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Panorama Missbrauchsvorwürfe

Pola Kinskis Mutter will nichts geahnt haben

Redakteur
Pola Kinski hat nicht nur über die Vergewaltigungen durch ihren berühmt-berüchtigten Vater geschrieben. Ihrer Mutter wirft sie vor, sie nicht beschützt zu haben. Die 81-Jährige sieht das ganz anders.

"Nein, ich hatte keine Ahnung. Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass Klaus dem Kind so etwas antun würde." Der Satz fällt der alten Dame nicht leicht. 81 Jahre alt ist Gislinde B., geborene Kühlbeck, die Mutter von Pola Kinski, Ex-Frau von Klaus Kinski.

Ihre Tochter hatte in der vergangenen Woche ihr Buch "Kindermund" veröffentlicht. Darin schildert sie detailliert ein jahrelanges Martyrium. Ihr Vater habe sie als Kind missbraucht und vergewaltigt.

Im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ etwa sagte die heute 60-Jährige: "Es ist nicht nur ein Vergewaltigungsbuch. Es geht natürlich um die Tat, aber noch wichtiger ist, was sie auslöst und für Wunden hinterlässt. Es geht um den seelischen Missbrauch vor allem auch. Darum, dass ein Kind in einer Welt von Erwachsenen existieren muss, die es eigentlich hätten lieben und beschützen müssen."

"Meine Sicht ist eine komplett andere"

Auch für das Leben mit ihrer Mutter findet Pola Kinski harte Worte. Sie sei ungeliebt gewesen, zumal nach der erneuten Heirat der Mutter, sei ausgenutzt worden, habe keinen Schutz bekommen. Zuweilen habe man sie dankbar an Klaus Kinski abgeschoben, der seine Tochter nach Berlin, Rom, Madrid holte.

"Aber meine Sicht ist eine komplett andere", sagt Gislinde B. nun. Sie hat an ihrem Wohnort München der "Bunten" ein Interview gegeben. "Ich werde und muss mich nicht verteidigen. Ich habe meine Tochter stets geliebt. Auch mein zweiter Mann hat stets versucht, ihr ein liebevoller Stiefvater zu sein. Aber Pola war von Anfang an eifersüchtig auf ihn und später auch auf ihren Bruder."

Von den Vorwürfen und dem Buch hatte Gislinde B. erst durch einen Brief ihrer Tochter Anfang der vergangenen Woche erfahren. Darin schrieb Pola: "Manches, was ich darin geschrieben habe, wird für Euch schwer anzunehmen sein. Aber ich habe alles so erlebt. Meine Kindheit war nicht schön. Zu vieles war bitter."

Die Mutter beteuert, sie habe von alledem nichts gewusst, findet aber, es sei das gute Recht ihrer Tochter, so ein Buch zu veröffentlichen. "Vielleicht geht es ihr so endlich besser."

Nicht an den Pranger stellen

Gislinde B. gibt zu: "Ich hatte ein ungutes Gefühl, Klaus war schließlich unberechenbar und wahnsinnig launisch. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Pola seine Ausbrüche mitbekommt." Jedoch habe das Kind immer wieder inniglich zu ihrem Vater reisen wollen, der sie dort stets auch mit Geschenken überhäufte. Sie sei ihrem Vater überhaupt ähnlicher als sie wahrhaben wolle.

Auch der Ehemann Heinz B. (91), seit 54 Jahren mit Gislinde B. verheiratet, meldet sich zu Wort: "Unsere Freunde wissen, wie viel Mühe wir uns mit Pola gegeben haben." Und: "Meine Frau hat es nicht verdient, an den Pranger gestellt zu werden." Gislinde B. sagt über ihren jetzigen Mann: "Er hat mich in Liebe aufgefangen. Deshalb bin ich an Klaus nicht zerbrochen – so wie seine anderen Ex-Frauen, die er zerstört hat."

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In ihrem Buch schildert Pola Kinski, wie sie erst mit 20 Jahren endgültig von Klaus Kinski weg konnte. Das war 1971. Sie gestand damals ihrer Mutter und dem Stiefvater alles. Gislinde B. sagt jetzt auf die Frage, ob sie nie mit Kinski darüber gesprochen habe: "Nein. Das konnte man mit ihm doch nicht. Er war so wahnsinnig selbstherrlich und hat sofort rumgeschrien, wenn etwas nicht nach seinem Willen lief."

Warum keine Anzeige gegen Kinski?

Offen ist weiterhin vor allem, warum niemand rechtliche Schritte eingeleitet hat. Kein Anzeige, keine Untersuchung, kein Verfahren. Nicht nur nach heutiger Sicht hätte Klaus Kinski für den Kindesmissbrauch an seiner Tochter vor ein Gericht gehört.

Stattdessen herrschte Schweigen bis heute. Weder Pola noch Nastassja Kinski (51) wollten beinahe 30 Jahre lang nicht über Klaus Kinski sprechen. Nastassja sagte: "Bei manchen Menschen ist es gut, dass sie nicht mehr am Leben sind".

Die Halbgeschwister Nastassja und Nikolai Kinski (36) haben sich inzwischen entsetzt und voller Abscheu über ihren Vater geäußert. Der Sohn erklärte: "Ich bin zutiefst schockiert und am Boden zerstört über die Offenbarung ihres Missbrauchs durch unseren Vater". Bislang hatten weder die Geschwister, noch Gislinde B. miteinander Kontakt, von einzelnen Begegnungen abgesehen. Das zumindest hat sich nun etwas geändert.

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