Claus Helmer: Zwei Theater – drei Jubiläen
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Letzte Aktualisierung: 16.05.2024

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Claus Helmer: Zwei Theater – drei Jubiläen

von Sabine Börchers

(24.02.2022) Komödien- und Fritz-Rémond-Theater-Direktor Claus Helmer hat gleich drei Gründe zu feiern: 65 – 50 – 25 – so lauten die Daten, die für Prof. Claus Helmer derzeit das Maß der Dinge sind.

Claus Helmer
Foto: Komödien- und Fritz-Rémond-Theater
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Bereits am 13. März 2021 beging er sein 65. Bühnenjubiläum. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Feier allerdings ausfallen. Diese holt er nun nach und feiert zugleich, dass er am 28. Februar 2022 die Komödie seit 50 Jahren führt. Und zum Dritten blickt er – ebenfalls etwas verspätet – auf 25 Jahre Fritz Rémond Theater zurück, das er am 13. März 1995 übernommen hat.

65 Jahre Bühnenluft: Sein Leben widmet Claus Helmer dem Theater, das schon früh seine Leidenschaft war. Den Grundstein dazu legte sein Vater Ernst Georg Helmer, selbst Schauspieler und am Stadttheater von Brünn in der damaligen Tschechoslowakei engagiert, wo Helmer am 23. Februar 1944 zur Welt kam. Da der Vater kurz nach seiner Geburt in russischer Gefangenschaft starb, lernte er ihn nie kennen. Doch die Begeisterung fürs Theater lag in der Familie. Kaum anderthalb Jahre war Claus Helmer alt, als seine Mutter und seine Schwester mit ihm nach Wien vertrieben wurden. Dort wuchs er auf und dort besuchte er einen Onkel, der am „Kleinen Theater im Konzerthaus“ spielte. Der Direktor des Hauses engagierte ihn noch in der Garderobe für das nächste Stück und so stand er als Zwölfjähriger am 13. März 1956 das erste Mal auf der Bühne. „Damals habe ich Blut geleckt“, sagt er heute.

In einem großen Ordner hat er Fotos und Titel der Stücke gesammelt, die folgten, von Kästners „Pünktchen und Anton“ bis zu Sartres „Tote ohne Begräbnis“. Er wurde zum Kinderstar – mit eigener Autogrammkarte. Selbst am Wiener Burgtheater engagierte man ihn als jungen Heinrich VI. in „Jeanne d’Arc“. Das Fernsehen entdeckte ihn und er stand mit Hans Moser, Witta Pohl und Heidi Brühl vor der Kamera.

Als 15-Jähriger beendete er nach der Mittleren Reife die Schule und studierte mit Sondergenehmigung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Drei Jahre später sollte er zur Armee und konnte dem nur entgehen, indem er nach Düsseldorf ans Theater wechselte. „Dort habe ich alles gespielt, was gut und teuer ist“, erinnert er sich. Als freier Schauspieler nahm er 1965 das erste Engagement in Frankfurt an, bei Fritz Rémond im „Kleinen Theater im Zoo.“

Auch an der Komödie spielte er zwei Jahre später bei dem damaligen Intendanten Helmut Kollek. Der bot dem 28-Jährigen schließlich an, die Komödie zu übernehmen. Mithilfe der Stadt verhinderte Helmer, dass das verschuldete Theater in Konkurs ging und holte weiterhin beliebte Schauspieler an den Main wie Eva Pflug, Claus Wilcke, Paul Hubschmid oder den früheren Stummfilmstar Gustav Fröhlich auf die Komödienbühne. Fast 250 Stücke zeigte er seitdem an der Komödie, in vielen davon spielte er selbst mit - gerne an der Seite seiner Frau Christine Glasner - oder inszenierte sie. Insgesamt rund 3,5 Millionen Zuschauer sahen seitdem zu.

Die Übernahme des Fritz Rémond Theaters im Zoo kam 1995 für ihn unerwartet. Im Urlaub auf den Malediven erreichte ihn der Anruf von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, er müsse das Theater retten. Mit 2,3 Millionen Mark stand das Haus bei den Banken in der Kreide. „Aber Fritz Rémond war ein väterlicher Freund. Und ich wusste, wenn ein Theater einmal schließt, macht es nicht wieder auf“, sagt Helmer. Deshalb übernahm er und gab dem Haus ein eigenes Profil, das Unterhaltung und Nachdenkliches, Klassiker und Zeitgenössisches einschließt.

Bis heute liefen unter seiner Direktion 175 verschiedene Inszenierungen, die rund 1,75 Millionen Zuschauer hatten. Claus Helmer sanierte das Theater und kann heute, mit 78 Jahren, auf ein erfolgreiches Lebenswerk zurückschauen. Den Titel „König des Boulevardtheaters“, den ihm die Frankfurter Rundschau einst gab, trägt er ebenso stolz wie den Professorentitel aus seiner Heimat. „Man muss schon bekloppt sein oder das Theater sehr lieben, um diesen Beruf ausüben zu können“, sagt er gerne. So lange er sich gesundheitlich fit fühle, werde er weitermachen. Am 28. Februar nutzt er aber den Moment zum Innehalten. Dann wird das Erreichte mit Freunden und Wegbegleitern gebührend gefeiert.