Mitropa

Mitropa: Gestern Bahnservice – heute Retro-Kult mit begehrten Sammlerstücken

Mitropa – ein klangvoller Konzernname, der jetzt für Eisenbahn-Nostalgie steht. 1916 als „Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft“ gegründet und später auf „Mitropa“ verkürzt, stellte das Unternehmen auch luxuriöse Salonwagen bereit und kümmerte sich um die Gastronomie in den Zügen. Mit den Jahren breitete sich die Firma aus, übernahm die Restauration in Flussdampfern und Flugzeugen. Nach der Teilung Deutschlands betrieb die Mitropa in der DDR zusätzlich Bahnhofsgaststätten und Autobahnraststätten. Seit dem Verschwinden der Kultmarke 2006 gehört das Original-Geschirr mit dem berühmten Schriftzug zu begehrten Sammlerstücken. Ebenfalls beliebt: Mitropa-Wagen für die Modell-Eisenbahn.

Wie entwickelte sich die Mitropa?

Mitten im Ersten Weltkrieg beschlossen die Bahnverwaltungen von Deutschland und Österreich-Ungarn, eine eigene Gesellschaft für den Betrieb der Schlaf- und Speisewagen zu gründen. Mit dem Monopol der Mitteleuropäischen Schlafwagen- und Speisewagen Aktiengesellschaft boten sie der französisch-belgischen Konkurrenz die Stirn. Die komplexe Firmengeschichte der Mitropa ist eng mit politischen Entwicklungen verknüpft. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Deutschlands wurde auch die Mitropa geteilt. Im Westen fusionierte sie mit dem Reichsbahn Schlafwagen- und Speisewagenbetrieb zur Deutschen Schlafwagen- und Speisewagengesellschaft (DSG). In der DDR blieb sie unter dem Firmennamen Mitropa AG erhalten. Ihre Aufgaben wuchsen mit den Jahren: Sie betrieb auch Bahnhofsrestaurants und kümmerte sich ab den 50er Jahren außerdem um die Gastronomie von Ausflugsdampfern sowie Eisenbahnfähren auf der Ostsee. 1961 kamen Autobahnraststätten unter Mitropa-Regie hinzu, später Hotel-Züge, Hotels und Motels. Ein blühendes Unternehmen, auch über die Wiedervereinigung 1990 hinaus. Eine weitere Fusion gab es vier Jahre später: Die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn der DDR schlossen sich zur Deutschen Bahn AG zusammen, und die DSG kam zur Mitropa AG.

Warum verschwand die Mitropa?

Wirtschaftliche Entwicklungen Ende der 90-er Jahre bis kurz nach der Jahrtausendwende führten schließlich zum Aus des millionenschweren Traditionsunternehmens. 2004 wurde es an die deutsche Niederlassung des börsenorientieren britischen Cateringunternehmens Compass Group verkauft und gab ihren Bahnservice auf. Unter dem neuen Namen Mitropa GmbH innerhalb dieser Gruppe bewirtschaftete sie nur noch Bahnhofsgaststätten und Autobahnraststätten. 2006 ging sie in die SSP Deutschland über: Die Tochterfirma des britischen Unternehmens Select Service Partners betreibt überwiegend Systemgastronomie. An die ruhmreiche Zeit der Mitropa erinnert unter anderem das Inventar, darunter Besteck und Geschirr, das bei eBay angeboten wird.

Welche Sammlerstücke gibt es von Mitropa?

Besonderen Stellenwert nimmt die edle Porzellangeschirr-Serie „rationell“ ein. Seit 1972 wurden Speisewagen und Bahnhofsrestaurants damit ausgestattet. Unter Sammlern begehrt sind auch historische Genussscheine und Gutscheine mit dem berühmten Mitropa-Logo. Außerdem haben Fans einen großen Bestand an Reklame-Drucksachen zusammengetragen: darunter alte Visitenkarten, Speisekarten, Aufkleber und Prospekte.