Oskar Roehler: Ist er wirklich der mieseste Regisseur Deutschlands?

Premiere von „Bad Director“

Oskar Roehler: Ist er wirklich der mieseste Regisseur Deutschlands?

In seinem neuesten Film lässt Oskar Roehler sich selbst parodieren. Sie glauben nicht, wer die Rolle übernommen hat. In Berlin gab es eine Premiere.

Teilen
Oliver Masucci (v.l.), Bella Dayne, Anne Ratte-Polle und Regisseur Oskar Roehler bei der „Bad Director“-Premiere am 6. Mai in Köln.
Oliver Masucci (v.l.), Bella Dayne, Anne Ratte-Polle und Regisseur Oskar Roehler bei der „Bad Director“-Premiere am 6. Mai in Köln.APress/imago

Großes Kino im kleinen Kino Babylon in Berlin-Mitte? Das Film-Enfant terrible Oskar Roehler stellte dort am Dienstagabend sein neues Werk „Bad Director“ vor.

Er leidet unter dem Übermaß an Liebe, das ihm entgegengebracht wird, aber Oskar Roehler macht es einem ja auch so leicht, ihn zu lieben. Er ist höflich und entgegenkommend, kultiviert und arriviert. Wer mit ihm redet, ist verzaubert von den unendlichen Schätzen des Zartgefühls, die dieser Filmkünstler und Romanautor in sich trägt – bei aller Zerrissenheit, Getriebenheit und Nervosität, die er dann auch mal auf der Arbeit zeigen kann.

Und weil der Regisseur von Filmen wie „Die Unberührbare“, „Suck My Dick“, „Elementarteilchen“ und „Jud Süß – Film ohne Gewissen“ so begehrt und geliebt ist, vor allem in der von Liebe nicht immer strotzenden Film-  und Theaterbranche, gibt es den mittlerweile 65 Jahre alten Oskar Roehler jetzt gleich zweimal – oder vielmehr in zweifacher Ausführung. Man soll von ihm gar nicht genug bekommen.

Oskar Roehler, wie der Teufel ihn geschaffen hat

Natürlich kann sich das nur ein Oskar Roehler erlauben, dass er in seinem neuesten Kinowerk, seiner Oskar-Roehler-Satire „Bad Director“ (mieser Regisseur), sich selbst auf die Schippe nimmt – dargestellt von dem großartigen Schauspieler und Oskar-Roehler-Protegé Oliver Masucci, der im Film Gregor Samsa heißt. Der verstorbene Regiegroßmeister Rainer Werner Fassbinder – Roehler verehrt ihn bis heute – trat noch selbst vor die Kamera, wenn er die kaputten Hinterzimmer und die bizarre Produktionswelt des Kinos zeigte („Warnung vor einer heiligen Nutte“, 1971). Oskar Roehler lässt hingegen vor die Kamera treten.

Man muss allerdings auch sagen: Oliver Masucci, als das verkannte Genie Oskar Roehler, ist ein Oskar Roehler, wie der Teufel ihn geschaffen hat: Triebgesteuert, besessen, tablettensüchtig, cholerisch und unsagbar unbegabt, wenn es darum geht, einen Film auf die Rolle zu bringen.

Wie er daran scheitert, sich selbst zu konzentrieren und die Schauspieler zu triggern, mit dem Ergebnis, dass am Ende die gesamte Produktion auseinanderfliegt, das zeigt der Film „Bad Director“ wunderbar. 

Auch wenn das nicht ganz jugendfreie Werk, das auf Roehlers  Roman „Selbstverfickung“ basiert, strenggenommen kein Kinofilm ist, denn dazu ist es zu dialoggetrieben und weitgehend ohne Kamerarealität (man redet viel über Dinge, die der Zuschauer selten sieht), werden Roehler-Fans wärmstens unterhalten. Nicht nur von Oliver Massuci als sexbesessenen Regiechaoten  (Masucci produzierte den Film auch mit), sondern ebenso von der wirklich sehr komischen Anne Ratte-Polle, einer divenhaften Schauspielerin im Film, die sich beharrlich weigert, vor die Kamera zu treten. Außerdem von der Ex-Miss-Germany aus Pankow, Bella Dayne, die eine beim Sex Gedichte rezitierende Edelprostituierte verkörpert, von der Roehler/Masucci gar nicht genug bekommen kann.

Dreht Oskar Roehler je wieder einen Kinofilm?

„Es ist ein Scheißfilm“, sagte ein lachender Oliver Masucci nach der Premiere im Kino Babylon in Berlin-Mitte. Was so natürlich nicht stehenbleiben kann. Das fand auch Oskar Roehler, der „mit klopfendem Herzen“ taumelnd im Saal stand und ihm entgegnete: „Von allen Scheißfilmen, die ich gemacht habe, war das der beste!“ Trotzdem: Roehler ließ offen, ob er je wieder einen drehen werde: „Wir Künstler sind die Kinder, die sich immer wieder in die Arena werfen. Wir werden technisch besser, aber unser Nervensystem wird immer zerbrechlicher.“

Bella Dayne versicherte übrigens dem KURIER, dass die expliziten Erotikszenen mit ihr im Film, vorab schriftlich festgelegt worden waren. „Die physischen Szenen haben wir natürlich geprobt.“ Und am Set gab es immer jemanden, bei dem man sich hätte ausweinen können. Oskar Roehler, so viel sei an dieser Stelle verraten, war es nicht.

Dankbar an den Hals warfen sich Roehler im Kino Babylon in Berlin unter anderem die Schauspielerinnen und Schauspieler Sophie Rois, Milan Peschel, Alexander Scheer (er kam gerade aus dem Garten), ein arg verschnupfter Burghart Klaußner und Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Ihnen hatte der Film offenbar die Augen geöffnet. Das gibt’s im Kino heute ja auch nicht mehr so oft.

Der etwas mehr als zwei Stunden dauernde Film „Bad Director“ von Oskar Roehler startet am 9. Mai in deutschen Kinos. ■