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Geschichte New York

Als ein Bomber im Empire State Building einschlug

Eine Million Minuten historisches Bildmaterial hat die Nachrichtenagentur AP ins Netz gestellt. Mit dabei sind die dramatischen Bilder vom Einschlag eines US-Bombers ins Empire State Building 1945.
Als ein Flugzeug ins Empire State Building krachte

Dieses historische Video zeigt einen Fernsehbericht über einen Unfall in New York: 1945 stürzt eine Maschine in das Empire State Building. Dabei starben 13 Menschen. Sehen Sie hier die historischen Bilder.

Quelle: AP

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Auf Höhe der 34. Straße ist Manhattan etwa 3,5 Kilometer breit. An der Kreuzung mit der Fifth Avenue erhebt sich das bis zum Dach 381 Meter hohe Empire State Building, das zu den Wolken hin schmaler wird, aber durchschnittlich etwa 55 Meter breit ist. Es besteht also rein statistisch eine Wahrscheinlichkeit von 1,6 Promille, dass ein Flugzeug, das die Innenstadt von New York City von Nordosten nach Südwesten überfliegt, das Hochhaus trifft – anders ausgedrückt: Die Möglichkeit beträgt etwa 1:660.

Ein Maschine des Typs M-25 flog William Franklin Smith jun. am Morgen des 28. Juli 1945 ins Empire State Building
Ein Maschine des Typs M-25 flog William Franklin Smith jun. am Morgen des 28. Juli 1945 ins Empire State Building
Quelle: picture-alliance / akg-images

Vor genau 70 Jahren passierte es trotzdem. Am 28. Juli 1945, einem nebligen Sonnabend, steuerte Lieutenant Colonel William F. Smith jun. seinen zweimotorigen Bomber vom Typ B-25 auf dem Weg von Massachusetts nach New Jersey über New York. Außer ihm saßen noch zwei Passagiere an Bord – es handelte sich um einen Routinepassagierflug. Nichts Besonderes für den 27-jährigen Piloten, der mehr als 500 Stunden im Kampfeinsatz hinter sich hatte und mehrfach ausgezeichnet worden war.

Das Unheil begann, als Smith die Empfehlung des Towers, auf dem North Beach Airport, heute bekannt als Flughafen LaGuardia, zurückwies, wegen schlechter Wetterverhältnisse umgehend nordöstlich von New York zu landen. Er wollte nämlich unbedingt seinen Auftrag ausführen, zeitgerecht den Flugplatz Newark südwestlich der Stadt zu erreichen. Weil Smith kein Hasardeur war, wollte er über den Hudson River fliegen, um nicht in die Nähe der Hochhäuser von Manhattan zu kommen. Das aber ging schief.

Die Folgen sind in einem knapp drei Minuten langen Film der Wochenschau „Movietone News“ zu sehen, der jetzt von der Nachrichtenagentur AP bei YouTube eingestellt worden ist, zusammen mit rund einer Million Minuten weiterer historischer Filmaufnahmen. Man kann sie kostenlos sehen; nur gelegentlich werden Werbeanzeigen eingeblendet.

Das Loch in der Fassade des Empire State Building
Das Loch in der Fassade des Empire State Building
Quelle: picture-alliance / dpa

Es war 9.40 Uhr Ortszeit, also 15.40 Uhr deutscher Zeit, als Smith seine Maschine im dichten Nebel nach Backbord lenkte. Doch unter ihm lag nicht, wie er wohl glaubte, der Hudson, sondern der langgestreckte Central Park. Das Unheil nahm seinen Lauf – doch anders als 56 Jahre später beim Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 handelte es sich um einen Unfall.

Zur Katastrophe musste es noch nicht zwangsläufig kommen. Denn ohne Weiteres hätte der Pilot sein Flugzeug hochziehen können – oberhalb von 500 Metern drohte keinerlei Gefahr mehr. Doch er flog lediglich gut 150 Meter hoch – warum, konnte nie geklärt werden.

Mit Mühe konnte er noch dem RCA Building, dem höchsten Bau des Rockefeller Center zwischen der 51. und 48. Straße ausweichen. Smith zog seine B-25 auch tatsächlich hoch – doch es war zu spät: Auf den anderthalb Kilometern zwischen Rockefeller Center und Empire State Building gewann das Flugzeug nur etwa 150 Meter an Höhe – und krachte mit geschätzt 320 Stundenkilometer auf Höhe des 79. Stockwerks in das damals höchste Gebäude der Welt.

Der mittelschwere Bomber, der ein Startgewicht von maximal 20 Tonnen hatte, riss ein 5,50 hohes und 6,10 Meter breites Loch in die mit Naturstein verkleidete Stahlkonstruktion des Empire State Building. Alle drei Insassen der Maschine waren sofort tot; durch den Einschlag und den anschließenden Brand starben im Hochhaus weitere elf Menschen.

Flammen schlagen aus einem Stockwerk des Empire State Buildings in New York
Flammen schlagen aus einem Stockwerk des Empire State Buildings in New York
Quelle: picture-alliance / dpa

Einer der Motoren durchschlug das gesamte Haus, schoss auf der Südseite wieder heraus und zerstörte ein Penthouse auf einem der nächsten Blocks. Der andere Motor und das dahinter liegende Fahrwerk stürzten einen Fahrstuhlschacht hinunter. Der gesamte 79. Stock und Teile der angrenzenden Etagen standen in Flammen.

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Großes Glück im Unglück hatte die 20-jährige Fahrstuhlführerin Betty Lou Oliver. Sie war durch die Flammen im 80. Stock schwer verletzt worden. Die Rettungsmannschaft wollte sie mit einem vermeintlich sicheren Lift ins Erdgeschoss fahren. Doch Trümmer hatten die Tragseile des Aufzuges beschädigt – sie rissen, kaum dass sich die Kabine in Bewegung gesetzt hatte. Betty Lou Oliver stürzte mehr als 300 Meter in die Tiefe.

So etwas konnte eigentlich niemand überleben. Betty Lou Oliver gelang es, denn die Luft, die sich im engen Fahrstuhlschacht stark komprimierte, bremste die Kabine; außerdem dämpften Trümmer am Boden des Aufzugsschachts den Aufprall. Das Guinness Buch der Rekorde verzeichnet den Sturz der Fahrstuhlführerin als höchsten jemals halbwegs glimpflich ausgegangenen Sturz. Sie starb knapp 49 Jahre später.

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