Klimaprotest: Zwei über 80-jährige Aktivistinnen traktieren britische Magna Carta

Klimaprotest: Zwei über 80-jährige Aktivistinnen traktieren britische Magna Carta

Klimaaktivisten werden wieder handgreiflich: Zuerst ein Gemälde von Gustave Courbet in Frankreich, nun zwei Rentnerinnen mit Hammer und Meißel in London.

London: Dieses von Just Stop Oil zur Verfügung gestellte Foto zeigt die beiden Umweltaktivistinnen bei ihrer Protestaktion.
London: Dieses von Just Stop Oil zur Verfügung gestellte Foto zeigt die beiden Umweltaktivistinnen bei ihrer Protestaktion.Just Stop Oil/AP/dpa

Mit Hammer und einem fein gefertigten Meißel schlugen eine 82 Jahre alte Pfarrerin und eine 85 Jahre alte ehemalige Biologielehrerin am Freitag auf die gläserne Abdeckung einer der ältesten Verfassungsurkunden der Welt (1215), der Magna Carta, ein.

Ein später veröffentlichtes Video der Organisation Just Stop Oil zeigt sie bei der langsamen Verrichtung ihres gewaltsamen Protests in der Londoner British Library. Sie hielten noch ein Plakat mit der Aufschrift „Die Regierung bricht das Gesetz“ hoch und klebten sich nach Angaben der Organisation am Schaukasten in der British Library fest.

Guten Morgen, Berlin Newsletter
Vielen Dank für Ihre Anmeldung.
Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.

„Die Magna Charta wird zu Recht verehrt, da sie für unsere Geschichte, unsere Freiheiten und unsere Gesetze von großer Bedeutung ist“, sagte die 82-jährige Sue Parfitt. „Aber es wird keine Freiheit, keine Rechtmäßigkeit, keine Rechte geben, wenn wir zulassen, dass der Klimawandel zu der Katastrophe wird, die uns jetzt droht.“

In der British Library werden zwei der vier existierenden Abschriften der Magna Carta aufbewahrt. Der Schaukasten sei dabei minimal beschädigt worden, das historische Dokument selbst unbeschädigt geblieben. Sicherheitsleute hätten eingegriffen und die Polizei gerufen.

Aktivistinnen und Aktivisten von Just Stop Oil haben wiederholt auch mit Attacken auf Kunstwerke für mehr Klimaschutz und drängende Maßnahmen protestiert. Die konservative britische Regierung hat zuletzt angekündigt, die Förderung von Öl und Gas in der Nordsee auszubauen.

Omas für das Klima, Omas gegen Rechts

Es ist immer wieder interessant zu sehen, welche Objekte sich Klima-Aktivisten aussuchen für ihren Protest. Anfang der Woche hatten in Frankreich zwei Aktivistinnen eine Farbattacke gegen das Gemälde „Der Ursprung der Welt“ des Malers Gustave Courbet verübt. Die Aktivistinnen sprühten die Worte MeToo mit roter Farbe auf das Gemälde, in diesem Fall den Unterleib und die Vulva einer unbekleideten Frau, und andere Werke, wie das Centre Pompidou Metz mitteilte.

Wenn alte Gemälde (hinter Glas) mit Hammer und Meißel traktiert werden, tut das allein beim Zuschauen weh. Wird der Schmerz weniger, wenn ältere Semester die Schläge ausführen? Höchstens wohl ein wenig. Es ist ein skurriles, aber irgendwie natürlich auch noch radikaleres Bild, wenn „Omas“ auf die alten Schätze losgehen. Die Magna Carta ist fast 800 Jahre alt.

Auch in Berlin machten diese Woche ältere Protestierende auf Missstände aufmerksam. Die sogenannten Omas gegen Rechts zogen vor eine Filiale der Berliner Volksbank. Dass die Volksbank das offizielle Spendenkonto der AfD unterhält, damit sind sie nicht einverstanden.