Phantastische Tierwesen 2 - Review

Verwirrende Vorgeschichte trifft auf visuellen Meilenstein

Filmkritik zu Grindelwalds Verbrechen: Verwirrende Vorgeschichte trifft auf visuellen Meilenstein - Phantastische Tierwesen 2
Einige auf dieser Seite eingebaute Links sind Affiliate-Links. Beim Kauf über diese Links erhält IGN Deutschland je nach Anbieter eine Provision. Auf den Verkaufspreis hat dies keine Auswirkung.

Gellert Grindelwald ist frei. Der Auftakt von Phantastische Tierwesen 2 ist sowohl düster als auch actiongeladen und legt damit den temporeichen Grundstein für den restlichen Film. Der gefährlichste Magier aller Zeiten (Johnny Depp) will seine Anhänger versammeln, um den Herrschaftsanspruch aller Reinblüter geltend zu machen. Ein Vorhaben, das in der Zauberwelt auf Widerstand stößt.

Newt Scamander (Eddie Redmayne) wird von Albus Dumbledore (Jude Law) damit beauftragt Grindelwald in Paris die Stirn zu bieten. Die gleichzeitige Anwesenheit des übermächtigen Credence (Ezra Miller) verkompliziert die Mission jedoch. Über den gesamten Film hinweg stellt sich der Zuschauer die Frage, warum Dumbledore nicht selbst gegen Grindelwald antritt. Auf eine Antwort muss das Publikum bis zum Schluss warten.

Erwachsen und wunderschön

Phantastische Tierwesen 2 ist kein Kinderfilm. Anders als der Auftakt der ursprünglichen Harry Potter-Reihe, richtet sich Grindelwalds Verbrechen an ein erwachsenes Publikum. Eine Vielzahl von Figuren segnet das Zeitliche und auch um den ein oder anderen grausamen Tod ist der Film nicht verlegen. Somit schließt der Ton des zweiten Prequels eher an Die Heiligtümer des Todes an, als auf Der Stein der Weisen vorzubereiten. Eigentlich paradox, wenn man bedenkt wie zahm die ersten beiden Harry Potter-Filme sind.

Auch die Beziehung zwischen Grindelwald und Albus Dumbledore wird, anders als von Regisseur David Yates anfangs verneint, sehr stark betont. Keine Freunde, keine Brüder, sondern deutlich mehr als das. Somit ist der zukünftige Beschützer von Harry Potter auch gleichzeitig der erste offen homosexuelle Charakter im Hogwarts-Universum. Eine Tatsache, die vollkommen zu Unrecht umstritten ist.

Die Suche nach Identität und Bestimmung bleibt dabei Credence vorbehalten. Er hat nach seiner erfolgreichen Flucht nach Paris in Nagini (Claudia Kim) eine treue wie verständnisvolle Begleiterin gefunden. Als Maledictus droht ihrer Figur durch einen Blutfluch die ewige Verwandlung zur Schlage. Ein unvermeidbares Schicksal, das sie nur glaubhafter an den ebenfalls verloren-wirkenden Credence bindet.

Der gesamte Plot wird wunderbar düster präsentiert. Grindelwalds erste Machtdemonstration in den Straßen von Paris wird den Zuschauern als wortwörtliche bombastische Verschleierung in Erinnerung bleiben. Selbst Voldemorts Rufzeichen am Himmel in den Harry Potter-Filmen verliert gegen diese wunderbare Darstellung deutlich. Auch sonst orientieren sich die melancholischen Design-Entscheidungen an der Stimmung des Films. Das Gefühl, es würde etwas unausweichlich Furchtbares passieren, schwebt über allem.

Die Mutter aller Probleme: Vorgeschichten

Autorin J.K. Rowling und David Yates haben ein hohes Ziel: In insgesamt fünf Filmen wollen sie die Grundlagen der Geschehnisse rund um Harry Potter schaffen. Eine schwierige Aufgabe, denn sieben Bücher und acht Filme haben eine Welt geschaffen, von der sich Phantastische Tierwesen bis auf Namen und Schauplätze noch maßgeblich unterscheidet.

Der versuchte Spagat zwischen der alten und neuen Harry Potter-Welt ist dem Film deutlich anzumerken. Newt ist ein Charakter, der den meisten Geschehnissen nur hinterher zu laufen scheint. Die Tragweite seiner Figur ist weitaus kleiner, als Trailer und Poster vermuten lassen. Inwiefern seine Rolle irgendwann eine Entwicklung vom Zuschauer zum Teilhaber durchläuft, bleibt der Zukunft der Reihe überlassen.

 
Gellert Grindelwald (Johnny Deep) und Credence (Ezra Miller)

Die eigentliche Absicht die Geschichte Grindelwalds zu erzählen, schlägt fehl. Anstelle seiner Verbrechen, sehen wir die Manipulation an Credence. Folglich beleuchtet Fantastic Beasts 2 auch nur minimal die Entwicklung von Newt und seinen Tierwesen. Vielmehr fühlt es sich so an, als versuche Yates die Vergangenheit von Dumbledore als Ersatz anzubieten.

Unter diesem Zustand leiden auch die Enthüllungen im dritten Akt. Die wahre Identität von Credence und der Plan Grindelwalds sind so verschachtelt, dass es zwei Anläufe braucht, um auf den Punkt zu kommen. Was als großer Wow-Moment gedacht ist, wird aufgrund dieser Verkomplizierung beim gewöhnlichen Zuschauer für Stirnrunzeln sorgen.

Vermeintliche Harry Potter-Experten werden sich zurecht fragen, ob die letzten Szenen von Phantastische Tierwesen 2 nicht einer Neuerfindung des Zauber-Kanons gleichen. Was also bleibt, ist ein guter Film, der sich aber vor allem durch das momentane Fehlen seiner Fortsetzungen auszeichnet.

Pro

  • Jude Law als Albus Dumbledore
  • Großartige dunkle Inszenierung
  • Spannungsgeladenes Finale

Con

  • Verwirrende Enthüllungen im 3. Akt
  • Newt leider nur Zuschauer

Fazit

Grindelwalds Verbrechen stellt sich einer ungeheuren Verantwortung: Neues zu schaffen, ohne etablierte Regeln zu brechen. Das Ergebnis ist ein dunkler und erwachsener Film, der Harry Potter-Puristen vor den Kopf stoßen könnte. Dafür verantwortlich ist das vermeintliche Aushebeln des bereits existierenden Kanons, den Autorin J.K. Rowling selbst geschaffen hat. Ob diese Regeln nur gebogen und nicht gebrochen wurden, werden erst die nächsten Fortsetzungen zeigen. Bis dahin bleibt Grindelwalds Verbrechen ein visuell großartig inszenierter Film, der unter Fans zu intensiven Diskussionen führen wird.

Einige auf dieser Seite eingebaute Links sind Affiliate-Links. Beim Kauf über diese Links erhält IGN Deutschland je nach Anbieter eine Provision. Auf den Verkaufspreis hat dies keine Auswirkung.
Ähnliche Artikel

Phantastische Tierwesen 2

15. November 2018

Filmkritik zu Grindelwalds Verbrechen: Verwirrende Vorgeschichte trifft auf visuellen Meilenstein

8
Sehr gut
Viel angedeutet, wenig enthüllt: Dennoch ist Grindelwalds Verbrechen ein visueller Meilenstein
Phantastische Tierwesen 2