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ICONISTA Role Models

„Ich habe schon als Kind gelernt, keine Vorbilder zu haben“

Olympiasiegerin Malaika Mihambo ist die neue ICONISTA-Preisträgerin

Unter dem Motto #MoreRoleModels feierten 120 Gäste den ICONISTA-Award in Berlin. Der geht jedes Jahr an eine Frau mit Vorbildfunktion – was das Thema des Abends bestimmte.

Quelle: ICONIST

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Woran und an wem können sich Frauen und Männer in Zeiten veränderter Rollenbilder eigentlich noch orientieren? Acht Antworten – von Sportlerinnen, Schauspielerinnen und einem Feminismusforscher.

Eigentlich habe sie selbst gar kein wirkliches Vorbild, erzählt Malaika Mihambo an diesem Abend in Berlin. Vielmehr würden herausragende Persönlichkeiten sie inspirieren, ihren eigenen Weg zu gehen. Und der führte die Weitsprung-Weltmeisterin am vergangenen Dienstag nach Berlin, dort wurde sie ausgezeichnet, als Role Model – weil sie eben doch eine Vorbildfunktion für viele hat. Die 26-Jährige erhielt von ICONIST (dem digitalen Lifestyle-Kanal von WELT) und Barbie den ICONISTA-Award – übrigens in Form einer eigens für sie angefertigten Puppe. Das Thema, das die Gespräche auf und neben der Bühne bestimmte: Wie finden Männer und Frauen heute ihre Rolle in der Gesellschaft? Welchen Rollenbilder wollen sie nacheifern, wovon sich distanzieren? Wer taugt heute zum Vorbild – und warum?

Malaikas Vorbildrolle beschrieb WELT-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld in ihrer Laudatio so: „In diesen Zeiten spüren wir, dass Rassismus überall ist. Dass Hautfarbe einen Unterschied macht, wo es gar keinen Unterschied gibt. Oder dass der Klang eines Namens über Chancen entscheidet. Über Chancen im Beruf und im Leben. In solchen Zeiten ist es gut, dass Malaika ein Vorbild ist. Und nicht, weil ihre Hautfarbe ist, wie sie ist. Und auch nicht, weil ihr Name klingt, wie er klingt. Damit würden wir es uns zu einfach machen. Sei eine erstklassige Ausgabe deiner selbst, nicht die zweitklassige von jemand anderem, sagt man. Und andere wollten dir, Malaika, das Gefühl geben, dass du zweitklassig bist. Das hast du nicht zugelassen. Und genau das macht dich zu einem erstklassigen Vorbild.“

Malaika Mihambo, Leichtathletin:

Malaika Mihambo Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2020
Malaika Mihambo Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2020
Quelle: Viviane Wild

„Es gibt viele tolle Persönlichkeiten, Künstler, Politiker, Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaftler. Aber ich sehe sie nicht als Vorbilder, sie inspirieren mich eher und geben mir Anregungen für meinen eigenen Weg.“ Die junge Sportlerin stellte mit 7,30 Meter die Bestleistung im Weitsprung auf, gewann die Goldmedaille in Doha – nennt aber eine Sache, die ihr wichtiger ist als der Sieg: „Es ist das Gesündeste, wenn der Erfolg nach der Freude am Sport kommt. Sonst kann sich der Erfolg leer anfühlen.“

Kristina Vogel, Olympiasiegerin:

Kristina Vogel Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2019
Kristina Vogel Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2019
Quelle: Harald Fuhr/EventPress

Die ehemalige Bahnradfahrerin wurde 2019 mit dem ICONISTA-Award ausgezeichnet, vor allem wegen ihres Lebensmuts: Sie hat sich nach einem schweren Unfall zurück ins Leben gekämpft. „Frauen haben viele Stärken. Nur ein Idol zu haben und zu nennen, ist daher schwer. Jede Frau bringt andere Eigenschaften mit. Die eine ist stark, die andere ist selbstbewusst, wieder eine hat Tiefen gemeistert und ist rausgekommen. Wäre doch schade, wenn man nur starke Frauen als Vorbild hätte, oder?“

Ein Gespräch über zitternde Beine und unerreichbare Müsliflocken

Leyla Piedayesh, Modedesignerin:

Leyla Piedayesh Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2018
Leyla Piedayesh Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2018
Quelle: KNUEPPEL & COMPAGNON

„Ich habe schon als Kind gelernt, keine Vorbilder zu haben. Ich habe niemanden heroisiert. Das kommt vielleicht daher, dass mein Heimatland Iran dem Fanatismus zum Opfer fiel und ich es als Kriegsgeschädigte verlassen musste“, sagt Leyla Piedayesh, Gründerin des Modelabels Lala Berlin und Gewinnerin des ICONISTA-Awards 2018. „Am Ende des Tages werden wohl immer die Eltern zu Vorbildern – bewusst oder unbewusst. Ob das gut oder schlecht ist, weiß dann jeder für sich selber.“

Leonie von Hase, Miss Germany 2020:

BERLIN, GERMANY - MARCH 03: Leonie von Hase (Miss Germany 2020) attends the ICONISTA Award 2020 at Stadtbad Oderberger on March 3, 2020 in Berlin, Germany. (Photo by Tristar Media/Getty Images)
Quelle: Getty Images
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Der Wettbewerb und den Miss-Titel will sie von Staub und Klischees befreien. Von Hase ist bislang die älteste Siegerin, außerdem Mutter und Unternehmerin. Zu wem die 35-Jährige aufschaut? „Zu meiner Mama und meiner Oma. Auch viele meiner Freundinnen und Verbündete in meinem Leben inspirieren mich. Was wir brauchen, sind unangepasste Rollenbilder.“ Persönlich treffen würde sie gerne Schriftstellerin Elizabeth Gilbert („Eat, Pray, Love“), deren Werdegang sie inspiriert hat.

Julia Dorny, Kampfsportlerin:

BERLIN, GERMANY - MARCH 03: Julia Dorny attends the ICONISTA Award 2020 at Stadtbad Oderberger on March 3, 2020 in Berlin, Germany. (Photo by Tristar Media/Getty Images)
Quelle: Getty Images

MMA, kurz für Mixed Martial Arts, ist eine der härtesten Kampfsportarten der Welt. Julia Dorny hat sich in dieser Sportart als deutsche Profikämpferin durchgesetzt. Nicht überraschend also, dass ihr Vorbild eine Kollegin ist: Ronda Rousey, die erste Frau, die 2012 von Ultimate Fighting Championship unter Vertrag genommen wurde – und als erste Frau dort einen Titel holte. „Das muss man erst mal schaffen. Abseits vom Sport ist Nelson Mandela eine große Inspiration für mich.“


Sarah Brandner, Model:

BERLIN, GERMANY - MARCH 03: Sarah Brandner attends the ICONISTA Award 2020 at Stadtbad Oderberger on March 3, 2020 in Berlin, Germany. (Photo by Tristar Media/Getty Images)
Quelle: Getty Images

„Als Kind hatte ich nie große Persönlichkeiten als Vorbild“, sagt Model Sarah Brandner. Sie nennt, obwohl sie in der Mode- und Luxusbranche arbeitet, keinen Designer oder Modelkollegin als Vorbild, sondern eine Person, die ihr nahe steht: „Mein größtes Idol heute ist meine beste Freundin, weil sie der stärkste Mensch ist, den ich kenne. Sie hat eine Krankheit und geht in einer bewundernswerten Art und Weise damit um. Ich schätze sie für ihre Stärke und positive Lebenseinstellung.“

Jens van Tricht, Feminismusforscher:

Berlin, 03.03.20, ICONISTA EVENT in Verbindung mit Barbie. Preisverleihung im Stadtbad Oderberger. Podiumsdiskussion mit Jens Van Tricht, Sandra von Ruffin und Malaika Mihambo. Moderation Dagmar Rosenfeld von der Welt. Foto: Viviane Wild
Quelle: ICONIST
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Eine der Thesen aus van Trichts neuem Buch „Warum Feminismus gut für Männer ist“ besagt, dass auch Männer unter ungerechten Geschlechterverhältnissen leiden. Wenn es um Vorbilder geht, gibt der Aktivist einen geschlechtsneutralen Tipp: „Zuallererst sollten wir uns selbst zum Vorbild nehmen. Ich habe in meinem Leben immer wieder Menschen getroffen, die mir ein Vorbild in unterschiedlichen Bereichen waren – als Eltern, im Beruf oder als Freunde.“

Jens van Tricht über Männlichkeit

Sandra von Ruffin, Schauspielerin:

Berlin, 03.03.20, ICONISTA EVENT in Verbindung mit Barbie. Preisverleihung im Stadtbad Oderberger. Podiumsdiskussion mit Jens Van Tricht, Sandra von Ruffin und Malaika Mihambo. Moderation Dagmar Rosenfeld von der Welt. Foto: Viviane Wild
Quelle: Viviane Wild

Neid auf andere Frauen in der Branche? Nicht bei von Ruffin. Für sie ist Schauspielerin und Kuratorin Saralisa Volm („Fikkefuchs“), mit der von Ruffin oft zusammen arbeitet, ein Vorbild. Sie sagt über die vierfache Mutter: „Sie hat so viele Facetten, so viel zu geben und ist gleichzeitig wild und lustig. Außerdem bewundere ich Tilda Swinton für ihre sehr künstlerische Herangehensweise an den Beruf und ihre ganz eigene Definition von Weiblichkeit, von der sie sich nicht abbringen lässt.“

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