Rezension aus Deutschland vom 21. August 2022
PROLOG:
Jacques Deray, der mit seinen Filmen wie Der Swimmingpool (1969; Romy Schneider, Alain Delon), Borsalino (1970; Alain Delon, Jean-Paul Belmondo), Der Außenseiter (wieder Jean-Paul Belmondo) u.a., bekannt wurde, drehte den Film im Jahr 1972. Es ist ein Werk, das leider zu unbekannt ist, ein Film, den man sehen sollte. Mit Jean-Louis Trintignant, Roy Scheider, Ann-Margret und Angie Dickinson erzählt er eine Geschichte, die an und für sich ziemlich einfach ist, die jedoch eine Spannung erzeugt, die vom ersten Moment da ist!
ETWAS ÜBER DIE HANDLUNG (mit wenig Spoiler):
Lucien Bellon (Jean-Louis Trintignant) ist ein Aufragsmörder, der aus Paris gekommen ist. Im Hotel erfährt er, wie seine Opfer heißt. Er bekommt einen Revolver, natürlich das Geld und die Adresse.
Seine "Mission hat er erfolgreich" erledigt...Zurück im Hotel erfährt er, dass seine Sachen (Dokummente) weg sind, ein "Freund" hat alles arrangiert.
Jetzt ist er allein, kennt niemanden. Als kurz darauf Schüsse fallen, weiß er, er hat etwas übersehen.
Er kennt die Stadt nicht, seinen Mörder auch nicht.
Es gelingt ihm Antoine (Michel Constantin) anzurufen. Sein Freund hilft ihm, er soll Nancy (Ann-Margret) finden, die in einem Nachtclub arbeitet.
Vorher kommt zu etlichen "Treffen" mit seinem Widersacher. Es ist Lenny (Roy Scheider), ein Mann aus Detroit.
Zwar gelingt Lucien zu fliehen, Nancy hilft ihm - nicht gerne - ihr Freund beschafft ihm neue Dokummente. Doch Lucien fliegt nicht nach Paris, er wäre auch dort nicht sicher. Anscheinend hat er den richtigen Mann, einen M*boss - Victor Kovacs - getö***, doch das war nicht alles.
Er will und muss die Hintemänner finden. Da ist noch Kovacs' Witwe Jackie (Angie Dickinson), die tief drinnen steckt, dann der Sohn des Toten, und einige andere.
Nancy, verärgert, dass Lucien geblieben ist, hilft trotzdem weiter. Ein "Treffen" mit Lenny findet statt. Und Antoine kommt mit seinen Freunden...
Bei dem Begräbnis (Victor Kovacs) kommt es zum Eklat.
DIE GEDANKEN:
Die Story entwickelt sich ziemlich schnell, aber erst nach und nach erfahren wir mehr über Lucien. Es sollte seine letzte Arbeit sein, mit dem Geld will er seine Spielschulden begleichen. Wir wissen sofort, dass seine Tat zwar ungestraft bleibt, er selbst soll nicht davonkommen (lassen sie sich überraschen). Es ist eine interne Sache, in die fast alle involviert sind.
Warum sonst würden die Ehefrau und der Sohn lügen? Sie haben den Täter gesehen, beschreiben ihn jedoch ganz falsch, anders!
Zwischen Gut und Böse - wie soll man hier eine Grenze erkennen, Lucien ist der Täter, ohne Zweifel. Langsam kristallisiert sich ein BIld - da sind zwei Männer, die eine schlimme "Arbeit" machen, ohne Gefühle, ohne zu zucken.
Da sind zwei Frauen, eine reich und undurchsichtig, die andere eine Tänzerin, abhängig von den Männern, die Geschäfte machen, ohne die Möglichkeit sich zu befreien.
Auf beiden Seiten kämpfen die Männer fürs Geld, die Motive können variiren, das Geld ist immer wichtig...
Lucien und Lenny, Jackie und Nancy...verschiedene Welten. Die Polizei, die Frau, die Lucien gesehen hat, und sich jetzt Reklame wünscht...alles hängt zusammen und ist trotzdem anders. Wird es hier einen Gewinner geben?
Der Film ist hart, manchmal fast an der Grenze des Erträglichen. (Zu) viele Tote, gestorben, weil sie dort stehen, wo man mit den Waff*** Probleme löst.
Zwischen zwei Aufragsmördern gibt es...naja, einige Differenzen, die Zuschauer*innen sind auf einer Seite. Beide bleiben trotzdem hart, aggressiv…
Jacques Deray hat einen Film gedreht, in dem besonders Jean-Louis Trintignant (1930 - 2022) glänzt. Er spielt ruhig, spricht leise, sein Gesicht ist fast ohne Mimik (man sollte den Film im Original sehen!). Wie Trintignant das macht, ist großes Kino. Los Angeles wird aus zwei Perspektiven gezeigt, der reiche Teil, und ganz in der Nähe, die ärmliche Wohnungen, wo die Menschen eher ein Dasein fristen, die großen Flächen mit alten Wagen, mit Müll, der wie eine Wüste aussieht.
Dann Roy Scheider, der fast nichts sagt, ein Jäger. Ann-Margret als Nancy ist eine Frau mit großem Herz, sie kann geben.
Neben Trintignant würde ich Angie Dickinson loben. Ihre Rolle ist nicht groß, sie spielt sie souverän, dabei wirkt sie nicht sympathisch, ist die einzige, deren Motive man schnell erkennt.
Ein Film, 50 Jahre alt/jung, dem man eine Chance geben soll. Deray hat bessere Filme gemacht, trotzdem bleibt auch dieser ein Film, der eine schlimme Geschichte erzählt, der mit seinen Darsteller*innen punkten kann. Ganz im Sinne der Zeit, in der er gedreht wurde!
Fast 5 Sterne (und ein Dank an Ray, er schrieb eine perfekte Rezension!)