Was Regisseur Clint Eastwood mit seinem Boxerfilm hingelegt hat, ist eine beeindruckende Tragödie über zwei gebrochene einsame Menschen und ist emotionales grosses Kino. Der Boxtrainer Frankie ist ein gebrochener Mann, der seinen Kontakt zur eigenen Tochter verloren hat, die jeden Kontakt zu ihm ablehnt. Er flüchtet sich in den Boxsport und gibt Jugendlichen in seinem Club eine Chance. Das Boxen wird zu seiner Familie und die Schützlinge sind seine Kinder, auf die er aufpasst und auf das Leben vorbereitet. Er geht jeden Tag in die Kirche und geht dem Pfarrer mächtig auf die Nerven mit seinen provokanten Fragen. Neben ihm arbeitet im Club der ehemalige Boxer Eddie, der seit seinem letzten Kampf ein Auge verloren hat. Beide sind wie ein altes Ehepaar, was schon 50 Jahre verheiratet ist und genau so reden die Beiden miteinander. Sie sind das alte Ehepaar und der Club ist ihre Familie.
Für Frankie wird sein Leben völlig durcheinandergewirbelt, als eines Tages Maggie im Club auftaucht und trainieren will. Sie will nicht nur trainieren, sondern sie will, dass Frankie sie trainiert. Für Frankie ist das undenkbar, denn wer seine eigene Tochter nicht fürs Leben trainieren kann, der ist auch nicht in der Lage eine Mädchen wie Maggie aufs Boxen zu trainieren. Mein Vater hat selbst in seinen jungen Jahren geboxt und er hat mir immer auf den Lebensweg gegeben, das Boxen ist das Spiegelbild des Lebens. Genau das sehen wir in diesem Film, denn er bestätigt genau diese Moral.
Maggie ist die zweite gebrochene Person im Film. Sie hat ihren Vater früh verloren und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Auch sie will vom Leben in den Boxsport flüchten, um eine Familie und ganz besonders wieder einen Vater zu haben. Für sie ist Frankie der Vater, den sie seit Jahren vermisst. Im Gegensatz zu Frankie will sie aber um eine Familie, um einen Vater und um eine Bestätigung als Tochter kämpfen. Aus diesem Kampfeswillen entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Tochter-Beziehung, die dem Zuschauer einiges abverlangt.
Auch wenn Frankie es nicht zugeben will, hat er ein Auge auf Maggie, denn sie ist wahrscheinlich im selben Alter wie seine Tochter und auch wenn er sich mit Händen und Füssen gegen diese emotionale Bindung wehrt, schafft es Maggie, in ihm den Vater zu wecken, der er ist und immer sein wollte. Beide verstehen immer mehr, dass sie sich gesucht und gefunden haben und somit ist die neue kleine Familie geboren und Frankie wird doch ihr Trainer und im Innersten auch ihr Adoptivvater. Beide geben sich gegenseitig die Kraft, dass Maggie endlich wieder respektiert wird als Boxerin und Tochter und Frankie endlich wieder respektiert wird als Trainer und Vater. In diesen Szenen spürt man immer wieder, wie wichtig und lebensnotwendig eine funktionierende Familie wichtig ist. Maggie hört auf ihren neuen Vater bedingungslos und hat aber nebenbei trotzdem ihren eigenen Kopf, bis ihr Boxvater einen geeignet Manager gefunden hat. Auch wenn Frankie diesen Satz mehrfach fallen lässt, hätte man den Satz auch austauschen können in den väterlichen Satz, ich erziehe Dich solange, bis wir einen geeigneten Mann für Dich gefunden haben, der dann für Dich sorgen wird. Daran kann man erkennen, dass dieser Film nicht einfach nur ein Sportfilm ist, sondern ein Vater-Tochter-Drama der ganz liebevollen Art. Diese Bindung wird noch intensiver, als Frankie feststellen muss, wie abweisend Maggie von ihrer eigenen Mutter und ihrer Schwester behandelt wird, denn denen geht es nur ums Geld vom Staat. Maggie ist aufgewachsen in einer Horde Schmarotzer. Jetzt versteht Frankie auch, warum Maggie ihren verstorbenen Vater so sehr liebt und vermisst, um ihn als Tochter stolz zu machen. Frankie weiss aber noch nicht, wie sehr er als Vater noch gefordert wird.
Maggie bekommt die einmalige und die einzige Chance ihres Lebens, endlich ein Jemand zu sein und erhält einen Weltmeisterschaftskampf. In diesem Kampf erleidet sie eine schwere Verletzung und ist von diesem Zeitpunkt ab dem Hals gelähmt. Es ist das schwerste für einen Vater, seine Tochter so sehen zu müssen und es zerreist einem das Herz, besonders wenn man feststellen muss, dass die neue Tochter nicht mehr leben will. Frankies Erziehungsmotto lautete, Stelle keine Fragen und tue immer genau das, was ich Dir sage, ohne zu zweifeln. Dieses Motto wird nun für Frankie zur ganz grossen Bürde, denn nun stellt seine neue symbolische Tochter ihm dieselbe Bedingung. Hier wird es hochemotionell und man kann fast schon Rotz und Wasser heulen. Frankie muss nun das für Maggie tun, was ihr Vater für seinen Hund aus Liebe tun musste. Darauf war der erfahrene Trainer nicht vorbereitet und es wird die schwerste Stunde für ihn, denn diese Entscheidung nimmt ihm die neu gewonnene Tochter. Frankie kann danach nie wieder trainieren, denn der Boxsport hat ihm im Endeffekt die Tochter genommen und er verliert zum zweiten Mal eine Tochter.
Clint Eastwood und Hilary Swank spielen diese Beziehung zwischen einer Tochter und einem Vater so intim und intensiv, dass der Film ein denkwürdiges Drama ist und beide hätten den Oscar verdient gehabt für diese emotionale Leistung. Keine Million Dollar kann eine Tochter oder einen Vater ersetzen.
Fazit
Ein tragisches Drama mit ganz grossen schauspielerischen Leistungen.
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