Altena/Hagen. Vor dem Landgericht Hagen hat am Freitag der Prozess gegen einen 59-Jährigen begonnen, der als Lehrer an einer Grundschule in Altena über Jahre mehrere Schülerinnen sexuell missbraucht haben soll.


Über mindestens neun Jahre soll ein Lehrer mehrere seiner Schülerinnen an einer Grundschule in Altena sexuell missbraucht haben. Mit der Verlesung der Anklage begann am Freitag der Prozess gegen den heute 59-Jährigen vor dem Landgericht in Hagen.

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Mit schwarzem Kapuzenpullover, Sonnenbrille, FFP2-Maske und blauer Mappe vor dem Gesicht betrat der Angeklagte am Freitag den Sitzungssaal. Ihm werden insgesamt 160 Taten an drei jungen Mädchen vorgeworfen, die zum Tatzeitpunkt im Alter zwischen sechs und sieben sowie zehn und elf Jahre alt gewesen sind.

Die ersten Missbrauchsfälle liegen laut Anklage bereits fast 20 Jahre zurück. Der Lehrer soll zwischen 2005 und 2008 zwei Mädchen auf dem Dachboden der Schule und in der Umkleidekabine der Turnhalle missbraucht haben. Zu einem weiteren Übergriff soll es in einem Nebenraum des Klassenzimmers gekommen sein. Der Großteil der Vorwürfe stammt aus den Jahren 2013 und 2014, als der Lehrer eine damals Elfjährige mehr als 150 Mal unsittlich berührt haben soll, unter anderem auch während einer Klassenfahrt.

Offen bleibt, wieso der Lehrer so lange im Dienst blieb. Ein erstes, später eingestelltes Ermittlungsverfahren gegen ihn gab es offenbar bereits im Jahr 2009. Die Akte darüber ist inzwischen vernichtet. Die Opfer in den nun angeklagten Fällen gingen erst viel später zur Polizei. Verhandelt werden zwei Anklagen aus den Jahren 2021 und 2023. Als Lehrer war der Mann wohl bis 2022 tätig, seitdem ist er krankgeschrieben.

Am Freitag äußerte sich der 59-Jährige vor dem Landgericht und bestritt die Taten. „Ich finde es schrecklich und unglaublich belastend“, sagt der Angeklagte. Er sei mit Leib und Seele Lehrer gewesen und hätte immer schon mehr für seine „Kiddies“ gemacht als andere Lehrer. So fuhr er öfter mit seinen Schülerinnen und Schülern auf Klassenfahrt und übernachtete auch in einem Selbstversorgerhaus in Altena mit ihnen. An die Mädchen, die ihn nun mit den Taten belasten, kann er sich nach seinen Angaben nicht erinnern. In seiner Lehrer-Laufbahn hätte er weit über 3000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.

Nach einer Krebsoperation im Jahr 2015 kam er zurück an die Schule. Die aktuelle Situation beschreibt er so: „Ich fühle mich, wie vor der Tumor-OP, vor der ich nicht wusste, ob ich wieder aufwachen werde.“ Im Jahr 2022 musste sich der Angeklagte einer Not-OP unterziehen und sei deshalb seitdem krankgeschrieben.

Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt. Ob das Urteil wie geplant am 19. Juni fallen kann, ist unklar. Im Anschluss an den ersten Prozesstag wurden unter den Prozessbeteiligten bereits Fortsetzungstermine abgestimmt.

Foto: Dennis Echtermann

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