Gerhard Schröder: The European

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Gesellschaft & Kultur > Gerhard Schröder

Schlagt nicht weiter auf Schröder ein!

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Bitte kein Missverständnis! Der ehemalige Bundeskanzler hat sich die Kritik, die ihn in diesen Tagen wie ein Tornado trifft, selber zuzuschreiben. Gerhard Schröder war Aufsichtsratschef russischer Energiekonzerne und hat dafür nach seiner Kanzlerzeit reichlich Geld kassiert.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Ermöglicht hat diesen Deal sein Freund Putin. Eine in der Tat höchst ungewöhnliche, nicht wenige sagen anrüchige Geschäftsbeziehung, die in den vergangenen Jahren immer wieder von Journalisten oder Politikern ( natürlich nicht aus der eigenen Partei) leicht zähneknirschend und wieder schnell verstummend thematisiert wurde. Schliesslich waren das noch die Jahre durchaus freundschaftlicher Beziehungen

zwischen Berlin und Moskau. Da machte sich ein deutscher Ex-Kanzler als Freund des Kreml-Herrn durchaus gut.

Ich bin mir sicher, Schröders hochdotierte Tätigkeiten in russischem Sold wären noch lange so weiter gegangen, hätte Putin nicht die Ukraine angegriffen und sich als Kriegsverbrecher erwiesen.

Nun wurde eine Männerfreundschaft auf die Probe gestellt, von der nur die beiden wissen, ob sie diesen Namen je verdient hat oder ob es ein Zweckbündnis war, das nach dem Prinzip „Geld gegen Einfluss“ funktioniert hat oder ob es eine Mischung aus beiden war. Es steht keinem Dritten, keinem Aussenstehenden zu, den Charakter dieser Freundschaft zu beurteilen. Ganz gleich, wie tief und persönlich diese Freundschaft war oder noch sein sollte: Spätestens mit Beginn dieses verbrecherischen Krieges gegen die Menschen in der Ukraine hätte Gerhard Schröder seine Aufsichtsratsmandate für die Energie-Unternehmen Gazprom und Rosneft zurückgeben müssen. Dass er es erst nach langem Zögern getan hat, lässt den Schluss zu, dass die Verführung des Geldes offensichtlich sehr gross für ihn war und dass er wohl auch von der Sorge getrieben war, es könnten ihm genauso wie russischen Öligarchen auch noch Sanktionen von Seiten der europäischen Staaten drohen.

Der Bundeskanzler der Jahre 1998 bis 2005 hat einen sehr hohen Preis für sein Festhalten an der Freundschaft zu Putin bezahlt.

Er hätte wissen können, was auf ihn zukommt. Gerhard Schröder ist isoliert und einsam. Die Menschen wenden sich von ihm ab. Ich weiss, dass er viel Kraft verloren hat beim Versuch, zu dieser Freundschaft zu stehen und - was auch immer die Motivation war und ist - so an ihr festzuhalten.

Der Exkanzler hat Freunde verloren, man hat ihm Auszeichnungen weggenommen.

Die Bestrafungsphantasien der selbsternannten Richter in Politik und Medien sind grenzenlos: Man möge sein Bild doch aus der Ahnengalerie der deutschen Bundeskanzler entfernen, lautet ein besonders absurder Vorschlag. Der - wohlgemerkt von ihm selbst verschuldete - Fall Schröder zeigt wieder einmal sehr anschaulich, wie sich die Hemmungslosigkeit seiner Kritiker vor allem aus dem Umstand speist, dass sie sich der Zustimmung fast aller Menschen im Land sicher sein können. Dies allerdings ist die abstossendste Form des Populismus: auf den noch einzutreten, der bereits am Boden liegt. Besonders gnadenlos in dieser Disziplin gebärden sich auch in diesem Fall wieder die Schranzen in der SPD. Wir erleben abermals die Stunde der Pharisäer.Wir verdrängen, dass Gerhard Schröder viel für Deutschland getan hat. Seine Agenda 2010 hat Deutschland wieder wettbewerbsfähig gemacht. Wolfgang Kubicki hat Recht, wenn er sagt, die Grenze zur Demütigung sollte nicht überschritten werden. Hört auf, immer weiter auf diesen Mann einzuschlagen! Es reicht!

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