Marshallinseln: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie
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Marshallinseln: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Bunkeranlagen zur Beobachtung des Atombombentest, Marschallinseln, Bikini Atoll
Bunkeranlagen zur Beobachtung des Atombombentest, Marschallinseln, Bikini Atoll © IMAGO / OceanPhoto

Die Marshallinseln erscheinen auf dem ersten Blick wie ein Urlaubsparadies. Jedoch blickt die Inselgruppe auf eine traurige Vergangenheit zurück. Sie wurden für Atomwaffen-Tests genutzt, deren Folgeschäden bis in die Gegenwart nachwirken.

  • Die Marshallinseln gehörten während der Kolonialzeit zum Deutschen Reich.
  • Das Bikini-Atoll hat es durch die Atombombentests der USA zu trauriger Berühmtheit erlangt.
  • Die einheimische Bevölkerung leidet heute unter den sogenannten Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht.

Majuro – Auf einer Landfläche von 181,4 Quadratkilometern bilden die Marshallinseln einen Inselstaat in Ozeanien. Sie zählen nicht nur flächenmäßig, sondern auch mit einer Einwohnerzahl von 53.000 Menschen zu den kleinsten Staaten der Erde. Das Inselparadies erreichte traurige Berühmtheit durch Atomwaffentests, welche die USA hier auf einigen Atollen in den 1950er Jahren unternahmen. Inzwischen sind viele Atolle und Inseln vom ansteigenden Meeresspiegel bedroht. Die Hauptstadt ist Majuro.

Marshallinseln: Europäische Entdeckung und Deutsch-Neuguinea

Über die Frühgeschichte der Marshallinseln ist nur wenig bekannt. Man geht davon aus, dass sie wahrscheinlich im 2. Jahrtausend vor Christus von Mikronesien aus besiedelt wurden. 1526 erreichte der spanische Entdecker Alonso de Salazar die Inseln. Dennoch erhob Spanien keinerlei Ansprüche. Die Inseln blieben so zwei Jahrhunderte ohne größere Beachtung, bis der englische Kapitän John Marshall 1788 hier eintraf und ihre Lage auch verzeichnete. Nach ihm wurden die Inseln später benannt. Eine weitere Kartografierung fand Anfang des 19. Jahrhunderts durch den deutsch-baltischen Entdecker Otto von Kotzebue statt.

Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Missionare erste Schulen auf den Marshallinseln. Schließlich wurde hier ein Handelsstützpunkt des Deutschen Reiches errichtet. Zur Kopra-Gewinnung legten deutsche Kaufleute hier Kokosplantagen an. 1885 wurde auf der Insel Januit die deutsche Flagge als Zeichen der Inbesitznahme gehisst und das Deutsche Kaiserreich übernahm 1886 die Hoheitsrechte. 20 Jahre später wurden die Inseln offiziell Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.

Marshallinseln: Japanische und Amerikanische Besetzung

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges besetzten die Japaner nach der Kriegserklärung an das Deutsche Reich die Marshallinseln. Sie errichteten dort umgehend Militärbasen und übernahmen die Bewirtschaftung. Nach Kriegsende wurde Japan vom Völkerbund mit dem Mandat der Inselverwaltung betraut. Dadurch wurden die Inseln fast vollständig von der restlichen Welt isoliert und Japan begann damit, japanische Einwanderer anzusiedeln und die einheimische Bevölkerung zu entrechten.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Marshallinseln erneut wichtige Militärstützpunkte für Japan. Jedoch konnten die japanischen Truppen der US-Militäroffensive von 1944 auf dem Kwajalein-Atoll nicht standhalten. Die Streitkräfte der Amerikaner besetzten infolgedessen zahlreiche weitere Inseln und sorgten durch Luft- und Schiffbeschießungen dafür, dass Japans Truppen auf einigen Restinseln niedergehalten wurde. Nach dem Krieg forderten die USA von der UNO, ihnen die Marshallinseln als Teil des Treuhandgebietes der Vereinten Nationen zu übergeben.

Marshallinseln: Atombombentests und Weg in die Selbständigkeit

Nachdem ein Teil der einheimischen Bevölkerung umgesiedelt worden war, starteten von 1946 bis 1958 die US-Amerikaner zahlreiche Atom- und Wasserstoffbombentests in den abgelegenen Regionen – unter anderem auf dem berühmten Bikini-Atoll. Diese richteten massive Schäden für Flora und Fauna an. Bis heute können die ehemaligen Bewohner nicht zurück auf ihre Heimatinseln, die immer noch hochgradig radioaktiv verseucht sind.

Bereits in den 1960er Jahren gab es Bemühungen, die Marshallinseln in die Unabhängigkeit zu führen. Ein erster Schritt gelang den Inseln formal als Republik im Jahr 1979. Die Unabhängigkeit wurde allerdings erst 1986 durch ein Assoziierungsabkommen mit den USA bestätigt, in welchem aber nach wie vor die amerikanische Militärpräsenz im Land gewährleistet wurde. Erst 1990 erreichten die Marshallinseln ihre vollständige Unabhängigkeit, nachdem der Treuhand-Auftrag durch die UNO an die USA offiziell ausgelaufen war.

Marshallinseln: Das politische System

Seit dem 1. Mai 1979 sind die Marshallinseln eine Republik, deren Verfassung zuletzt 1990 geändert wurde. Das politische System besteht aus einem Parlament mit 33 Abgeordneten sowie dem „Rat der Stammesführer“ („Council of Iroij“) mit zwölf Mitgliedern, der sich vor allem mit Sitten und Traditionen des Landes beschäftigt. Dem Parlament ist wiederum die Gesetzgebung vorbehalten, da es keine Staaten und Provinzen gibt. Die 24 bewohnten Inseln haben jedoch eine eigene Verwaltung.

Der Präsident wird vom Parlament gewählt. Dieser hat aber auch die Möglichkeit, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, sobald dem Kabinett zweimal hintereinander das Misstrauen ausgesprochen wurde.

Marshallinseln: Fakten im Überblick

  • Hauptstadt: Majuro
  • Amtssprache: Marshallesisch und Englisch
  • Fläche: 181,42 Quadratkilometer
  • Einwohnerzahl: 59.000 (Stand 2019)
  • Währung: US-Dollar (USD)
  • Verwaltungsgliederung: 24 Gemeinden
  • Religion: 90% protestantisch, 8,5% römisch-katholisch

Marshallinseln: Sprachen und Bevölkerung

Die Amtssprachen sind Englisch sowie das Marshallesische mit den beiden Dialekten Ralik und Ratak. Etwa gut 92 Prozent der Bevölkerung sind Marshaller. Nur knapp sechs Prozent weisen gemischte Wurzeln auf und weitere zwei Prozent sind anderer Abstammung. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung liegt in etwa bei 73,4 Jahren und das Bevölkerungswachstum liegt in etwa bei 1,55 Prozent pro Jahr.

Bemerkenswert ist allerdings, dass das Land eine der höchsten Raten an Fettleibigkeit aufweist. Im Jahr 2016 wurde ermittelt, dass knapp 53 Prozent der Bevölkerung adipös war. Dies hatte mehrere Ursachen: Die Inselbewohner waren von den Lebensmittel-Einfuhren aus den USA abhängig geworden. Da die Bevölkerung auch dem Fischfang nicht mehr nachgehen wollte und eine hohe Arbeitslosigkeit einsetzte, führte dies zu einer Veränderung der ursprünglichen Lebensweisen der Einwohner.

Marshallinseln: Geografie und Städte

Die Marshallinseln bestehen aus zwei Insel- und Atollketten, die nahezu parallel zueinander verlaufen. Dazu gehören einerseits die Ratak-Kette (auch Sonnenaufgangsinseln genannt) mit ihren 14 Atollen und zwei Inseln im Osten sowie andererseits die Ralik-Kette (auch Sonnenuntergangsinseln genannt), welche 15 Atolle und noch drei Inseln im Westen hat. Die Landfläche von 181 Quadratkilometern befindet sich gerade mal zwei Meter über dem Meeresspiegel. Zu den Inselketten gehören außerdem rund 1.225 größere und kleinere Inseln sowie 870 Riffe, die sich über ein Gebiet von knapp zwei Millionen Quadratkilometern im mittleren Pazifik erstreckt.

Die Inseln des Majuro-Atolls und Ebeye im Kwajalein-Atoll beherbergen zwei Drittel der Bevölkerung. Die restlichen Inseln sind nur dünn besiedelt oder teilweise unbewohnt. Die größte Agglomeration auf den Marshallinseln ist Delap-Uliga-Darrit. Rund die Hälfte der Einwohner konzentriert sich somit auf die Hauptstadtregion des Landes.

Die größten Orte der Marshallinseln im Überblick

  • 1 Majuro: 20.144 Einwohner, Region Delap-Uliga-Darrit
  • 2 Ebeye: 9.581 Einwohner, Region Kwajalein
  • 3 Laura: 2.905 Einwohner, Region Majuro
  • 4 Ajeltake: 1.972 Einwohner, Region Majuro
  • 5 Wotje: 915 Einwohner, Region Wotje
  • 6 Eniwetok: 902 Einwohner, Region Eniwetok
  • 7 Kili: 900 Einwohner, Region Kili
  • 8 Enubirr: 708 Einwohner, Region Kwajalein
  • 9 Namorik: 670 Einwohner, Region Namorik
  • 10 Jabwor: 503 Einwohner, Region Jaluit

Marshallinseln: Wissenswertes zum Land

Die Marshallinseln haben gleich in mehrfacher Hinsicht mit Umweltproblemen zu kämpfen. Nachdem die Atombombentests beendet waren, wurden die Testgebiete (wie das Bikini-Atoll oder Eniwetok) 1966 von den USA wieder als bewohnbar freigegeben. Allerdings mussten diese in den 1970er Jahren schon wieder evakuiert werden, da die ermittelte Strahlenbelastung viel zu hoch war.

Der Journalist Giff Johnson sowie die Gesundheitsaktivistin Darlene Keju hatten weltweit auf die gesundheitlichen Folgen aufmerksam gemacht. Unter anderem war es infolge der Strahlenbelastung auch zu zahlreichen Totgeburten und Missbildungen bei Neugeborenen gekommen. 2014 reichten die Marshall schließlich gegen die Atommächte Klage ein.

Es wird davon ausgegangen, dass das belastete Gebiet erst wieder in den kommenden zwanzig Jahren allmählich bewohnbar sein dürfte. Ein Wettlauf mit der Zeit: Denn die Inseln sind aufgrund des Klimawandels zusätzlich vom Anstieg des Meeresspiegels und von der Zunahme von Extremwetterereignissen existentiell bedroht. Experten prophezeien inzwischen einen drohenden Untergang der Inseln innerhalb der nächsten 50 Jahre. Durch Dürreperioden, aber auch versalzende Brunnen hat sich mittlerweile auch die Trinkwasserversorgung auf den Marshallinseln verschlechtert.

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