Am höchsten bewertete kritische Rezension
2,0 von 5 SternenÜberkonstruierter, aber großartig gespielter Film, aber kein gelungener Appell gegen die Todesstrafe! ACHTUNG!!! SPOILER!
Rezension aus Deutschland vom 13. September 2017
ACHTUNG !!! Wie aus der Überschrift zu ersehen ist die Rezension eher eine Kritik an dem Film für Menschen, die ihn schon gesehen haben.
Prof. David Gale (Kevin Spacey) ist zum Tode verurteilt wegen des Mordes an seiner Kollegin Constance Harraway (Laura Linney), mit der er auch in Death Watch arbeitet, einer Organisation, die gegen die Todesstrafe kämpft.
Vier Tage vor dem Hinrichtungstermin wendet er sich über seinen Anwalt an eine Zeitung und erklärt sich bereit, an drei Tagen vorher für die Summe von 500.000 $ ein jeweils zweistündiges Interview zu geben, er besteht auf Bitsey Bloom (Kate Winslet) als Interviewerin, die dann mit einem Praktikanten anreist, der bei den Gesprächen aber nicht anwesend ist.
Bitsey erfährt, wie Gales Leben den Bach hinuntergig, Alkoholprobleme und dann noch ein Vergewaltigungsvorwurf durch eine Studentin, die eine bessere Note erschlafen wollte. Familie weg in Spanien, Kündigung durch die Uni, dann noch die Leukämieerkrankung seiner geschätzten Freundin und Mitarbeiterin Constance.
Tatsächlich gelingt es Gale, bei Bitsey Zweifel an seiner Schuld zu wecken, sodass sie sich als investigative Journalistin betätigt. Ihr wird ein Video zugespielt, welches zeigt, wie Constance sich selber eine Plastiktüte, auf der auch ein Fingerabdruck von Gale ist, luftdicht über den Kopf stülpte, nachdem sie den Schlüssel für die Handschellen verschluckt hat, und sich letztere dann hinter dem Rücken anlegt und erstickt. Details lassen Bitsey misstrauisch werden, kurz vor der Hinrichtung erhält sie ein Video, das etwas länger ist und auch Gale zeigt. Sie hetzt zum Ort der Hinrichtung und kommt zu spät, da de Mietwagen wieder mal verreckt.
Der Film sollte nach Ansicht des Regisseurs kein einseitiger Appell gegen die Todesstrafe sein. ist er auch nicht, da der perfide Gale und seine Helfer, sein Anwalt und ein weiteres Mitglied von Death Watch, das die Journlisten offensichtlich dauernd beobachtet, die arme Bitsey instrumentalisiert und mit Druck auf die Tränendrüsen manipuliert. Gale sagt, es gehe ihm nicht mehr um sein Leben, sondern um seine Reputation im Interesse seines Sohnes.
Der Film ist völlig ungeeignet als Argument gegen die Todesstrafe, Gale hat sie ja geradezu erzwungen, er ist doch eher geeignet, Gegner der Todesstrafe wie hier Death Watch ztu diskreditieren!!
Anfangs scheint der Film geeignet, als Justizthriller zu funktionieren, in dem die Journalistin immer wieder überraschende "Entdeckungen" macht. letzlich ist es aber eine Verschörung gegen sie, eine perfide Instrumentalisierung.
Was wollte Gale überhaupt erreichen? Zeigen, dass Justizirrtümer Menschen in die Todeszelle bringt, die dann unschuldig hingerichtet werden? Funktioniert nicht, das Video zeigt, dass er es auf eine Verurteilung angelegt hat, die Justiz getäuscht wurde. Der die Todesstarfe befürwortende Gouverneur triumphiert in einer TV-Debatte mit Gale, weil der keinen einzigen Fall in Texas benennen kann, in dem ein Unschuldiger hingereichtet wurde, und er kann auch am Ende triumphieren. Ob gewollt oder nicht, der Film diskreditiert eher Organisationen wie Death Watch.
Ich gebe zu, am Ende des Films von den Wendungen, vor allem aber wegen des wirklich beeindruckenden Spiels von Spacey, Winslet und nicht zu vergessen Laura Linney beeindruckt gewesen zu sein, aber nach einer Nacht hinterlässt der Filme einen bitteren Nachgeschmack. Die Wendungen sind einfach zu konstruiert. Einmal das Zuspielen des unvollständigen Videos, das Constances Suizid zeigt, da musste Bitsey die Sache ja noch nicht durchschauen. Aber wenn sie damit rehtzeitig den Weg zur Hinrichtung geschafft hätte, wäre Gales "schöner Plan" zum Teufel gewesen, also muss eine Motorpanne her, und die wird nicht plausibler dadurch, dass der Leihwagen vorher schon Alarmlämpchen aufglühen ließ. Es war, als der Wagen zum ersten Mal liegen gebliebenwar, vom Abschleppdienst der Leihwagenfirma die Rede, und am Ende bleibt der Wagen im "strategisch wichtigen" Moment wieder liegen, wer bitte soll das schlucken?
Bitsey musste zu spät kommen, aber Gale hätte auch wissen müssen, dass sein Opfer völlig sinnlos war.
Den zweiten Stern vergebe ich für die drei Hauptdarsteller, der anfangs beeindruckende Film ist eine Enttäuschung und auch bei der Medienkritik ziemlich durchgefallen.
Doc Halliday