Zimmer mit Aussicht: Eine Liebesgeschichte von E. M. Forster bei LovelyBooks (Literatur)

Zimmer mit AussichtEine Liebesgeschichte

4,1 Sterne bei

Neue Kurzmeinungen

Positiv (43):
Eleonoras avatar
Eleonora
vor 10 Monaten

Schöner Klassiker, der einen nach Italien und England vor hundert Jahren versetzt🙂

Kritisch (2):
Bibliomanias avatar
Bibliomania
vor einem Jahr

Puh, zäh und langweilig. Ich stelle immer wieder fest, dass Männer nicht gut über das Fraueninnenleben schreiben können.

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Inhaltsangabe

Ein wunderschöner Liebesroman. Eine brillante Gesellschaftskomödie.

Florenz um 1900. Auf einer Bildungsreise in Italien begegnet die junge Lucy Honeychurch dem unkonventionellen George Emerson und verliebt sich. Cousine Charlotte, Reisebegleitung und rigorose Anstandsdame, ist schockiert, denn George gehört nicht den gesellschaftlichen Kreisen an, in denen Lucy sich bewegt.
E.M. Forster konfrontiert in diesem mit spielerischer Leichtigkeit und dezenter Ironie erzählten Roman die erstarrten Konventionen des englischen Bürgertums mit der vital-sinnlichen, mediterranen Lebensweise.

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783596521432
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Gebundenes Buch
Umfang:416 Seiten
Erscheinungsdatum:24.05.2017
Das aktuelle Hörbuch ist am 01.01.2004 bei Langen-Müller erschienen.

Rezensionen und Bewertungen

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Eleonoras avatar
Eleonoravor 10 Monaten
Kurzmeinung: Schöner Klassiker, der einen nach Italien und England vor hundert Jahren versetzt🙂
Italienreise vor hundert Jahren🌞🇮🇹

Die junge Miss Lucy Honeychurch macht Urlaub in Italien. Stets gut bewacht und behütet von ihrer älteren Cousine Charlotte Bartlett erkundigt sie Florenz und dessen Umgebung. Dort lernt sie auch Mr. Emerson und seinen Sohn George kennen, auch wenn Charlotte das lieber gerne verhindert hätte, da sie nicht ihrem Stand entsprechen. Als George Lucy auf einem Ausflug unangemessen mit einem Kuss ,,überfällt" reisen sie gleich am nächsten Tag weiter nach Rom. Einige Zeit später ist Lucy verlobt mit Cecil Vyse, den sie damals nach Florenz in Rom kennengelernt hat. Immer wieder hatte sie seine Anträge abgelehnt ehe sie dann doch zusagte. Er entspricht ihrem Stand, und kommt aus gutem Hause. Doch bereits während der Verlobungsphase merkt sie, dass er ziemlich versnobt und hochnäßig ist und sie sich gerne nach seinem Ideal zurechtbiegen möchte. Das gibt ihr zu denken. Und als dann auch noch die Emersons in die direkte Nachbarschaft ziehen und Lucy wieder auf George trifft, der doch viel befreiter und offener in seinem Wesen und allgemein gegenüber dem ganzen Standesdünkel relativ gleichgültig ist, weiß sie nicht mehr recht wo ihr der Kopf steht und was sie für ihre Zukunft möchte📖



Ein schöner Klassiker aus dem Jahre 1908, der immer noch lesenswert ist. Bereits ,, Wiedersehen in Howards End" von E.M. Forster konnte mich vor einiger Zeit faszinieren und dieses Buch steht dem in fast nichts nach. Der Titel ist sehr passend gewählt, denn genau mit dem Zimmer mit Aussicht hat alles angefangen, kam die Geschichte ins Rollen. Man lernte viel über was sich für junge Frauen damals ziemte und was nicht. Dass man sehr viel Wert darauf legte nur unter sich zu sein, nur in seinen Standeskreisen zu verkehren. Junge Frauen wie Lucy wurden behütet wie Diamanten, denen von überallher Gefahr drohte, sei es von eventuell ,,übergriffigen" Männern oder dass sie Menschen außerhalb ihres Standes kennenlernen könnten, was dann ein schlechtes Licht auf sie werfen könnte. Sie lebten gefangen in ihrer eigenen Blase, zum Guten wie auch Schlechten.
Lucy schaffte es durch Planungsfehler während der Reise aus ihrem Käfig etwas auszubrechen und unbeobachtet zu sein. Dadurch wurde sie auch Zeuge eines Mordes mitten auf der Piazza della Signoria und wurde dann durch George Emerson ,,errettet", der sich wohl ab da an in sie verliebte. Die ganze Reisegesellschaft an sich hatte schon etwas befremdliches wie sie als vermeintlich Hochkultivierte und Hochzivilisierte auf eine sie völlig andere Welt trafen und mancher Teil wie z.B. Kaplan Mr. Eager war schon etwas schwer zu ertragen mit seiner Hochnäßigkeit, seinen Lästereien und seinem allgemeinen Empfinden, etwas Besseres zu sein. Und auch Lucys Verlobter, der im zweiten Teil der Geschichte erst auftauchte stieß einem ziemlich schnell sauer auf mit seinem Gehabe. E.M. Forster aber schaffte es, die Geschichte nicht zu hochtrabend und schwülstig rüberzubringen sondern gar ab und an mit einer feinen Brise Humor zu unterlegen. Sie plätscherte zwar im Grunde relativ langsam dahin, konnte einen aber dennoch sehr gut unterhalten und gefangen nehmen. Eben ein Gesellschaftsroman so wie viele Klassiker die doch sehr lesenswert sind. An den Schreibstil musste man sich erstmal etwas gewöhnen, aber das Buch ist ja schließlich auch schon über hundert Jahre alt. Auch wenn man sich das Ende wohl ziemlich schnell vorstellen konnte, zog mich das Buch bis zum Schluss in seinen Bann. Rundum ein schöner Klassiker und sehr zu empfehlen. Die bereits etwas ältere Verfilmung von 1985 soll auch sehr gelungen sein und werde ich mir jetzt nach dem Buch demnächst gönnen. (4/5)⭐️🙂

GueBus avatar
GueBuvor 7 Jahren
Prima geschrieben

Die Feinheit, die Gefühlsregungen und Gedankengänge der Protagonisten auszudrücken, ist einfach unschlagbar. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen. Der Inhalt der Handlung könnte bei der Art und Weise wie die Charaktere dargestellt werden, echt in Vergessenheit geraten. Es ist eine Freude, die kleinkarierten Ansichten und Klugscheißeren  zu lesen, die hier geboten werden. Ich kann nur schwärmen. Günther

Barbara62s avatar
Barbara62vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Fünf Sterne und ein Augenzwinkern für einen Blick in eine andere Zeit.
Italien versus England

Zimmer mit Aussicht aus dem Jahr 1908 ist ein englischer Klassiker und Gesellschaftsroman von Edward Morgan Forster (1879 – 1970), der die steifen englischen Konventionen der Sinnlichkeit Italiens gegenüberstellt.

Lucy Honeychurch ist zusammen mit ihrer älteren, prüden Anstandsdame und Cousine Charlotte auf einer klassischen Bildungsreise durch Italien. In ihrer Pension in Florenz, die voller Engländer ist, begegnen sie dem unkonventionellen und daher "unpassenden" Landsmann Mr. Emerson und seinem Sohn George, die zum allgemeinen Entsetzen Sozialisten sind. Bei einem Ausflug überrumpelt George Lucy mit einem Kuss und sofort reiste Charlotte mit ihr ab. Zuhause verlobt sich Lucy mit dem blutleeren, asketischen und spröden Landadeligen Cecil, der nicht annähernd so gut küsst wie George. Trotzdem tritt die Episode in den Hintergrund, bis die Emersons in die Nachbarschaft ziehen...

Mir haben an diesem absolut lesenswerten Klassiker besonders die feine Ironie, die Gegenüberstellung der italienischen und der englischen Mentalität, der nicht ganz einfach zu lesende Stil und die Entwicklung von Lucy gefallen. Auch die mit drei Oscars prämierte, sehr buchtreue Verfilmung aus dem Jahr 1985 mit Julian Sands, Helena Bonham Carter, Maggie Smith, Judy Dench und Rupert Everett ist sehr zu empfehlen.

Fünf Sterne und ein Augenzwinkern für einen Blick in eine andere Zeit.

GersBeas avatar
GersBeavor 8 Jahren
Kurzmeinung: Um 1900. Bildungsreise einer jungen Engländerin nach Florenz, die ihr Leben verändert
1908. Bildungsreise einer jungen Engländerin nach Florenz, die ihr Leben verändert

Inhalt

Florenz um 1900. In den engen Grenzen englischer gesellschaftlicher Konventionen erlebt die junge Lucy die Leichtigkeit des Seins auf einer Bildungsreise nach Florenz. In der Pension tauschen Vater und Sohn Emerson aus Freundlichkeit die Zimmer mit Lucy und deren Anstandsdame Charlotte, damit Lucy den Ausblick auf die schöne Stadt genießen kann. Charlotte ist entsetzt, weil die Emersons nicht ihrem gesellschaftlichen Umgang entsprechen.

Lucy fühlt sich zugleich angezogen und abgestoßen durch den Sohn George Emerson. Als George sie ganz unerwartet küsst, sorgt Charlotte für die sofortige Abreise aus Florenz.

Drei Monate später, zurück auf dem Familienbesitz Stormy Corner, Sussex, verlobt sich Lucy mit dem arroganten überheblichen Cecil Vyse, den sie in Rom kennengelernt hat.

Mehr oder weniger zufällig ziehen Vater und Sohn Emerson in die Nähe. Es kommt – wie sich das bei einer ordentlichen Liebesgeschichte gehört ;-) – zum Wiedersehen. Nach vielem inneren Ringen erkennt Lucy, dass Cecil nicht der richtige Lebenspartner für ist und entlobt sich. Trotzdem dauert es noch bis Lucy sich ihre Liebe zu George Emerson eingesteht.

Schlussszene: Lucy und George, gegen den Willen von Lucys Familie verheiratet, genießen von jenem damals getauschten Zimmer aus die Aussicht auf Florenz.

Meine Meinung

Der Roman ist weniger eine Liebesgeschichte als ein Entwicklungs-Roman: Lucy erkennt die engen gesellschaftlichen Konventionen, emanzipiert sich und befreit sich aus dem bürgerlichen Kokon.

Der 1. Teil der Geschichte in Florenz ist locker und leicht geschrieben, die gesellschaftlichen Konventionen werden durchaus lächerlich gemacht und ironisiert. Dieser Teil zauberte oft ein Lächeln oder Grinsen auf mein Gesicht.

Der 2. Teil in England wurde erst Jahre später vom Autor geschrieben. Darin wird das eher dröge gesellschaftliche Leben meiner Meinung nach zu sehr ausgewalzt.

Fazit

Gefallen haben mir die vielen „kleinen“ Szenen mit Ironie und Augenzwinkern. Da kann mich Foster begeistern, aber die „inneren“ Abläufe, Gedanken und viele Gespräche finde ich oft bleiern zu lesen und zu langatmig.

Die Themen und die persönlichen Konflikte lassen mich zumeist kalt. Es gibt wenig, was ich für mich an Erkenntnissen für die heutige Zeit daraus ziehen kann.

Deshalb nur drei Sterne.

Buchgespensts avatar
Buchgespenstvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Nett, aber viel fehlende Motivation und Belanglosigkeiten. Als Gesellschaftskritik gut.
Von Aussichten und Aussichten

Reisen bildet und Italien ist DAS Land für Bildungsreisen. So ist auch Lucy, behütete Tochter aus gutem Haus, mit ihrer Cousine Charlotte als Anstandsdame, dorthin gereist. Doch nichts ist so wie sie dachte. Überall nur Engländer, Klatsch und Tratsch, Zwänge und Konventionen – nicht mal das Zimmer hat die richtige Aussicht. Mit der Einmischung des taktlosen Emmerson, dem Konventionen gleichgültig sind, ändert sich alles. Plötzlich findet Lucy Zugang zum „richtigen“ Italien, taucht sie in eine völlig neue Welt, sodass sie bei ihrer Rückkehr nach England erst feststellt, wie sehr sie sich verändert hat. Die standesgemäße Verlobung, die steife Gesellschaft, krampfhaft versucht Lucy sich wieder anzupassen. Doch dann ziehen Emmerson und sein Sohn George in die Nachbarschaft. Mit George verbindet sie ein ganz besonderes Erlebnis. Wieder steht Lucy zwischen zwei Welten.

Wieder eine Geschichte, von der ich mir viel mehr versprochen habe. Sehr schön geschrieben, keine Frage. Sie lässt sich gut lesen, doch die Charaktere bleiben nicht greifbar. Alles bleibt schwammig, die Handlung ist oft sprunghaft.

Als Gesellschaftspanorama ist die Geschichte hervorragend gelungen. Lucy steht zwischen der alten Welt, in der das Lebensziel der Frau eine standesgemäße Heirat war und eine eigene Persönlichkeit geschweige denn Meinung unerwünscht, und der neuen Zeit, mit Rechten und Freiheit. Dieser Umbruch mit allem, was dazu gehört ist hier wirklich toll umgesetzt. Auch Tourismus und Bildungsreisen, die Rolle Italiens in der Bildungsbürgerwelt sind hier Themen, die eine vertiefte Analyse ermöglichen.

Die Geschichte bietet viele Interpretationsmöglichkeiten, doch als pure Unterhaltung taugt das Buch nicht. Dafür bleiben die Charaktere einfach nicht nachvollziehbar genug.

Fazit: ein hübscher Roman, gut geschrieben, der aber seine interessante Dimension erst erhält, wenn man ihn unter verschiedenen Aspekten analysiert.

Postbotes avatar
Postbotevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Eine altmodische, etwas verklemmte Liebesgeschichte in Italien und England. Geschrieben 1908, Lesenswert.
Keine leichte Wahl

Lucy Honeychurch reist mit ihrer Cusine durch Italien, nähe Florenz. Sie wollen die  nette Pension "Bertolini" beziehen, wobei die Damen aus England ein Zimmer mit Aussicht gebucht hatten, aber bei Ankunft leider belegt ist.
Gleichzeitig begegnen sie George Emerson mit Vater die die schönen Zimmer mit Aussicht hatten. Beide bieten den beiden, etwas verärgerten Damen an, ihre Zimmer mit Ihnen zu tauschen.
Sofort bemerkt Lucy das der attraktive  Geoge in ihr ein gewisses Gefühl hinterlässt.
Gleich hier nach diesen Szenen beginnt die verklemmte Odyseu der Lucy die fast durch das ganze Buch durch einfach nicht zu ihren Gefühlen stehen kann.Selbst beim Zimmertausch kommt die verstaubte, viktorianische Seele zum Ausdruck.
 Sie beginnt eine neue Beziehung zu dem ebenfalls verklemmten und langweiligen Cecil. Nach einer erneuten Begegnung mit George wurden ihre neuen alten Gefühle zu ihm wieder erweckt. 
Lucy ist im prüden viktorianischen England aufgewachsen.
Wie wird sich Lucy entscheiden, für die Liebe oder wird sie gar als Jungfer enden.
Eine Gesellschaftskomödie die mich Anfangs durch den altmodischen Schreibstil fast ausgebremst hat weiter zu lesen. Aber Forster hat es verstanden die Handlung nach und nach doch noch spritzig und lebendig werden zu lassen. Vor allem wollte ich doch wissen wie es mit Lucy weitergeht. Mehr und mehr kam die Lust am lesen.
Man konnte sich an den altmodischen Schreibstil gewöhnen. Vor allem das verliebt sein auch mal langsamer zustande kommen kann.
Ein Roman der verfilmt wurde, den ich mir auf jeden Fall noch anschauen werde.
Gerne vergebe ich 4 Punkte.

lesebiene27s avatar
lesebiene27vor 9 Jahren
Florenz um 1900 - Eine schwere Kost

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begibt sich die junge Lucy Honeychurch mit ihrer Cousine Charlotte als Anstandsdame auf eine Bildungsreise durch Italien. Auf ihrer Reise lernt die junge Frau dabei George Emerson kennen, der sich unkonventionell verhält und dennoch ihr Herz erobern kann. Doch Charlotte, die für die alten viktorianischen Werte und Normen steht, verbietet ihr den Umgang.

Mir persönlich hat der Schreibstil des Buches nicht gefallen, weil er hochtrabend wirkte, sodass ich als Leser keine Verbindung aufbauen konnte zu den Protagonisten und sie mir immer nur Figuren im Text geblieben sind, statt lebendige Personen zu werden. Dadurch hatte ich die Geschichte leider auch bildlich nicht vor Augen, was mitunter dazu geführt hat, dass ich manche Sätze mehrere Male lesen musste, bis ich sie wirklich verstanden hatte. Ein weiterer Aspekt waren die teilweise stark verschachtelten Sätze, die das Lesen erschwert haben.

Die Geschichte war dennoch nett zu lesen, wenn ich mich erst einmal dazu gezwungen habe, weiter zu lesen.

Das Ende hat mir gut gefallen, was das Buch in meinen Augen wieder aufgewertet hat.

Auch die Figuren waren, wenn nicht unbedingt sympathisch, so dennoch interessant zu beobachten. So hat z.B. die Figur Lucy im Laufe der Geschichte eine sehr interessante Entwicklung gemacht, die zu verfolgen mir gefallen hat.

Wenn mir auch der Schreibstil im Allgemeinen nicht gefallen hat, so fand ich dennoch den Humor des Autors angenehm, den man in der Geschichte durchscheinen sehen konnte.

Was mir ebenfalls gefallen hat, war der Verweis auf die unterschiedlichen Gesellschaftsformen und -konventionen, die ich interessant zu lesen fand, weil man als Leser so ein bisschen etwas über die unterschiedlichen Stände in England um die Jahrhundertwende erfahren konnte.

Das Buch war für mich daher zwar interessant, doch nicht leicht zu lesen, weshalb ich ihm lediglich 3 von 5 Sternen geben kann.


HarIequins avatar
HarIequinvor 9 Jahren
Steifes England trifft auf sinnliches Italien

„Ach, eine schöne Aussicht! Wie bezaubernd, eine schöne Aussicht zu haben!“ (Seite 13)

Die junge Engländerin Lucy unternimmt zusammen mit ihrer Anstandsdame Charlotte eine Reise nach Florenz. In ihrer Pension befinden sich noch andere englische Gäste, allesamt steif und konventionell. Da sind die temperamentvollen Italiener natürlich ein ausgefallener Kontrastpunkt und auch die beiden Emersons ecken mit ihrer eher modernen Haltung an.

Gerade der Sohne George vermag zu faszinieren und so entwickelt Lucy ein zartes Interesse an ihm. Doch da gibt es immer noch die Ansprüche einer Heirat, die Klasse und Tradition und Lucy muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Der Buchrücken verspricht „spielerische Leichtigkeit“, die ich nicht so ganz finden konnte. Der Roman liest sich eher anstrengend, auch wenn es durchaus angenehme Passagen gibt. Das ist nicht im negativen Sinn gemeint, man muss sich nur auf einige anspruchsvolle Stunden einstellen und konzentriert lesen. Dafür wird man mit einer authentischen Atmosphäre belohnt, die einfach herrlich altmodisch wirkt.

Außerdem wirken die Beschreibungen - sowohl die Personen, als auch die Orte - lebhaft und anschaulich.

Italien wird toll beschrieben, alles ist bildlich und irgendwie greifbar. Die Sonne, warme Luft und herrliche Blumenfelder stehen einem direkt vor Augen und der Kontrast zum eher steifen England ist gekonnt skizziert.

Für mich machen den Roman zwei Aspekte aus. Da ist zum einen natürlich die Liebesgeschichte zwischen Lucy und George, die sehr zart und vorsichtig wirkt. Zum anderen macht Lucy eine Entwicklung durch, bei der der Leser sie begleitet. Ihr Denken löst sich langsam von den herkömmlichen Vorstellungen und sie wird selbstbewusster und mutiger.

Meiner Meinung nach ist „Zimmer mit Aussicht“ ein lesenswerter Klassiker, der mich ein wenig an Jane Austen und „Verzauberter April“ von Elizabeth von Arnim erinnert. Er unterhält niveauvoll und macht Lust auf mehr von E.M. Forster.




Ginevras avatar
Ginevravor 9 Jahren
Emanzipation vor 100 Jahren

Die junge Lucy und ihre Cousine Charlotte unternehmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Bildungsreise nach Florenz. Kaum dort angekommen, treffen sie in ihrer Pension auf etliche weitere Engländer: Touristen, Aussteiger und Lebenskünstler. 

Das warme Klima und das Temperament der Italiener wirkt auf die unterkühlten Briten fast wie ein Fieber: die alternde Miss Lavish inspiriert es zu fantasievollen Unterhaltungsromanen, den "Emporkömmling" Mr. Emerson zu philosophischen Betrachtungen, und sein Sohn George wie auch Lucy entdecken ihre Gefühle und Leidenschaft für einander. 

Doch Lucy steckt zwischen zwei Welten fest: einerseits dem streng moralischen viktorianischen Zeitalter, verkörpert durch ihre Cousine Charlotte, und andererseits der modernen Denkweise, die die Werte anderer Kulturen und politische Ideen von der Gleichheit der Stände beinhaltet. Sie ist jedoch noch nicht selbstbewusst genug, um eigene Entscheidungen zu treffen - so überlässt sie ihrer Cousine, den unstandesgemäßen Verehrer abzuwimmeln, und sofort nach Rom weiterzureisen.

Zu Hause angekommen, verlobt sie sich mit einem reichen Snob - doch dann trifft sie wieder auf George und muss sich entscheiden...

Was sich zunächst wie eine romantische Liebesgeschichte anhört, ist in Wahrheit ein kluger und feinsinniger Roman über den Wandel des Denkens und der Werte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 
Edward Morgan Forster, 1879 - 1970, britischer Erzähler, beschäftigte sich in seinen Romanen mit dem gesellschaftlichen Wandel, sowie mit damaligen Tabuthemen wie Homosexualität. Einer seiner berühmtesten, geistreichen Aussprüche: "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?"
Forters Werk und Leben wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem britischen Verdienstorden.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, auch wenn er stellenweise nicht ganz einfach zu lesen war. Die konträren Ideen der damaligen Zeit werden durch die verschiedenen Personen wunderbar karikiert, die Handlung ist spannend, und die Beschreibungen der Schauplätze sind sehr detailliert und anschaulich. Lucys eigenes Denken erwacht - und entwickelt sich im Verlauf des Romans stetig weiter.
Fazit: ein lesenswerter Klassiker über die Entwicklung unseres modernen Denkens!
5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die sich für gesellschaftlichen Wandel interessieren.



eskimo81s avatar
eskimo81vor 9 Jahren
"... sie sind nicht fein..."

Florenz um 1900. Lucy Honeychurch und ihre Cousine Charlotte machen sich auf zu einer Studienreise nach Italien. Nichts ahnend begegnet sie dem unkonventionellen Georg Emerson und verliebt sich. Charlotte ist empört, als Reisebegleiterin und Anstandsdame darf sie so etwas nie und nimmer zulassen.

Findet Lucy ihr Glück und ihre wahre Liebe?

E. M. Forster hat ein wundervoller Schreibstil. Ich liebe Bücher mit altmodischen Wörtern wie zum Beispiel Etepetete oder auch Impertinent etc. Jedoch war der Inhalt des Buches für mich sehr schwer zu fassen. Oftmals fragte ich mich, was ich gerade gelesen habe. Abrupte Wechsel haben das ganze zusätzlich erschwert.

Zitat vom Rücken: Ein wunderschöner Liebesroman. Eine brillante Gesellschaftskomödie.

Sicherlich bringt E. M. Forster die Denkweise des 1900 Jahrhunderts gut auf den Punkt. Man heiratet nur in demselben Stand, nie unter diesem. Das war zu dieser Zeit sicherlich "Mode" und normal. Aber wenn man das aus der heutigen Sicht liest, ist man einfach sprachlos. Es zeit einmal mehr die harte Zeit der Frauen auf. Dies bringt der Autor sehr gut auf den Punkt.

Fazit: Ein Klassiker, den man einfach gelesen haben muss. Jedoch musste ich stark kämpfen und würde nicht behaupten, alles verstanden zu haben... Vielleicht muss man das Werk einfach mehrfach lesen um die tiefen der alten Geschichten zu verstehen...

 

Gespräche aus der Community zum Buch

Willkommen zur aktuellen Leserunde der Gruppe "Wir lesen Klassiker der Weltliteratur".

Für den Juni haben wir uns "Zimmer mit Aussicht" von E.M. Forster vorgenommen.

Klappentext:
Florenz um 1900. Auf einer Bildungsreise in Italien begegnet die junge Lucy Honeychurch dem unkonventionellen George Emerson und verliebt sich. Cousine Charlotte, Reisebegleitung und rigorose Anstandsdame, ist schockiert, denn George gehört nicht den gesellschaftlichen Kreisen an, in denen Lucy sich bewegt.
E.M. Forster konfrontiert in diesem mit spielerischer Leichtigkeit und dezenter Ironie erzählten Roman die erstarrten Konventionen des englischen Bürgertums mit der vital-sinnlichen, mediterranen Lebensweise.

Die Leserunde startet am 1. Juni.

Viel Spaß!
97 Beiträge
S
Letzter Beitrag von  sKnaerzlevor 8 Jahren
Ich freue mich, eine für die Teilnehmer der Romane-Challenge exklusive Leserunde zu dem Klassiker "Zimmer mit Aussicht" von E.M. Forster eröffnen zu dürfen.

Zur Ausgabe

Ein wunderschöner Liebesroman. Eine brillante Gesellschaftskomödie.

Florenz um 1900. Auf einer Bildungsreise in Italien begegnet die junge Lucy Honeychurch dem unkonventionellen George Emerson und verliebt sich. Cousine Charlotte, Reisebegleitung und rigorose Anstandsdame, ist schockiert, denn George gehört nicht den gesellschaftlichen Kreisen an, in denen Lucy sich bewegt.
E.M. Forster konfrontiert in diesem mit spielerischer Leichtigkeit und dezenter Ironie erzählten Roman die erstarrten Konventionen des englischen Bürgertums mit der vital-sinnlichen, mediterranen Lebensweise.


Über E.M. Forster

Edward Morgan Forster (1879-1970), einer der bedeutendsten englischen Prosaisten des 20. Jahrhunderts und längst ein Klassiker der englischen Literatur, erlangte mit "Auf der Suche nach Indien", dem wohl berühmtesten Indien-Roman des 20. Jahrhunderts, Weltruhm. Zu seinem Werk gehören fünf weitere Romane, Erzählungen und Essays. Nach längeren Aufenthalten in Indien lebte er von 1927 bis zu seinem Tod in Cambridge.

Zusammen mit den S. Fischer Verlagen lade ich euch zu einer Leserunde zu diesem Klassiker ein.

Für die Leserunde werden vom Verlag 5 Freiexemplare zur Verfügung gestellt. Diese werden nur unter den Interessenten verlost, die an der Romane-Challenge teilnehmen. Jeder kann aber auch mit eigenem Exemplar teilnehmen!

Wer ein Exemplar gewinnen möchte, kann sich bis zum 27.11.2014 unter der Rubrik "Bewerbung/Ich möchte mitlesen" mit Angabe des Links zum jeweiligen Sammelbeitrag im Thread der Romane-Challenge bewerben.
Die Bücher werden verlost, das heißt, der Zufall entscheidet und jeder Bewerber hat die gleiche Chance, ein Leseexemplar zu gewinnen.

Nichtdestotrotz würde ich mich sehr freuen, wenn ihr bei eurer Bewerbung auch einen Kommentar oder eine Meinung zum Thema dieses Buches schreiben würdet. So entsteht schon vor Beginn der Leserunde ein Austausch.
Schön wäre es natürlich, wenn wir uns über die Liebe und die Konventionen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts unterhalten würden. Was denkt ihr? Fehlt unserer heutigen Zeit etwas von der Romantik und den gesellschaftlichen Normen, die in der Zeit herrschten?

Ich bin gespannt auf eure Bewerbungen!

Eine Bitte: Benutzt die Spoiler-Funktion bei euren Bewerbungen nicht. Danke!

Wichtig:
Im Gewinnfall verpflichten sich die Teilnehmer der Leserunde, innerhalb von ca. vier Wochen zum Austausch in allen Abschnitten sowie zum Schreiben einer Rezension.

236 BeiträgeVerlosung beendet
Postbotes avatar
Letzter Beitrag von  Postbotevor 9 Jahren
http://www.lovelybooks.de/autor/E.-M.-Forster/Zimmer-mit-Aussicht-1124668518-w/rezension/1130772493/ Nun habe ich es endlich geschafft meine Rezension zu schreiben. Hatte sehr viel um die Ohren. Die Runde hat mir Spass gemacht. LG

Weitere Informationen zum Buch

Pressestimmen

Forsters klassische Liebesgeschichte überzeugt auch heute noch durch ihre elegante Ironie, mit der Konventionen des englischen Bürgertums in Kontrast zu mediterraner Sinnlichkeit gebracht werden.
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