Rummenigge-Enkel ist nach Ex-Bayern-Star benannt: „Er ist schnell, das hat er wohl von mir“
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Rummenigge-Enkel ist nach Ex-Bayern-Star benannt: „Er ist schnell, das hat er wohl von mir“

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Der frühere Vorstandsboss des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, spricht exklusiv über seine Familie, das Leben als Opa und wie er den jüngsten Trubel im DFB findet. 

München/Lippstadt – Im Sommer 2021 gab Karl-Heinz Rummenigge das Amt des Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern an Oliver Kahn weiter. Gut eineinhalb Jahre später spricht der gebürtige Lippstädter im Interview* privat wie lange nicht. Der 67-Jährige verrät, warum er vor Kurzem Interimstrainer einer E-Jugendmannschaft war – und warum er beim Kicken im Garten seinen zehnjährigen Enkel nicht immer gewinnen lässt.

Herr Rummenigge, wo treffen wir Sie gerade an?

Karl-Heinz Rummenigge: Zu Hause in Grünwald. Ich habe gerade Sport gemacht. Vor allem fahre ich viel Fahrrad. Da heute aber hier in München kein schönes Wetter ist, habe ich Indoor-Training vorgezogen. Also unter anderem Gymnastik auf der Matte. Früher als Spieler habe ich das gehasst, heute mache ich es aus freien Stücken, weil ich so Rückenschmerzen vorbeugen kann.

Außerdem müssen Sie sich ja auch fit halten, um mit Ihren Enkeln Fußball spielen zu können…

Rummenigge: Ja, das stimmt (lacht). Mittlerweile haben meine Frau und ich sieben Enkelkinder. Und die halten uns auf Trab. Speziell während der Corona-Zeit, als für die Kinder jeder Spiel- und Bolzplatz gesperrt, jedes Training verboten war, habe ich regelmäßig mit dem Nachwuchs im Garten gekickt.

Rummenigge ein Trainertalent? „Besser kann es nicht mehr werden“


Lassen Sie die Kleinen gewinnen oder fällt Ihnen das Verlieren als Ex-Profi schwer?

Rummenigge: Das kommt drauf an. Oft ist es so, dass wir drei bis sechs Spiele machen. Dann sehe ich zu, dass es nach den ersten beiden Spielen 1:1 steht, sodass es im Entscheidungsspiel Spannung für die Kinder gibt. Und dieses dritte Spiel entscheide ich manchmal für mich – damit die Kinder lernen, dass man im Sport wie im Leben nicht nur gewinnen kann. Ansonsten bin ich aber weniger streng.

Ist es Ihren Enkelkindern schon bewusst, welche Sport-Größe ihr Opa war?

Rummenigge: Ich glaube die beiden Ältesten wissen das, ja. Nahla, sie ist 13, und Dante, er ist 10, habe ich in meiner FC-Bayern-Zeit auch regelmäßig mit ins Stadion genommen. Die anderen sind noch zu jung. Aber das ist schon okay. Der Grad meiner Eitelkeit hält sich dankenswerterweise in Grenzen.

Kann man schon erkennen, ob Ihre Fußball-Gene in die übernächste Generation vererbt worden sind?

Rummenigge: Der Dante ist zumindest sehr ehrgeizig, zudem recht schnell, das hat er wohl von mir. Er ist Stürmer beim TSV Grünwald und liebt Fußball. In der Schule geht er in eine Ganztagsklasse und freut sich schon während des Unterrichts darauf, dass er am späten Nachmittag zum Training darf. Aber bitte, man muss da in Ruhe abwarten, man kann in diesem Alter keine Prognosen abgeben. Ich habe zudem viele Söhne von prominenten Vätern kennengelernt, die unter dem großen Namen gelitten haben. Ich kann Ihnen da eine schöne Anekdote erzählen…

Ja bitte…

Rummenigge: Unser ältester Sohn Andre ist semiprofessionell Snowboard gefahren. Als wir vor einigen Jahren bei einem Rennen zugeschaut haben, fragte ich meine Frau im Zieleinlauf: ‚Wann kommt denn eigentlich der Andre?’ Und sie sagte: ,Der fährt doch gerade! Aber unter meinem Mädchennamen.’ Er wollte nicht unter Rummenigge starten, weil viele Leute dann nur den prominenten Namen bewerten.

Schauen Sie sich Jugendspiele von Dante an, oder würde Ihr Erscheinen zu viel Wirbel verursachen?

Rummenigge: Bei den Heimspielen ist es recht entspannt. Beim TSV Grünwald spielen einige Kinder von prominenten Vätern. Ich war übrigens auch mal für zwei Wochen Trainer von Dantes Team, weil der Trainer Corona hatte. Das Spiel haben wir 15:1 gewonnen. Für mich war klar: Ich beende jetzt meine Trainer-Karriere. Besser kann es nicht mehr werden (lacht).

Karl-Heinz Rummenigge genießt das Leben mit seinen Kinder und sieben Enkeln - bald steht er jedoch wieder in Diensten des DFB
Karl-Heinz Rummenigge genießt das Leben mit seinen Kinder und sieben Enkeln - bald steht er jedoch wieder in Diensten des DFB. © IMAGO/Ulrich Wagner

FC-Bayern-Ikone Rummenigge über ausgefallenen Namen - und sein Karriereende

Ihre Frau hat die Namen damals allein ausgesucht? Ihre Enkel haben sehr originelle Namen, sie heißen u.a. Nahla, Dante, Filou, Pippo, Teddy…

Rummenigge: Die Kreativität bei der Namensgebung hat meine Frau offenbar vererbt. Sie war damals auch sehr ideenreich bei der Namensgebung unserer fünf Kinder: Roman, Ricarda, Charlotte, Henry, Andre – das waren in den 80er Jahren keine Allerweltsnamen.

Rummenigge: Ja. Als weiser Ehemann überlässt man so etwas der Frau.

Karl gehört in Deutschland zu den beliebtesten Vornamen. Würden Sie sich wünschen, dass ein Enkel nach Ihnen benannt wird?

Rummenigge: Dante heißt mit zweitem Vornamen Karl, da bin ich also schon gewissermaßen verewigt worden. Der Name Dante stammt übrigens von dem gleichnamigen Bayern-Spieler. Den fanden wir alle in der Familie so gut, er hat so ein sonniges Gemüt. Als meine Tochter schwanger war, hat sie ihn gefragt, ob es in Ordnung sei, ihren Sohn Dante zu taufen. Der große Dante war gleich begeistert. Und er hält den Kontakt zu dem kleinen Dante aufrecht, schickt ihm zum Beispiel Trikots von seinem aktuellen Klub OGC Nizza.

Sie haben in Ihrem Leben zwei Karrieren beendet – erst die als Spieler, 30 Jahre später die als Spitzen-Funktionär. Welcher Abschied ist Ihnen schwerer gefallen?

Rummenigge: Ganz klar der Abschied als Profi. Ich weiß es noch genau: Nach meinem letzten Spiel 1989 mit Genf habe ich mich unter die Dusche gestellt und die Karriere Revue passieren lassen. Ich habe auch eine Träne verdrückt, da bin ich ganz ehrlich. Das musste ich bei meinem Abschied als Vorstandsvorsitzender nicht. Die Zeit als Funktionär war viel schwieriger für mich, viel anspruchsvoller. Ich musste vieles lernen, es war komplizierter. Das Fußball-Talent hingegen wurde mir in die Wiege gelegt.

Karl-Heinz Rummenigge
Karl-Heinz Rummenigge © Frank Hoermann / SVEN SIMON via www.imago-images.de

Rummenigge kehrt zum DFB-Team zurück - „Befinden uns fußballerisch auf einem Irrweg“

Sind Sie in Ihrer Amtszeit auch mal – vergleichbar mit Max Eberl – an Ihre Grenzen gekommen?

Rummenigge: Nein. Wissen Sie, ich stamme aus einer Generation, in der man – so hieß das damals – seinen Mann stehen musste. Da wurde nicht nach Befindlichkeiten gefragt. Man erschien morgens pünktlich bei der Arbeit und hat dann den Job so lange gemacht, wie es notwendig war. Ich hatte nie Gedanken an eine Auszeit. Ganz davon abgesehen, wäre sie bei Bayern auch gar nicht möglich gewesen. Wahrscheinlich hat mich die westfälische Ruhe, die ich in mir habe, widerstandsfähig gemacht. Da war ich auch ganz anders als der Uli (Hoeneß/d.Red,). Und es hat mir gutgetan, auch mal ein Sturkopf zu sein.

Als Mitglied der DFB-Task-Force ist Ihre Rentner-Ruhe vorbei. Machen Sie sich Sorgen um die EM?

Rummenigge: Ich will es so ausdrücken: Wenn du bei drei Turnieren in Folge so schlecht abschneidest, sind die Ursachen tiefer gehend. Wenn du seit 2016 ein Strich drunter machst, kommt jeder zu dem Ergebnis: nicht ausreichend. Ich glaube, dass wir uns in Deutschland auf einem fußballerischen Irrweg befunden haben.

Können Sie den Irrweg konkretisieren?

Rummenigge: Einerseits müssen wir wesentlich besser werden in der Nachwuchsausbildung. Da ist über Jahre offensichtlich einiges vernachlässigt worden. Wir haben in Deutschland doch noch vor 15 Jahren Weltklasse-Spieler herausgebracht – ich erinnere an Neuer, Schweinsteiger, Müller. Da sind wir heutzutage weit von entfernt. Der Einzige, der aktuell in diese Kategorie gehört, ist Jamal Musiala.

Was muss sich ändern?

Rummenigge: Mein Credo ist: Fußball ist ein Spiel. Und ein Spiel muss Spaß machen. Wir müssen die Trainerausbildung verändern, die ist in den letzten Jahren rein taktisch gewesen. Junge Leute musst du mitnehmen, sonst widmen sie sich anderen Dingen. Der Fußball hat nicht mehr so ein stand-alone wie vor Jahrzehnten. Also muss zum Zweiten bei der Ausbildung das Individuum eine größere Rolle spielen als die Taktik.

Rummenigge: „Beim DFB gab es ein Hauen und Stechen im Hintergrund“

Dann lag Mehmet Scholl nicht so falsch, als er vor fünf Jahren analysierte: „Kinder dürfen kein Dribbling mehr probieren. Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen“?

Rummenigge: Mehmet Scholl hatte komplett recht. Aber er hat es auf etwas zu offensive Weise kundgetan. Und dadurch ist es despektierlich aufgefasst worden. Es war ein Warnschuss zur rechten Zeit, der leider in dieser Republik nicht zur Kenntnis genommen wurde. Die Besserung der Nachwuchsarbeit ist ein langfristiges Projekt. Die Nationalmannschaft dagegen kann man relativ zügig wieder auf die Beine bringen, damit sie in der Lage ist, in eineinhalb Jahren eine erfolgreiche EM zu spielen.

Was muss konkret passieren?

Rummenigge: Beim DFB gab es in den letzten Jahren ein Hauen und Stechen im Hintergrund. Ich würde mich sehr freuen, wenn man beim Verband den Fokus wieder auf den Fußball richtet und die Nationalmannschaft entpolitisiert. Mir hat die Haltung der Franzosen bei der WM gefallen. Präsident Macron hatte vor Turnierstart gesagt: ;Ich bin für die Politik verantwortlich. Und die Nationalmannschaft für den Fußball.’ Damit war die Verantwortung korrekt aufgeteilt. Ich habe aber bei dem neuen Präsidenten Bernd Neuendorf den Eindruck, dass er bereit ist, neue Wege zu gehen, um zu alten Tugenden zurückzukehren.

Was muss sich noch ändern?

Rummenigge: Ich habe ein WM-Spiel von Marokko im Stadion gesehen. Die haben mit so viel Herzblut gespielt – das brauchen wir auch. Die Nationalmannschaft ist die größte Mannschaft des Landes, größer als Bayern München. Wenn man drei Turniere in den Sand gesetzt hat, müssen auch die Spieler Verantwortung übernehmen, um den Karren wieder flott zu machen und Feuer zu entfachen.

*Das Interview gab Karl-Heinz Rummenigge seiner Lippstädter Heimatzeitung „Der Patriot“.

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