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1,8 Millionen Deutsche betroffen: „Gesundes Altern ist möglich“: Neurologe sagt, wie Sie Ihr Demenz-Risiko verringern
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3D medical background with magnifying glass examining brain
Getty Images/kirstypargeter In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von einer Form von Demenz betroffen. Bis heute gibt es noch keine Heilung für die Erkrankung.
  • FOCUS-online-Gastautor
Freitag, 10.05.2024, 08:14

In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen von einer Form von Demenz betroffen. Bis heute gibt es noch keine Heilung für die Erkrankung. Mit der richtigen Prävention können bestimmte Risiken jedoch verringert werden. Welche das sind, erklärt Neurologe Mimoun Azizi.

Was ist Alzheimer und wie verbreitet ist die Krankheit?

Bei der Alzheimer-Demenz handelt es sich um eine chronische neurodegenerative Erkrankung, die zunehmend an Relevanz gewinnt. In Ländern mit hoher Lebenserwartung – darunter auch Deutschland – steigt die Anzahl der an Demenz erkrankten Menschen stark an. Mit 60 bis 70 Prozent gilt die Alzheimer-Demenz als die häufigste Form, an der in Deutschland jährlich etwa 450.000 Menschen erkranken.

Zwar kann die Krankheit bereits bei 40 bis 50-Jährigen auftreten, ist aber insgesamt vor dem 60. Lebensjahr seltener. Ihre Prävalenz steigt mit dem Alter nahezu exponentiell an und erreicht in der Altersgruppe der 80 bis 89-Jährigen einen Wert von über zehn Prozent. Damit ist die Alzheimer-Demenz nach Herzerkrankungen, Krebs und Schlaganfällen die vierthäufigste Todesursache in den Industrienationen .

Über den Autor

Dr. Med. Mimoun Azizi
AKH Celle Dr. Med. Mimoun Azizi

Der Facharzt für Neurologie Dr. med. Mimoun Azizi, M.A., ist seit 2021 Chefarzt der Geriatrie/Neurogeriatrie am Allgemeinen Krankenhaus Celle. Darüber hinaus ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und besitzt u.a. Zusatzqualifikationen in der Notfallmedizin, Geriatrie und Palliativmedizin. Der Autor verschiedener Fachbücher und -artikel besitzt zudem einen Magister der Politikwissenschaften und Soziologie sowie einen Master der Philosophie.

 

Welche Symptome haben Alzheimer-Betroffene?

Die Alzheimer-Erkrankung führt bei Betroffenen zu einer progredienten, also fortschreitenden, Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses und der Verarbeitung neuer Informationen. Zudem ist die räumliche und zeitliche Orientierung ebenfalls beeinträchtigt.

Im weiteren Verlauf können Konzentrations-, Aufmerksamkeits-, und Sprachstörungen auftreten. Im Laufe der Erkrankung werden weitere Hirnfunktionen erfasst, was meist Wesensveränderungen der Patienten mit sich bringt. Konkrete Symptome können vermehrte Unruhe, eine sogenannte „Major Depression“, Apathie, Schlafstörungen und andere Verhaltensauffälligkeiten sein.

Spezifische Wahnsymptome, eine halluzinatorische Symptomatik und illusionäre Verkennungen können auch auftreten. Hinzu kommen Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus sowie n eurologische Ausfälle wie Beeinträchtigungen der Koordination und Motorik bis hin zur Pflegebedürftigkeit.

Wie erfolgt die Diagnose und welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die Diagnosestellung erfolgt auf Grundlage klinischer Symptome, der Bildgebung des Kopfes und den Biomarkern im Liquor. In der Bildgebung vom Kopf zeigt sich häufig eine Hirnatrophie im Temporal- und Parietallappen. Im Liqour werden bestimmte Biomarker, nämlich Phospho-Tau, Gesamt-Tau und Amyloidproteine bestimmt. Diese müssen in einer bestimmten Konstellation auftreten, um von Alzheimer-Demenz sprechen zu können.

Bei einer bereits diagnostizierten Alzheimer-Demenz geht es therapeutisch darum, die Lebensqualität zu erhalten, wenn möglich zu verbessern und eine Progression zu verlangsamen. Darauf zielen medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien, die in erster Linie symptomatisch verlaufen, ab. Eine deutliche Verzögerung des Prozesses oder gar eine Heilung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

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Gibt es bestimmte Risikofaktoren, an Alzheimer-Demenz zu erkranken?

Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung der Alzheimer-Demenz ist das Alter. Der Alterungsprozess ist unvermeidlich und somit auch das Hauptrisiko, an dieser Demenz-Form zu erkranken.

Darüber hinaus gibt es auch andere Risikofaktoren – etwa das Rauchen . Auch depressive Erkrankungen, Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und Schädel-Hirn-Traumata sind als Risikofaktoren detektiert worden, sowie auch die Familiengeschichte und Morbus Parkinson .

Darüber hinaus besteht eine Korrelation zwischen der Alzheimer-Demenz und Arteriosklerose .

Mangelnde Bewegung ist laut der Meta-Analyse von Norton et al. jener Risikofaktor, der für die meisten vermeidbaren Alzheimer-Demenz-Fälle in den USA und Europa verantwortlich ist.

Es gibt aber auch soziodemographische Faktoren wie Einsamkeit, mangelnde Kommunikation oder fehlende Bildung , die ein Risiko für Demenz-Erkrankungen darstellen können. 

Kann man der Krankheit mit der richtigen Prävention vorbeugen?

Ein „gesundes“ Altern ist möglich und kann aktiv beeinflusst werden. Regelmäßige Bewegung und Sport können das Risiko, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, reduzieren.

Besonders wichtig ist zudem eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Mediterrane Kost, also viel Obst und Gemüse, ein erhöhter Konsum von Getreide, ungesättigten Fettsäuren, wie Olivenöl, und Fisch, sowie ein ausgewogener Konsum von Milchprodukten und Fleisch, sind zu empfehlen.

Gegen soziodemographische Risikofaktoren, wie Einsamkeit hilft Geselligkei t – auch spezielle Anlaufstellen für Senioren können hilfreich sein.

Lesen und Bildung im Allgemeinen reduzieren das Risiko einer Alzheimer-Demenz. Im Alltag können Gedächtnis und die Kommunikationsfähigkeit frühzeitig trainiert werden, z. B. mit Wortspielen, Puzzles und praktischen Aktivitäten, wie Backen oder Gartenarbeit.

All dies kann einen positiven Effekt auf unsere Gedächtnisleistung haben und einer dementiellen Erkrankung vom Alzheimer-Typ bis zu einem gewissen Maße entgegenwirken.

Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema

Was wäre, wenn es in unserem Alltag etwas gäbe, das unsere gesamte Gesundheit und unser Wohlbefinden tiefgreifend verändern könnte? Etwas, das das Risiko einer Entwicklung und Verschlechterung fast aller Krankheiten verringern könnte? Mit diesen beiden Fragen leitete kürzlich der Surgeon General – der formal „höchste“ Arzt in ...

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Tobias Esch

Universitätsprofessor und Institutsleiter für Integrative Gesundheitsversorgung

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Tobias Esch

Universitätsprofessor und Institutsleiter für Integrative Gesundheitsversorgung

 

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

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