1917: Manfred von Richthofen – der „Rote Baron" - WELT
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Geschichte 1917

Manfred von Richthofen – der „Rote Baron"

Im Oktober 1915 fuhr der 23-jährige Leutnant Manfred von Richthofen per Sonderzug nach Metz (Lothringen). Im Speisewagen begegnete er einem Offizier, der das Flugzeugführerabzeichen trug. Es war Oswald Boelcke, der bis dato erfolgreichste Jagdflieger des 1. Weltkriegs. Seine Schilderungen von Luftkämpfen beeindruckten Richthofen so sehr, dass er beschloss: Ich will auch Jagdflieger werden.

Manfred Freiherr von Richthofen wurde 1892 in Breslau als Sohn eines preußischen Kavallerieoffiziers geboren. Die Familie zog später ins schlesische Schweidnitz. Als Absolvent einer Kadettenanstalt trat der begeisterte Reiter und Jäger 1911 ins 1. westpreußische Ulanen-Regiment ein.

Nach Ausbruch des Weltkriegs war er zunächst Patrouillenführer. Als 1914/15 die Front im Grabenkampf erstarrte, bat der junge Leutnant um Versetzung zur Fliegertruppe. Ab 6. Juni 1915 begann seine Ausbildung, aber nicht zum Piloten, sondern zum Beobachter.

Die Militärfliegerei steckte damals noch in den Kinderschuhen. Namentlich die deutsche Führung bevorzugte große Luftschiffe, die als mobile Bombenabwurfstellen dienten. Gegenüber Flugzeugen herrschte das Vorurteil: „Wenn sie zu hoch fliegen, sehen sie nichts und wenn sie zu niedrig fliegen, werden sie abgeschossen.“ Es wurden jedoch zu Kriegsbeginn vor allem die trägen und windanfälligen Luftschiffe abgeschossen, so dass man schnell auf leistungsfähige Flugzeuge umstellen mußte.

Zunächst trugen diese Maschinen kaum eine Bewaffnung und wurden vor allem zur Beobachtung feindlicher Frontlinien eingesetzt. Die ersten Bomber nutzen als Waffe sogenannte Fliegerpfeile, kurze angespitzte Metallstangen, die per Hand abgeworfen wurden und naturgemäß kaum Schaden anrichteten. Anfang 1915 wurden die ersten Flugzeuge der Fokker- und Albatros-Werke mit starr montierten Maschinengewehren ausgerüstet. Der klassische Luftkrieg begann.

Der Posten als Beobachter langweilte ihn

Richthofen wurde ab Oktober 1915 im belgischen Ostende als Beobachter eingesetzt – eine Verwendung, die ihn schnell langweilte. Er nutzte seine Bekanntschaft mit dem Flieger-As Oswald Boelcke, der ihn Anfang September 1916 zu seiner bei Cambrai stationierten Jagdstaffel 2 holte. Am 17. September erzielte Richthofen seinen ersten Luftsieg.

Richtig ernst wurde es am 23. November 1916. Boelckes Staffel traf über Bapaume auf den erfolgreichsten britischen Jagdflieger Major George Lanoe Hawker. Auf seiner Albatros-Maschine verwickelte Richthofen den Gegner in ein Gefecht und schoss Hawker ab. Nach seinem 18. Luftsieg erhielt er im Januar 1917 den Orden „Pour le Mérite“, die höchste preußische Tapferkeitsauszeichnung. Gleichzeitig übernahm er die Führung der bisher erfolglosen Jagdstaffel 11 in Douai. Drei Monate später verzeichnete diese Einheit bereits 125 Abschüsse bei nur zwei eigenen Verlusten.

Beim Gegner war Richthofens Staffel genauso gefürchtet wie angesehen. „Fliegender Zirkus“ nannte man seine Truppe wegen der farbenfrohen Bemalung ihrer Flugzeuge. Richthofen war mittlerweile auf einen Fokker DR-I-Dreidecker umgestiegen, den er signalrot anstreichen ließ und weswegen ihn die Briten „Roter Baron“ tauften.

Im April 1917 bereitete die Jagdstaffel 11 dem Royal Flying Corps eine desaströse Niederlage. Richthofen schoss an einem einzigen Tag, dem 29. April 1917, vier gegnerische Flugzeuge vom Himmel. Bei den Briten wurde er nun so gefürchtet, dass man für seinen Abschuss das „Victoria-Cross“, die höchste englische Kriegsauszeichnung, sowie eine Prämie von 5000 Pfund auslobte.

Spektakuläre Flugmanöver lehnte er als "Blödsinn" ab

Richthofens Erfolge beruhten auf Jagdinstinkt gepaart mit eiserner Disziplin. Fliegerische Tollheiten wie Loopings oder Kopfüberflüge lehnte er als „Blödsinn, der in einem Luftkampf nichts zu suchen hat“ ab. Er griff seine Kontrahenten nur an, wenn er sich in eine taktisch überlegene Position gebracht und möglichst die Sonne im Rücken hatte. Er nannte es, „den Gegner taktisch zurechtlegen“.

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Im Juni 1917 übernahm Richthofen die Führung des aus vier Staffeln bestehenden Jagdgeschwaders I. Hier wurde der inzwischen zum Rittmeister (Hauptmann) Beförderte im Luftkampf schwer am Kopf verwundet und mußte, nahezu erblindet, notlanden. Kaum wieder genesen, stieg er in seine rote Maschine und errang insgesamt 80 Luftsiege, mehr als jeder andere Pilot im 1. Weltkrieg.

Am 21. April 1918 führte der „Rote Baron“ sein letztes Gefecht. Im Luftkampf mit dem kanadischen Jagdflieger Arthur Brown ging er über Vaux-sur-Somme zum Tiefflug über und wurde vom Boden aus von einem MG-Geschoss tödlich getroffen. Er konnte noch hinter den feindlichen Linien landen und verstarb dort sofort. Am 22. April wurde der tapfere Flieger von den Briten mit allen militärischen Ehren in Bertangles bei Amiens beigesetzt.

Mehr Anekdoten aus der Geschichte, erzählt von Jan von Flocken, finden sich in dem Buch "111 Geschichten zur Geschichte"

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