1989 – SWR1 Meilensteine

The Cure – "Disintegration"

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MODERATOR/IN
Katharina Heinius
REDAKTEUR/IN
Stephan Fahrig
Heiko Maile
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Patrick Schütz
Patrick Schütz

Das Album "Disintegration" der britischen Rockband The Cure gilt als eines der besten Alben der 80er-Jahre, sagt zumindest das Musikmagazin Pitchfork. Wir schließen uns da gerne an und haben uns für die Aufzeichnung sogar im typischen The Cure Schwarz gekleidet.

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Bei "Disintegration" geht es um den Tod und das Altern und das alles in einem schaurig-schönen, düsteren Klanggewand mit Songs, die sich selbst viel Zeit und Raum geben, um sich zu entfalten. Zum Beispiel der Song "Pictures of You", da wird sich richtig Zeit gelassen. Bei dem Song starten die Vocals von Frontmann Robert Smith, die fast schon so was wie eine Anleitung für Herzschmerz und Trauer sind, erst nach über zwei Minuten.

Ich sehe uns auf diesem Album, wenn ich das Bild aufmachen will im Spa-Bereich im Hotel "Zur dunklen Seele des Robert S." und er ist der Bademeister und lässt uns gleich im ersten Song ("Plainsong") ein großes Bad ein. Mit den The-Cure-Badezusätzen, die wir brauchen. Da ist Melancholie, da ist Hall, da ist Einsamkeit, da ist Größe, da ist Verlorensein – alles das tut er rein.

Zu Gast in dieser Folge der SWR1 Meilensteine ist Heiko Maile von der deutschen Band Camouflage, die mit "The Great Commandment" und "Love Is a Shield" auch in den 80ern zwei große Hits hatten. Dank des Managements hatte die Band 1989 schon die Möglichkeit, vor der Veröffentlichung von "Disintegration" in das Album von The Cure reinzuhören. Heiko Maile erinnert sich noch daran, wie die Band das Album "Disintegration" während eines bitterkalten Videodrehs zum ersten Mal gehört hat.

Robert Smith von The Cure bei einem Liveauftritt 2022 in der Festhalle Frankfurt.
Er ist das Mastermind hinter der britischen Band The Cure: Sänger, Gitarrist und Keyboarder Robert Smith. Hier zu sehen bei einem Liveauftritt in der Festhalle Frankfurt 2022.

Da kam der A&R-Manger von der Firma und hatte dieses Tape dabei von The Cure, "Disintegration" [...] Dann haben wir das quasi damals im Auto am Strand in Sankt Peter-Ording das aller erste Mal gehört und das werde ich nie vergessen! Sehr beeindruckend!

Die Musik bekommt viel Platz bei The Cure

Wie auch bei "Pictures of You" startet der Opener des Albums mit einem langen Intro. Beim "Plainsong" macht The Cure auch genau, was der Titel sagt. Es ist eigentlich ein einfacher Song, der aber mit vielen Klangflächen arbeitet und den Hörer schön langsam in das Album hineinzieht. Langsam aber mit einem epischen großen Sound.

Ich denke, es ist einfach ein Ort, den sie (The Cure) da festlegen. Also sie holen dich ab und sagen: “Hier, das ist unser Ort, damit fangen wir an!” [...] Jeder, der das nicht aushält, sollte die Platte dann auch nicht weiterhören! Das ist wie ein Statement!

"Camouflage"-Keyboarder Heiko Maile bei einem Auftritt 2023.
Zu Gast im SWR1 Meilensteine Podcast: "Camouflage"-Keyboarder und selbstbetitelter "The-Cure-Ultra-Fan" Heiko Maile. Hier bei einem Liveauftritt in München 2023.

The Cure arbeiten aber nicht nur mit großen epischen Sounds auf "Disintegration". Manchmal sind es gerade die kleinen Dinge in den Songs, die sie so besonders machen. Beim Erfolgssong "Lullaby" zum Beispiel besingt Robert Smith den Spinnenmann, der sich immer näher heranschleicht. Diesen Spinnenmann können wir im Song sogar richtig eindeutig hören, in Form der hohen gezupften Töne schleicht sich der Spinnenmann Schritt für Schritt immer näher an sein Opfer. Unglaublich, wie schön bedrohlich das im Song klingt. 

The Cure sind der Dauerbrenner bei MTV

Noch intensiver wird das "Lullaby"-Erlebnis, wenn man sich das Musikvideo zum Song anschaut. In dem liegt Sänger Robert Smith in Spinnenweben eingewickelt im Bett und wartet eigentlich nur darauf, dass der Spinnenmann näher kommt und ihn auffrisst. Beim Musiksender MTV war das Video damals ein echter Dauerbrenner.

Auch wenn es bei den meisten Songs auf "Disintegration" eher düsterer zugeht, die traurige Melancholie ist ja bei Robert Smith und Co. quasi ihr Markenzeichen, gibt es auch ein kleines Stimmungshoch: "Lovesong". Der Song ist sozusagen der Teil der Platte, der für die emotionale Dynamik zuständig ist. "Lovesong" ist dabei eine Liebeserklärung an Mary Poole, die langjährige Freundin von Sänger Robert Smith. Auch Megastar Adele hat "Lovesong" schon gecovert, in einer deutlich düstereren Variante als The Cure – aber nicht weniger schön.

"Disintegration" – Der persönliche Schlusspunkt von The Cure

Für SWR1 Meilensteine Gast Heiko Maile von Camouflage ist "Disintegration" so was wie "der Schlusspunkt von The Cure", erzählt der Musiker im Podcast. 

Weil, ich bin Ultra-Fan von dem Frühwerk. Als es in "Disintegration" ging [...] das schließt auch so ein bisschen meine The Cure Zeit ab. In "Disintegration" steckt irgendwie auch fast alles, was vorher schon da war. [...] Wenn ich jetzt jemandem ein Album empfehlen müsste, würde ich schon auch das Album nehmen, weil da steckt schon sehr viel drin von The Cure.

Shownotes

Über diese Songs vom Album “Disintegration” wird im Podcast gesprochen

  • (15:09) – "Plainsong"
  • (22:06) – "Lullaby"
  • (34:19) – "Lovesong"
  • (41:32) – "Pictures of You"
  • (53:23) – "Disintegration"

Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen

  • (04:34) – "The Great Commandment" von Camouflage
  • (04:50) – "Love Is a Shield" von Camouflage
  • (08:17) – "Raw Like Sushi" von Neneh Cherry
  • (08:27) – "Seeds of Love" von Tears for Fears
  • (20:07) – "Chariots of Fire" von Vangelis
  • (39:03) – "Lovesong" (Cover) von Adele
  • (55:47) – "Running Up That Hill" von Kate Bush

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