren, verwendete er stattdessen verschiedene Farben, die für bestimmte Klangcharakteristika und musikalische Empfindungen standen.

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