Asher Fisch neuer Chefdirigent der Tiroler Festspiele Erl: Visionen, Liebe und Traum Unterwössen
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Asher Fisch neuer Chefdirigent der Tiroler Festspiele Erl: Visionen, Liebe und Traum Unterwössen

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Asher Fisch hat beim Interview sehr gute Laune.
Asher Fisch hat beim Interview sehr gute Laune. © Janka

Der in Jerusalem geborene Asher Fisch tritt als neuer Chefdirigent der Tiroler Festspiele Erl seinen Dienst an. Im Interview spricht der ehemalige Musikdirektor der Israeli Opera und erstmalige Gastdirigent der Seattle Opera über seine musikalischen Ambitionen, seine Visionen für die Festspiele in Erl und die besondere Liebesbeziehung zum Achental.

Erl – Mit Jonas Kaufmann, dem neuen Intendanten der Tiroler Festspiele Erl, kommt auch ein neuer Chefdirigent: Asher Fisch (66). In Jerusalem geboren, wollte er ursprünglich Pianist werden, ist dann aber Dirigent geworden, hat bei Daniel Barenboim in Berlin assistiert und war dann jahrelang Chefdirigent der Wiener Volksoper, Musikdirektor der Israeli Opera, erster Gastdirigent der Seattle Opera und Chefdirigent des West Australian Symphony Orchestra. Er ist verheiratet mit der Sängerin Stefanie Irányi, die aus Unterwössen stammt. Dort wohnt er auch. Im Interview erzählt er in geschliffenem Deutsch, warum er lieber Dirigent als Klaviervirtuose ist, welche Pläne er für Erl hat und was er macht, wenn er nicht musiziert.

Herr Fisch, wer hat Sie kontaktiert: Jonas Kaufmann oder der Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner?

Asher Fisch Jonas Kaufmann.

Sie haben ja schon öfter mit ihm zusammengearbeitet.

Fisch Mehrfach: in München, New York und Wien. Wir haben auch Aufnahmen zusammen gemacht.

Und Sie haben sofort zugesagt?

Fisch Ja! Ich kenne die Festspiele schon lange, und ich habe immer gedacht: In der Nähe wär’s so schön. Aber ich habe mir nie vorgestellt, dass es zustande kommt – aber mit Jonas war das überhaupt keine Frage.

Wollten Sie ursprünglich Pianist oder immer schon Dirigent werden?

Fisch Gute Frage! Ich liebe das Klavierspielen, aber ich wollte sehr früh mehr machen. Ich fühlte mich beim Klavierspielen immer beschränkt - vor allem war ich zu faul dafür, sechs bis acht Stunden am Tag zu üben. Ich bin zu neugierig: Ich wollte Oper machen, ich wollte Kammermusik machen, ich wollte Symphonien dirigieren. Noch dazu kommt: Als Dirigent kann ich auch Klavier spielen, als Pianist kann ich nicht dirigieren.

Sie haben als Assistent von Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper begonnen: Was haben Sie von ihm insbesondere gelernt?

Fisch Alles! – Ich hatte auch andere Lehrer im Leben, aber alles, was ich über Musik weiß und kann, über Probenarbeit, über Repertoire, habe ich von Daniel Barenboim gelernt. Ich höre seine Stimme bei fast jedem Stück, was ich dirigiere, und denke dabei: Was würde Daniel dazu sagen?

Sie haben Wagners „Ring des Nibelungen“ schon mit dem West Australian Symphony Orchestra auf CD aufgenommen. Wo haben Sie ihn in noch dirigiert?

Fisch Ich habe zwei komplette „Ring“-Aufnahmen, die eine eben aus Australien 2004, die andere ist aus Seattle, wo ich über zehn Jahre alle Wagner-Opern außer „Meistersinger“ dirigiert habe. Sonst habe ich andere Opern dirigiert, denn: den Ring macht nur der Chef!

Gibt es irgendeine Oper, die Sie wirklich am innigsten lieben?

Fisch Am liebsten liegt mir, was ich abends dirigiere. Aber ich habe zu „Parsifal“ eine ganz starke Beziehung, weil das meine erste Wagner-Oper war. Ich durfte sie mit dem Regisseur Harry Kupfer vorbereiten. Da habe ich erst einen Schreck bekommen! Durch „Parsifal“ habe ich Wagner entdeckt. Denn – wie Sie wissen – in Israel wird kein Wagner gespielt. Meine Wagner-Bewegung kam, als ich schon ein ausgebildeter Musiker war, ich dachte, ich kann alles – aber das fehlte mir noch.

Haben Sie für Erl schon spezielle Pläne, Wünsche, Visionen?

Fisch Einen Wunsch habe ich: Es gibt in der Welt sehr viele Schulen für Dirigieren, aber nur sehr wenige, die sich auf Opern konzentrieren. Ich möchte hier eine internationale Schule mit Orchester, mit Sängern, mit einer ganzen Produktion haben. Ich habe sehr viel Repertoire dirigiert und damit viel Erfahrung: ich glaube, das kann ich gut machen.

Weiß Jonas Kaufmann davon?

Fisch Na klar – im ersten Jahr ist es zeitlich nicht möglich. Für solche Ideen brauchen wir Sponsoren – ich bin aber überzeugt, dass wir welche dafür finden können.

Welche Pläne haben Sie in Erl für die symphonische Musik?

Fisch Sehr viele! (jetzt fast atemlos) Ich werde das Neujahrskonzert dirigieren, das ist etwas Leichteres – obwohl, die „Rosenkavalier-Suite“ von Richard Strauss ist dabei, das ist nicht nur Walzer. Ich dirigiere auch Gershwins „Rhapsody in Blue“, dann kommt noch Musik von Astor Piazzolla dazu. Am Ende der Winterkonzerte mach ich ein Konzert mit den „Metamorphosen“ von Richard Strauss und mit dem „Konzertstück“ von Anton von Webern, was ich sehr liebe, aber keiner will das spielen! Dazu Schumanns vierte Symphonie, weil Schumann hier sehr gut klingt. Zur Eröffnung im Sommer machen wir von Hans Pfitzner die drei Vorspiele aus seiner Oper „Palestrina“, dann kommt ein Abend mit dem 1. Akt von Wagners „Walküre“, davor „Le Prélude“ und „Mazeppa“ von Liszt – mir ist der Zusammenhang von Liszt und Wagner sehr wichtig. Also: sehr viel!

Was dirigieren Sie lieber: Oper oder Konzert? Wenn Konzert: Was am liebsten?

Fisch Es war mir immer wichtig, dies 50:50 Prozent zu teilen. Jetzt bin ich hier in Erl und sehr happy!

Haben Sie musikalische „Hausgötter?“

Fisch In der Oper habe ich als Hausgötter zwei Paare: Wagner/Verdi und Strauss/Puccini – Mozart einmal ausgenommen. Im Konzert: Ich dirigiere sehr gern Bruckner, Strauss und Mahler – aber auch viel französische Musik. Nicht viel russische Musik, das lasse ich den Kollegen, die das sehr gut machen.

Sie wohnen in Unterwössen: Wie kam es dazu?

Fisch (lacht) Ich wohne eigentlich wenig in Unterwössen, ich bin überall, ich reise – aber meine Frau Stefanie Irányi ist dort geboren. Als sie schwanger war, haben wir einen Ort gesucht, wo Infrastruktur für die Zukunft ist mit den Großeltern und mit dem schönen Achental: Es ist einfach ein Traum! Da bleibe ich. (lächelt)

Sie sprechen hervorragend Deutsch. Sprechen Sie außer Hebräisch und Englisch noch eine Sprache?

Fisch Italienisch und ein wenig Französisch.

Was machen Sie, wenn Sie nicht musizieren?

Fisch (wie aus der Pistole geschossen) Ich bin in der Küche und koche („Das ist wunderbar!“, kommentiert seine Frau, die daneben sitzt.) – und spüle danach alles ab („Nana, nicht alles!“ wirft seine Frau ein.) Ich koche alles, was Butter und Olivenöl hat, italienisch oder französisch oder auch ein bisschen israelisch.

Darf Ihre Frau auch in Erl singen?

Fisch Bevor sie in Erl überhaupt mich gefragt haben, wurde meine Frau schon für das kommende Weihnachtsoratorium von Bach engagiert. Das läuft auf anderen Schienen.

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