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Filmkritik

Hercules / Hercules: The Thracian Wars

| Ralph Umard |
Kolossal beeindruckende Heldensaga über Mythenbildung und Machtgier

In der altgriechischen Legende galt Herkules als Halbgott, hier ist nur seine Körperkraft übermenschlich. Ansonsten erscheint er als eher einfältiger Hüne mit menschlichen Schwächen und quälenden Halluzinationen in Folge eines schweren Traumas. Für mentalen Beistand, Motivation und gedankliche Anregung sorgt sein hellsichtiger Kampfgefährte Amphiaraus, ausdrucksstark gespielt von Ian McShane, unvergessen als schmierig-schurkischer Saloon-Wirt Al Swearrengen in der TV-Westernserie Deadwood.

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Ausgangsmaterial für das Filmskript war das Comic-Buch „Hercules: The Thracian Wars“ des britischen Zeichners Steve Moore. Im antiken Thrakien, dessen Zentrum im Gebiet des heutigen Bulgarien lag, lässt sich Herkules mit seiner fünfköpfigen Söldnertruppe für viel Gold vom heimtückischen Landesfürsten König Cotys (John Hurt) anwerben, um eine übermächtige, marodierende Rebellenhorde zu besiegen. Die Profikrieger bemühen sich, Dorfbewohner und Bauern zu Hopliten auszubilden, nach verlustreichen Rückschlägen gelingt ihnen der militärische Triumph über den Feind – soweit ist das Handlungsschema hinreichend bekannt. Doch dann werden die glorreichen Sechs in den Streit um die Thronfolge verwickelt, am Ende sind sie zur Schlacht gegen eine ganze Armee gezwungen.

Verglichen mit den in den sechziger Jahren populären italienischen Sandalenfilmen mit Muskelprotzen wie Maciste oder Samson stellt diese Produktion einen qualitativen Quantensprung dar. Wenn Heerscharen tätowierter, Sicheln schwingender Eingeborener wie zombiehafte Berserker blindwütig über die Phalanx der von Hercules angeführten Thraker herfallen und später von Streitwagen niedergemäht werden, bleibt einem angesichts der ungeheuren Dynamik und visuellen Wucht der 3D-Bilder die sprichwörtliche Spucke weg. Der als Wrestling-Ikone „The Rock“ berühmt gewordene und dann mit Muskeln, Charisma und komödiantischem Talent (siehe The Game Plan) zum Hollywood-Star avancierte Dwayne Johnson ist die optimale Besetzung für die Titelrolle. Auch mit Lendenschurz, Lederleibchen und grotesk großer Keule in der Faust wirkt er dank seiner Ausstrahlungskraft nicht lächerlich. Er zeigt Gefühle, seelische Verletzlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und wie schon in vorherigen Filmen stellt er sich publikumswirksam dar – in diesem Falle tut er alles, um das Leben eines Prinzenknaben zu retten.