Pirgos Dirou: Bootstouren durch die Unterwelt der Peloponnes - WELT
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Im Boot gleiten Touristen durch die Unterwelt

Die Höhlenseen von Pirgos Dirou im Süden der Peloponnes sind glasklar. Urlauber können sie über Kilometer im Boot erkunden. Und die griechische Halbinsel hat noch mehr Erstaunliches zu bieten.
Reiseredakteurin
Tropfsteinhöhle Pirgos Dirou (Peloponnes, Griechenland) Tropfsteinhöhle Pirgos Dirou (Peloponnes, Griechenland)
Die Tropfsteinhöhle bei Pirgos Dirou können Besucher per Boot besichtigen
Quelle: pa/ANE

Die Region Peloponnes

Seit der Fertigstellung des Kanals von Korinth vor gut 125 Jahren ist die Halbinsel Peloponnes faktisch eine Insel – aus geopolitischer Sicht war sie das schon Jahrtausende zuvor. Denn die Rivalität zwischen den peloponnesischen und den Festlandgriechen (Spartaner und Athener trugen sie von 431 bis 404 v. Chr. blutig aus) bestimmte auch die nachfolgenden Jahrhunderte, als Römer, Byzantiner, Franken, Venezianer und Osmanen den Archipel heimsuchten.

Am schwersten fiel es den fremden Mächten, auf der Peloponnes Fuß zu fassen – die bis zu 2400 Meter hohen Gebirgszüge der Halbinsel boten den Griechen perfekte Rückzugsräume (von wo aus sie dann 1821 erfolgreich gegen die Osmanen zu Felde zogen).

Fünf Jahre zuvor, 1816, war Goethes „Italienische Reise“ erschienen, der er das Motto „Auch ich in Arkadien!“ voranstellte. Eine Region, die Künstler seit Vergil als erotische Spielwiese verklärten – und die es namentlich tatsächlich gibt: im Zentrum der Peloponnes. Arkadien ist eine verträumte Berglandschaft, umso kontrastreicher muten die kargen Landstriche im Süden und die antiken Stätten im Norden an.

Peloponnes (Griechenland)
Quelle: Infografik WELT

Bootstouren durch die Unterwelt

Anders als der Styx, der schlammige Totenfluss der griechischen Mythologie, sind die Höhlenseen von Pirgos Dirou im Süden der Peloponnes glasklar – und laden zu Bootstouren ein; Touristen können so knapp vier der über 15 Kilometer langen Tropfsteinhöhle erkunden.

Dass die Unterwelt seit Urzeiten bekannt ist, beweisen menschliche Knochenfunde; jüngst konnten Forscher das Alter eines Homo-sapiens-Schädels auf 210.000 Jahre datieren – damit gilt er als ältester moderner Europäer.

Seit 6000 Jahren in Liebe vereint

Es ist eine archäologische Rarität: In den Höhlen von Diros in Griechenland haben Forscher das Grab eines eng umschlungenen Paares gefunden. Um wenn es sich bei den beiden handelt, bleibt ein Rätsel.

Quelle: Reuters

Wintersport in Griechenland

24 Skigebiete hat Griechenland; drei davon befinden sich auf der Peloponnes, mit Ostrakina ist darunter auch das südlichste von Hellas. Das Skigebiet im Menalon-Gebirge ist von Dezember bis März geöffnet und gilt mit seiner Höhenlage (1900 Meter) als schneesicher. Noch höher (bis 2370 Meter) liegen die kleinen Skigebiete Chelmos (Aroania-Massiv) und Ziria (Kyllini-Massiv).

Ein jahrtausendealter „Computer“

Bis ins Jahr 776 v. Chr. reichen die Siegerlisten der Olympischen Spiele zurück, die im Heiligtum des Zeus auf der nordwestlichen Peloponnes ausgetragen wurden. Spätestens ab 573 v. Chr. wurden auch in Korinth und Nemea (ebenfalls Peloponnes) Wettkämpfe ausgetragen, die sogenannten Panhellenischen Spiele.

Was den Schluss zulässt, dass der Mechanismus von Antikythera 2600 Jahre alt sein könnte. Denn mit Hilfe des zahnradbetriebenen Gerätes war es den Griechen nicht nur möglich, die Positionen der Gestirne, Umlaufbahnen, Schaltjahre und Sonnenfinsternisse zu bestimmen. Ein Kalender zeigte zudem an, welche der Panhellenischen Spiele, einschließlich jener in Olympia, gerade anstand.

1901 war der „Computer“ aus einem 2000 Jahre alten Wrack vor Antikythera geborgen worden. 2017 tauchten Archäologen erneut vor der Insel hinab, wo sie weitere Bronzeteile fanden.

Peloponnes (Griechenland): Ein Nachbau des Mechanismus von Antikythera
Ein Nachbau des Mechanismus von Antikythera
Quelle: Wikipedia Commons

Streckenrekord  beim Spartathlon

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Yiannis Kouros ist heute Maß aller Dinge beim Spartathlon – und nicht mehr Pheidippides. Jener griechische Bote hatte 490 v. Chr. laut Herodot knapp zwei Tage für die 246 Kilometer lange Strecke von Athen nach Sparta auf der Peloponnes gebraucht – und damit fast doppelt so lange wie Kouros.

Der in Tripoli geborene Extremläufer stellte 1984 mit 20 Stunden und 25 Minuten einen bis heute ungebrochenen Streckenrekord auf. Ob dieser auch über 2019 hinaus Bestand hat, wird sich in den Morgenstunden des 28. September zeigen, wenn die ersten Teilnehmer des 37. Spartathlon ihr Ziel erreichen – die Statue von König Leonidas im alten Sparta.

Tauchen zur Siedlung auf dem Meeresgrund

Obwohl nur drei, vier Meter unter dem Meeresspiegel liegend, birgt Pavlopetri an der Südküste der Peloponnes noch viele Geheimnisse. Die auf 5000 Jahre geschätzte Siedlung war 1967 entdeckt worden; intensiv erforscht wird sie erst seit 2009. Mit der Freigabe der griechischen Gewässer für Sporttaucher 2006 zieht es aber nicht nur Archäologen hierher, sondern auch Trophäenjäger.

Peloponnes (Griechenland): Ein Taucher untersucht die Siedlung Pavlopetri
Ein Taucher untersucht die Siedlung Pavlopetri
Quelle: picture-alliance/ dpa

Das Zitat

Griechenland, mein Griechenland, mein liebes Griechenland!“

Mit diesen Worten hauchte Otto I. von Griechenland 1867 im Bamberger Exil sein Leben aus. Nach der Unabhängigkeit Hellas’ von den Osmanen hatte die griechische Nationalversammlung den Wittelsbacher Prinzen zum Regenten berufen; der Bayer saß von 1832 bis zu einem Militärputsch 1862 auf dem Thron. Otto I. regierte zunächst in Nafplio auf der Peloponnes, 1834 zog er nach Athen um.

Skurriles, Rekordverdächtiges, Typisches: Weitere Teile unserer Länderkunde-Serie finden Sie hier.

Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

WELT AM SONNTAG vom 1. September 2019
Quelle: WELT AM SONNTAG

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