Malu Dreyer: Hindert sie ihre MS-Krankheit daran, SPD-Vorsitzende zu werden?
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Malu Dreyer: Hindert sie ihre MS-Erkrankung daran, SPD-Vorsitzende zu werden?

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Malu Dreyer ist auf die Hilfe eines Rollstuhls angewiesen.
Malu Dreyer ist auf die Hilfe eines Rollstuhls angewiesen. © picture alliance / dpa / Roland Holschneider

Seit Andrea Nahles am Sonntag zurücktrat, geistert der Name von Malu Dreyer als mögliche Nachfolgerin an der SPD-Spitze durch Berlin. Ein Kurzporträt.

Berlin - Malu Dreyer könnte zur Retterin der am Boden liegenden SPD werden. Die volksnahe Politikerin soll auf Andrea Nahles als Parteivorsitzende folgen - zumindest übergangsweise, munkelt man in der Hauptstadt. Wer ist die 58-jährige Hoffnungsträgerin der Partei? Ein Kurzporträt. 

Seit 2002 prägt die Juristin die Politik in der Rheinland-Pfalz mit. Sie war seit 2002 Sozial- und Arbeitsministerin im Kabinett von Kurt Beck. Im Jahr 2013 wurde sie dann Ministerpräsidentin und bei der Landtagswahl 2013 wiedergewählt. Trotz der bundespolitischen Krise der SPD, konnte sie damals sogar den Stimmenanteil der Partei leicht steigern. Mit ihr als Spitzenkandidatin kam die SPD auf 36,2 Prozent - ein Ergebnis, von dem man im Berliner Willy-Brandt-Haus derzeit nicht mal zu träumen wagt. Seitdem regiert Malu Dreyer in einer Ampelkoalition mit FDP und Grünen. 

Malu Dreyer als Retterin der SPD? Keine ist so beliebt wie sie in der Partei

Spätestens seit diesem Wahlerfolg gewann die beliebte Landespolitikerin Dreyer auch für die Gesamtpartei immer mehr an Bedeutung. Auf dem SPD-Parteitag im Dezember 2017 wurde sie zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. Mit einem absoluten Traumergebnis: 97,5% der Delegierten stimmten für sie. Keine der anderen fünf Kandidatinnen und Kandidaten kam nur annähernd daran heran. Schon damals wünschten sich nicht wenige in der Partei, dass Dreyer statt Nahles für den SPD-Vorsitz kandidiert hätte. 

SPD-Beben: Nahles zieht sich komplett aus der Politik zurück - wer folgt nach?

Malu Dreyer (SPD) ist an Multiple Sklerose erkrankt und braucht einen Rollstuhl

Wäre da nicht diese tückische Krankheit. Im Jahr 1995 wurde Multiple Sklerose bei Dreyer diagnostiziert. Das Gehen fällt ihr zunehmend schwer, bei längeren Strecken ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen. Auch am Sonntag wurde sie gestützt, nachdem sie für ein Statement vor die Presse trat. 

Kann Dreyer die körperliche Belastung in Kauf nehmen, die das Amt der SPD-Vorsitzenden bedeuten würde? In einem Interview mit der Zeit sprach sie offen über ihre MS-Erkrankung: „Mein Kopf denkt die Beine nicht mit. Manchmal sehe ich jemanden und will spontan auf ihn zugehen und merke erst eine Sekunde später: So schnell, wie ich das will, kann ich das gar nicht.“ Dass sie manchmal auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hat sie mittlerweile akzeptiert: „Ich dachte, ich setz mich da rein und komme nie wieder raus. Dann war es ganz anders: Ich spürte, dass der Rollstuhl mir wieder Freiheit schenkt“, erinnert sich Dreyer an die ersten Erfahrungen mit einem Rollstuhl zurück. 

Bislang wiegelte sie bundespolitische Ambitionen stets ab. Auch nach ihrem Wahlsieg 2016. Die Frage sei „absurd“. Wegen ihrer Krankheit?

Malu Dreyer (SPD): Steile Karriere nach Jura-Studium

Malu Dreyer, die eigentlich Maria Luise Anna Dreyer heißt, studierte zunächst katholische Theologie und Anglistik. Dann wechselte sie zu Jura. Sie war Richterin auf Probe, Staatsanwältin, hauptamtliche Bürgermeisterin von Bad Kreuznach, Dezernentin in Mainz und schließlich Landesministerin. Eine steile Karriere. 

Dreyers Ehemann brachte drei Kinder mit in die Beziehung

Auch Dreyers Ehemann Klaus Jensen ist Sozialdemokrat und war von 2007 bis 2015 sogar Oberbürgermeister von Trier. Dreyer selbst bekam keine Kinder, aber ihr Ehemann brachte nach dem Krebstod seiner ersten Frau zwei Söhne und eine Tochter mit in die Beziehung. Sie heiratete Jensen im Juli 2004. 

Malu Dreyer mit ihrem Ehemann Klaus Jensen.
Malu Dreyer mit ihrem Ehemann Klaus Jensen. © picture alliance/dpa / Andreas Arnold

Lesen Sie auch: Ticker zur SPD-Krise nach Nahles-Rücktritt und Europawahl-Desaster

Malu Dreyer (SPD) ist bekennende Katholikin - und Klopp-Verehrerin

Dreyer ist bekennende Katholikin. In einem Interview mit der Gala sagte sie: „Mein christlicher Glaube ist eine Grundfeste in mir. Werte wie Nächstenliebe oder Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die es nicht leicht haben im Leben, sind Grundpfeiler im Glauben, und das sind wichtige Säulen in meinem politischen Handeln.“

Dreyer ist außerdem Fußball-Fan. Ihr Herz schlägt nicht nur für die rheinland-pfälzischen Vereine Mainz 05 und Kaiserslautern, sondern auch für den BVB. Wobei das eher mit Klopp zu tun hatte. „Das hat damals alles mit Klopp angefangen. Seitdem er in Liverpool ist, verfolge ich auch die englische Liga. Ich bin ein heimlicher Klopp-Fan“, gestand sie in der Gala. 

Klopp gewann am Samstag die Champions League. Ob Dreyer bald die SPD wieder zu neuen Erfolgen führen kann? Die Ministerpräsidentin scheint so ziemlich die letzte Hoffnung der Genossen zu sein. Von einem „Geschenk des Himmels“ für die SPD sprach die ntv-Reporterin Heike Boese sogar. 

Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles steht die SPD vorerst ohne Führung da. Am Montagvormittag trifft sich der Parteivorstand, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Einen Vorschlag, der mit dieser Suche wenig zu tun hat, präsentiert unterdessen Oscar Lafontaine seiner alten Partei. Er wirbt für die Idee, dass SPD und Linke fusionieren könnten.

Andrea Nahles ist offiziell als Vorsitzende der SPD zurückgetreten. Ein Trio soll nun vorerst übernehmen. Alle Infos zum Nahles-Rückzug im News-Ticker.

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