„Dänemark-Krimi: Blutlinie“ im Ersten: Mord nach Wikingerart
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Mord nach Wikingerart: Zweiter „Dänemark-Krimi“ im Ersten

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Der Dänemark Krimi: Blutlinie: Der Mord an seinem Sohn, bringt einen berüchtigten Syndikats-Chef zurück nach Ribe. Streifenpolizisten Ida (Marlene Morreis) und Magnus (Nicki von Tempelhoff) haben daher alle Hände voll zu tun, die potentiellen Mörder schneller zu finden, als der Vater des Opfers.
Der Mord an seinem Sohn, bringt einen berüchtigten Syndikats-Chef zurück nach Ribe. Streifenpolizisten Ida (Marlene Morreis) und Magnus (Nicki von Tempelhoff) haben daher alle Hände voll zu tun, die potentiellen Mörder schneller zu finden, als der Vater des Opfers. © ARD Degeto/Sandra Hoever

In der Reihe „Der Dänemark-Krimi“ des Ersten werden anders als gewohnt kapitale Verbrechen von einer Streifenwagenbesatzung aufgeklärt.

Frankfurt - An den deutschen Küsten treten sich die Fernsehermittler inzwischen gegenseitig auf die Füße, doch im benachbarten Ausland gibt es noch Spielraum. Für den in Deutschland ausgeheckten „Dänemark-Krimi“ wurde Ribe als Schauplatz auserwählt, ein geschichtsträchtiger Ort mit mittelalterlichen Gassen an der dänischen Westküste, gut fünfzig Kilometer nördlich der deutschen Grenze. Marschland und Strand bieten sich als Drehorte an, mit Mandø gehört sogar eine eigene Insel zum Gemeindegebiet. Im realen Ribe gibt es, kleine Randnotiz, zudem ein angesagtes Tonstudio, wo vorwiegend Vertreter der härteren Gangart wie beispielsweise Volbeat und Leatherwolf aufnehmen und abmischen lassen.

Harte Kerle gibt es hier seit je – die Wikinger haben Spuren hinterlassen und werden in „Blutlinie“, dem zweiten Film dieser Krimireihe, wirkungsvoll eingebaut. Das erste Opfer stirbt durch Pfeile, abgeschossen nach Wikingermanier mit einem Bogen. Gefertigt werden die spitzen Dinger in einem Wikinger-Themenpark. Ausgerechnet vom verhaltensauffälligen Neffen des Schutzpolizisten Magnus Vinter (Nicki von Tempelhoff), der gemeinsam mit der Streifenwagen-Partnerin Ida Sörensen (Marlene Morreis) das führende Personal bildet.

Das ist ungewöhnlich und stellt eine gewisse Herausforderung dar. Denn nach der ersten Bestandsaufnahme am Ereignisort geben Schutzpolizisten normalerweise die weiteren Ermittlungen in die Verantwortung der zuständigen Fachkommissariate. Der Drehbuchautor Timo Berndt, der schon die 2021 ausgestrahlte Auftaktfolge mit dem Titel „Rauhnächte“ schrieb, muss sich also jeweils einen Grund ausdenken, warum Sörensen und Vinter trotzdem auf Verbrecherjagd gehen können, meist zum Ärger der jeweils aus Esbjerg heraneilenden tatkräftigen Kriminalkommissarin Frida Olsen (Katharina Heyer).

Dänemark-Krimi „Blutlinie“: Hinter dem Rücken der Kommissarin

Olsen agiert zum Teil als Antagonistin. Im Debütfilm setzte sie Ida Sörensen mächtig zu, weil die einen schweren Fehler begangen hatte. In „Blutlinie“ legt sie sich etwas zu schnell auf einen Täter fest und zwingt damit Sörensen und Vinter zu eigenen Ermittlungen. Denn der mögliche Mörder ist der Pfeileschmied Bjarne Vinter – Magnus’ Neffe.

Der zweite Kniff, um das uniformierte Duo außerhalb bestehender Dienstpläne tätig werden zu lassen: den privaten Bereich eines der beiden Uniformträger einbeziehen. In „Rauhnächte“ war es Sörensens inzwischen verstoßener Lebensgefährte Jannik Larsen (Tim Bergmann). Nun nimmt sie Vinters Neffe ins Visier. Der macht es nicht besser, als er entspringt und sich in die Wildnis schlägt.

Das ist mehr als unvernünftig, denn Ida Sörensen hat bereits ein Indiz für Bjarnes Unschuld ausgemacht. Damit die Geschichte in Gang bleibt, behalten Sörensen und Vinter diesen Umstand für sich. Kein glaubwürdiges Verhalten. Da zeigt sich die lenkende Hand des Autors, und wer sich gerade in der fiktionalen Welt recht schön eingerichtet hatte, erkennt sie womöglich ungewollt als unecht.

Dänemark-Krimi „Blutlinie“: Das organisierte Verbrechen

Ein ähnlicher Effekt ergibt sich, als Ida Sörensen ohne Warnung auf zwei zwar dem Publikum, ihr aber nicht bekannte Männer schießt, von denen möglicherweise Gefahr ausgeht, die sich aber in diesem Moment noch nicht lebensbedrohlich verhalten. Ein bisschen Wildwest-Gehabe um des Effektes willen.

Die Degeto-Reihe mit dem dänischen Duo würde gewinnen, wenn die regionalen Gegebenheiten nicht nur aus touristischem Blickwinkel betrachtet würden. Ähnliches gilt für das Personal. In „Blutlinie“ tritt in wesentlichem Umfang ein Kopenhagener Großgangster samt Schergen in Erscheinung. Warum wählt man ein Kleinstadtmilieu, wenn dann doch großstädtische Kriminelle einfallen und Ribes Wege mit Leichen pflastern? Oder auch selbst ins Heidegras beißen. (Harald Keller)

„Der Dänemarkkrimi: Blutlinie“

Donnerstag, 13. April 2023, 20:15 Uhr, Das Erste, und seit 11. April 2023 in der ARD-Mediathek (Video verfügbar bis 13.4.2024)

RolleBesetzung
Ida SörensenMarlene Morreis
Magnus VinterNicki von Tempelhoff
Frida OlsenKatharina Heyer
Bjarne VinterTimur Bartels
Rieke MöllerDagmar Leesch

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