Martyrium – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
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Martyrium, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Martyriums · Nominativ Plural: Martyrien
Aussprache  [maʁˈtyʀi̯ʊm]
Worttrennung Mar-ty-ri-um
Herkunft aus martyriumkirchenlat ‘Blutzeugnis für die Wahrheit des Christentums, der christlichen Religion, Leiden, die die Märtyrer zu erdulden haben’ < martýriongriech (μαρτύριον) ‘das Bezeugen, Zeugnis, Beweis, Zeichen’
eWDG

Bedeutung

gehoben unschuldig (für eine Überzeugung) erduldetes, schweres Leiden
Beispiele:
ein furchtbares, wahres, geduldig ertragenes, freiwilliges Martyrium
ein Martyrium durchleiden, erdulden
er hatte ein Martyrium (= große Qualen) hinter sich
von dem Martyrium … das ihre Mutter einst bei ihrer Geburt erlitten hatte [ le FortPapst134]
Religion qualvoller Opfertod für den Glauben
Beispiel:
die Martyrien der Christen unter dem römischen Kaiser Nero
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Marter · Marterl · martern · Märtyrer · Martyrium
Marter f. ‘Folter, Qual, Peinigung’, ahd. martira, mart(a)ra (8. Jh.), mhd. marter, martere ‘Blutzeugnis’, besonders ‘Christi Passion, Kruzifix, Qual, Pein, Verfolgung, Folter’ ist als ein Wort des frühen Christentums entlehnt aus kirchenlat. martyrium ‘Blutzeugnis für die Wahrheit des Christentums, der christlichen Religion, Leiden, die die Märtyrer zu erdulden haben’, auch ‘Märtyrergrab, Kapelle’ (errichtet zum Gedenken an Märtyrer), griech. martýrion (μαρτύριον) ‘das Bezeugen, Zeugnis, Beweis, Zeichen’, dann auch (im Neuen Testament) ‘Verkündigung des Evangeliums, Predigt’. Das im Dt. auftretende fem. Genus beruht vielleicht auf dem Einfluß von Qual und Pein. Zugrunde liegt griech. mártys (μάρτυς), (dor.) mártyr (μάρτυρ) ‘Zeuge’, kirchensprachlich ‘Blutzeuge’, eigentlich wohl ‘Zeugnis’, Verbalnomen zu einem Verb mit der Bedeutung ‘sich erinnern’, vgl. aind. smárati ‘erinnert sich, gedenkt’, griech. mérimna (μέριμνα) ‘Sorge, Besorgnis’ und (nicht sicher) lat. memor ‘sich erinnernd, eingedenk’. Aus dem Griech. übernommenes kirchenlat. martyr gilt anfangs für den ‘Augenzeugen des Lebens und Wirkens Christi’, danach für einen Menschen, der sich trotz Folter und Tod zum Christentum bekennt (s. unten Märtyrer). Eine parallele Entwicklung erfährt martyrium. Marter bezeichnet zunächst sowohl die Passion Christi wie auch den Leidensweg der Heiligen und der Bekenner Christi, später (16. Jh.) auch die Folterung eines Gefangenen oder Verbrechers sowie das dazugehörige Gerät und geht schließlich in den (im Mhd. nur vereinzelt bezeugten) allgemeinen Gebrauch von ‘Schmerz, Not, Elend’ über. Marterl n. ‘Gedenkkreuz, -tafel am Weg für einen Unglücksfall’ (19. Jh., südostd.), deminutive Ableitung von Marter im Sinne von ‘bildliche Darstellung des Lebens und Leidens Christi, Kruzifix’ zum Gedächtnis (15. Jh.). martern Vb. ‘foltern, peinigen’, ahd. martirōn, mart(a)rōn (8. Jh.), mhd. martern, marteren ‘zum Märtyrer machen, ans Kreuz schlagen, foltern, plagen’. Märtyrer m. ‘Christ, der für seinen Glauben in den Tod gegangen ist’, dann allgemein ‘ein für sein Glaubensbekenntnis, für seine Überzeugung oder für seine politischen Ziele und Handlungen Verfolgung, Gefangenschaft, Peinigung oder Tod Erleidender’, ahd. martarāri (10. Jh.), martirāri (11. Jh.), mhd. marterære, merterære, im Nhd. bis ins 19. Jh. noch Märterer, aus lat. martyr, griech. mártyr (μάρτυρ) ‘Zeuge’, im Ahd. mit dem Suffix der Nomina agentis -āri weitergebildet; seit dem 16. Jh. in der Form Märtyrer formal wieder an das griech.-lat. Vorbild angelehnt. Martyrium n. ‘Opfertod, Blutzeugenschaft, schweres Leiden um seines Glaubens, seiner Überzeugung willen, Qual’ (19. Jh.), kirchenlat. martyrium (s. oben).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Unterbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Martyrium‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Martyrium‹.

Verwendungsbeispiele für ›Martyrium‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die letzte Zeit mit Hardy war geradezu ein Martyrium für mich! [Noll, Ingrid: Ladylike, Zürich: Diogenes 2006, S. 89]
Nach einem knapp viertägigen Martyrium konnte die junge Frau fliehen. [Die Zeit, 29.04.2013 (online)]
Das deutsche Wort Martyrium trifft es allerdings auch nicht schlecht. [Die Zeit, 22.12.2008, Nr. 52]
In den folgenden Jahren erlitt die junge Frau ein nur schwer vorstellbares Martyrium. [Die Zeit, 05.05.2008, Nr. 18]
Mit einem Handy fotografierten sie das tödliche Martyrium der Frau. [Die Zeit, 18.12.2007 (online)]
Zitationshilfe
„Martyrium“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Martyrium>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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