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Kurt Schumacher (1895–1952)

NS-Verfolgter und Leitfigur der Sozialdemokratie

Kurt Schumacher hat die Sozialdemokratie geprägt wie nur wenige andere. Er war die treibende Kraft beim Neuaufbau der westdeutschen SPD nach 1945. Als Vorsitzender der Stuttgarter SPD hatte er sich bereits in der Weimarer Republik gegen den Aufstieg der Nationalsozialisten gestemmt. Im „Dritten Reich“ musste er eine langjährige Konzentrationslagerhaft durchleiden. Seine Ablehnung jeglicher Zusammenarbeit mit der KPD prägte das Profil der westdeutschen Sozialdemokratie nach 1945 und legte die Grundlage für die Entwicklung der SPD zu einer Volkspartei auf breiter gesellschaftlicher Basis.

Kurt Schumacher wurde am 13. Oktober 1895 als Sohn einer Kaufmannsfamilie im westpreußischen Culm geboren. Sein Vater war bei den Linksliberalen in der Kommunalpolitik aktiv. Schon in seiner Jugendzeit wandte sich Schumacher den Idealen der Sozialdemokratie zu. Sofort nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger, kehrte aber nochmals in die Schule zurück, um ein Notabitur abzulegen. Bereits im Dezember 1914 wurde schwer verwundet und verlor seinen rechten Arm. Noch 1915 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaft und Nationalökonomie in Halle-Wittenberg und Leipzig auf, das er 1919 abschloss. 1926 folgte die Promotion an der Universität Münster.

1917 trat Kurt Schumacher in den SPD-nahen Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten ein, Anfang 1918 folgte auch der formale Eintritt in die SPD. Während der Novemberrevolution 1918 war er Mitglied des Berliner Arbeiter- und Soldatenrats. 1920 zog es ihn nach Stuttgart, wo er als Redakteur bei der „Schwäbischen Tagwacht“ arbeitete. Schumacher wurde 1924 Vorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Stuttgart und zog im selben Jahr in den Landtag von Württemberg ein. 1930 übernahm er den Vorsitz der Stuttgarter SPD und wurde erstmals in den Reichstag gewählt. Als leidenschaftlicher Redner stellte er sich gegen die Nationalsozialisten und griff am 23. Februar 1932 in seiner einzigen Rede im Reichstag die NSDAP an: „Die ganze nationalsozialistische Agitation ist ein dauernder Appell an den inneren Schweinehund im Menschen. Wenn wir irgendetwas beim Nationalsozialismus anerkennen, dann ist es die Tatsache, dass ihm zum erstenmal in der deutschen Politik die restlose Mobilisierung der menschlichen Dummheit gelungen ist.“ Mit diesen Worten machte sich Schumacher zur Zielscheibe der Nationalsozialisten. Nach der Machtübernahme Hitlers war er noch Reichstagsmitglied und arbeitete an der berühmten Rede von Otto Wels mit, mit der dieser am 23. März 1933 das mutige Nein der SPD zum „Ermächtigungsgesetz“ begründete („Freiheit und Leben kann man uns nehmen – die Ehre nicht.“) Schumacher wurde im Juli 1933 verhaftet und musste einen fast zehn Jahre langen Leidensweg durch die Konzentrationslager Heuberg, Ulm, Dachau und Flossenbürg gehen. Im März 1943 wurde er schwer krank entlassen, nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 aber erneut für einige Monate inhaftiert.

Unmittelbar nach Kriegsende begann Schumacher von Hannover aus mit dem Wiederaufbau der SPD. Dank seines organisatorischen Geschicks und einer mitreißenden Rhetorik wurde er im Mai 1946 auch Parteivorsitzender. Das Angebot der US-Besatzungsmacht, Ministerpräsident in Württemberg-Baden zu werden, lehnte er ebenfalls 1946 ab. Für das Gelingen der Demokratie zog er Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Demokratie. Entsprechend widersetzte er sich der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED in der sowjetischen Besatzungszone und machte die „Gesinnungsrussen“ der KPD als politischen Hauptgegner aus. Programmatisch trieb er die Profilierung der SPD weg von der Klassen- und hin zu einer pluralistischen, links ausgerichteten Volkspartei voran. 1949 wurde Schumacher in den Bundestag gewählt. Als Fraktionsvorsitzender der SPD und als Oppositionsführer wurde er zum wichtigsten Gegenspieler von Bundeskanzler Konrad Adenauer, den er unter anderem wegen seines Kurses der Westintegration scharf kritisierte. Am 25. November 1949 tätigte Schumacher einen der berühmtesten Zwischenrufe im Bundestag, als er Adenauer den „Bundeskanzler der Alliierten“ nannte. Grundsätzlich verstand Schumacher die Rolle der Opposition aber als konstruktiv. Ihre Aufgabe bestand seiner Auffassung nach nicht in erster Linie darin, die Regierung zu kritisieren, sondern alternative politische Konzepte anzubieten. Er prägte damit auch ein Leitbild demokratischer Oppositionsarbeit. Beim Versuch, 1949 erster Bundespräsident zu werden, unterlag er Theodor Heuss. Ungeachtet dieser Niederlage, obwohl schwer krank (1948 musste sein linkes Bein amputiert werden, 1951 erlitt er einen Schlaganfall) und trotz der lauter werdenden Kritik an seinem rigorosen Führungsstil blieb Schumacher bis zu seinem Tod Parteivorsitzender und Fraktionschef.

Kurt Schumacher starb am 20. August 1952 im Alter von 56 Jahren in Bonn. Sein Grab befindet sich in Hannover. Bei seinem letzten Weg von Bonn nach Hannover säumten Hunderttausende die Straßen und erwiesen ihm die letzte Ehre.

Download der Kurzbiographie (PDF)

Anregungen zum Weiterlesen:

  • ALBRECHT, Willy (Hrsg.): Kurt Schumacher. Reden – Schriften – Korrespondenzen 1945–1952, Berlin 1985.

  • HAUS DER GESCHICHTE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (Hrsg.): Kurt Schumacher und seine Politik, Berlin 1996.

  • MERSEBURGER, Peter: Kurt Schumacher – Patriot, Volkstribun und Sozialdemokrat, München 2010.

  • SCHOLZ, Günter: Kurt Schumacher, Düsseldorf 1988.


Filmtipp:

Auschnitt Rede von Kurt Schumacher

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Rede Kurt Schumacher

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