Böhmermann nimmt Bosnien-Repräsentant Schmidt aufs Korn – Kritik folgt
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Böhmermann nimmt Bosnien-Repräsentant Schmidt aufs Korn – herbe Kritik folgt

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In seiner Satire-Sendung spricht Moderator Jan Böhmermann immer wider über Politiker. Diesmal befasste er sich mit dem CSU-Mann Christian Schmidt und erntet viel Kritik.

Köln/München – Jan Böhmermann hat es wieder getan: Er ist über einen Politiker hergefallen. In seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ hat er sich bereits so manchen Themen gewidmet, die für Aufsehen sorgten. So etwa der FDP-Vergleich mit der RAF. In der jüngsten Folge (18. Februar) widmete er sich dem CSU-Politiker Christian Schmidt.

Dieser ist der „Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina“. Böhmermann richtete seine Kritik an den Politiker vor allem auf die Zusammenarbeit mit kroatischen und serbischen Nationalisten. Doch nach der Sendung hagelt es Kritik an den Inhalten der Sendung.

Böhmermann nimmt Christian Schmidt aufs Korn: Erlaubt sich „Fehler und Ungenauigkeiten“

Christian Schmidt kennt man als ehemaligen Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft zwischen 2014 und 2017. In dieser Zeit wurde er vor allem dafür bekannt, dass er sich gegen die Bundesregierung stellte und in einem Alleingang eine Verlängerung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in der EU zustimmte. Seit 2021 ist er der „Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina“. Dieses Amt wurde nach Ende des Bosnienkrieges 1995 eingeführt und soll für Frieden und Stabilität in Bosnien-Herzegowina sorgen.

Als „Hoher Repräsentant“ besitzt Schmidt weitgehende Befugnisse wie die Entlassung von gewählten Amtsträgern, das Erlassen von Gesetzten oder auch die Schaffung neuer Behörden. Diese Befugnisse werden auch „Bonn Power“ genannt, worauf sich Böhmermann immer wieder in der Sendung bezieht. Der Moderator macht deutlich, dass Schmidt nicht der richtige für diesen Job ist.

Jan Böhmermann nahm den Hohen Repräsentant für Bosnien und Herzegowina aufs Korn und muss dafür herbe Kritik in Kauf nehmen.
Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“. © Screenshot ZDF Magazin Royale

Vorgestellt wird Schmidt von Böhmermann als sehr konservativer Franke, der kein Verständnis hat, Schweinefleisch in Kitas und Schulen vom Speiseplan zu streichen. So habe er auch bei einer Gedenkveranstaltung für Gebirgsjäger des Dritten Reichs teilgenommen, die Kriegsverbrechen ausübten. Auch Ausschnitte einer Pressekonferenz werden eingeblendet, in der Schmidt einen regelrechten Wutanfall hat. Durch die ganze Sendung hinweg zieht er Schmidt ins Lächerliche und zeigt dem Publikum eine Action-Figur des Politikers. Häufig thematisiert er Schmidts Beziehungen zu serbischen und kroatischen Nationalisten.

Böhmermann Sendung über Schmidt: „Viele Behauptungen treffen so nicht zu“

Die Kritik an Böhmermanns Sendung richtet sich dabei an den Inhalt. „Viele der dort aufgestellten Behauptungen treffen so nämlich nicht zu. Auch wenn das gewiss nicht die Absicht von Böhmermanns Team gewesen sein wird [...]“, schrieb Michael Martens, Korrespondent für südosteuropäische Länder, in der FAZ. Viele Aussagen Böhmermanns werden auch durch den Balkanexperten und Pressesprecher eines Europa-Abgeordneten der Grünen, Krsto Lazarević, auf Twitter widerlegt.

So behauptet Böhmermann in seiner Sendung, dass in der Republik Srpska hauptsächlich Serben leben. Doch Lazarević korrigierte die Zahlen. Er twitterte, dass 81 Prozent Serben und 14 Prozent Bosniaken in dem Gebiet leben würden. Böhmermann wirft Schmidt vor, dass durch seine rückwirkende Änderung des Wahlgesetzes Stimmen der Wähler anders gewichtet werden. So erklärt er, dass die Stimme eines Kroaten viermal so viel wert sei wie die Stimme eines Bosniaken. Eine Stimme eines Serben würde laut Böhmermann zehn Stimmen eines Bosniaken wert sein.

Balkan-Experte deckt auf: Wahlgesetz von Schmidt sorgt für keine zusätzliche Diskriminierung

Außerdem behauptete Böhmermann, dass Minderheiten wie Roma und Juden von Schmidt benachteiligt werden. Lazarević schrieb auf Twitter, dass wegen Schmidts Änderung des Wahlgesetzes nicht mehr Minderheiten als zuvor diskriminiert werden. Der Balkan-Experte teilte wichtige Informationen wie etwa, dass man kein Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums werden könne, „wenn man nicht Bosniake, Serbe oder Kroate ist.“ Dennoch gab er zu, dass man Schmidt vorwerfen könne, „dass er das Wahlrecht zugunsten von Nationalisten ändert und die Interessen von Minderheiten nicht berücksichtigt.“

Schließlich fasste er zusammen: „Aber gut, ich will jetzt nicht kleinlich werden. Ich finde es einfach schade, dass sich das ZDF-Magazin solche Fehler und Ungenauigkeiten erlaubt“. Dennoch finde Lazarević es gut, dass man sich dem Thema annimmt. (vk)

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