Mussolinis Erben streiten um Wiedereröffnung der Familiengruft | DiePresse.com
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Mussolinis Erben streiten um Wiedereröffnung der Familiengruft

Familiengruft Mussolini
Familiengruft Mussolini(c) imago/imagebroker
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Nach den Renovierungsarbeiten soll die Gruft zum "historischen und architektonischen Erbgut" erklärt werden und Besuchern zugänglich gemacht werden.

Die Erben Benito Mussolinis (1883-1945) streiten nach vierjährigen Renovierungsarbeiten um das Datum der Wiedereröffnung der Familienkrypta in Predappio mit den Gebeinen des faschistischen Diktators. Zwei Urenkelinnen des Duce, Orsola und Vittoria Mussolini, hatten die Öffnung der privaten Krypta für öffentliche Besuche für den Sonntag angekündigt. Dieser Beschluss wurde vom Rest der Familie Mussolini dementiert.

Die beiden Schwestern hätten nicht das Recht, ohne Beratungen mit dem Rest der Familie die Wiedereröffnung der Krypta anzukündigen, so Caio Giulio Cesare Mussolini laut der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntagsausgabe). Der 52-jährige Manager ist der Bruder von Orsola und Vittoria. Sie sind Enkel von Mussolinis erstem Sohn Vittorio. Der Mussolini-Urenkel stemmt sich grundsätzlich nicht gegen die Öffnung der Familiengruft für Besucher, dies sollte jedoch erst im Sommer erfolgen.

Ernennung zu "historischen und architektonischen Erbgut"

Nach den Renovierungsarbeiten soll die Gruft zum "historischen und architektonischen Erbgut" erklärt werden, wodurch die private Krypta im Interesse der Gemeinschaft geschützt werden solle. Predappio ist seit jeher Pilgerort für faschistische Nostalgiker. Die Familie Mussolini erklärte sich bereit, die Familiengruft, die bis vor der Renovierung geschlossen war und nur bei wenigen Anlässen geöffnet wurde, einer Stiftung anzuvertrauen, die sie verwalten solle. Sollte die Krypta Besuchern zugänglich gemacht werden, sollte die Gemeinde für die Kosten der öffentlichen Sicherheit aufkommen, lautet die Forderung der Familie Mussolinis.

Der Bürgermeister von Predappio, einer 6.000-Seelen-Gemeinde unweit von Rimini, bedauert, dass die Krypta nicht am heutigen Sonntag wieder geöffnet wurde. "Dies hätte den Restaurants und Lokalen unserer Gemeinde in dieser schwierigen Pandemie-Zeit Sauerstoff gegeben", so der Bürgermeister Roberto Canali. Gegen die Wiedereröffnung der Krypta stemmt sich die Partisanenvereinigung ANPI, die vor einer Verherrlichung des Faschismus warnt.

Die Bewunderung für und der Kult um Benito Mussolini ist in Italien auch 76 Jahre nach dessen Tod noch weit verbreitet, nicht nur bei Älteren. Zahlreiche Italiener betrachten den mit Adolf Hitler verbündeten faschistischen Diktator als einen von Italiens besten Staatsmännern. Anlässlich von Mussolinis Geburtstag am 29. Juli und am Todestag am 28. April pilgern unzählige Menschen zum Grab Mussolinis.

In Geschäften Predappios werden Büsten des einstigen Machthabers in verschiedenen Größen, T-Shirts, Poster und Fahnen mit Mussolinis Antlitz angeboten. Auch Gläser und Teller mit Slogans des faschistischen Regimes sowie Kalender mit Aussprüchen Mussolinis sind seit Jahren ein Renner.

(APA)

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