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Geschichte Napoleon & Joséphine

„Wenn du runter guckst, wirst du eine Überraschung sehen ...“

Als der junge General Bonaparte 1795 die schöne Kreolin Joséphine de Beauharnais traf, begann eine stürmische Liason. Sie pflegte ihre Liebhaber, er strafte sie mit Affären. Dennoch bestiegen sie gemeinsam den Thron. Doch dann wurde er Vater.
Freier Autor Geschichte
'Marie-Josèphe-Rose Tascher De La Pagerie, Called Josephine, Empress of the French', 1798, (1896). Joséphine de Beauharnais (1763-1814) was the first wife of Napoleon I, and first Empress of the French. Typogravure after a pencil drawing retouched in water colour by Jean-Baptiste Isabey. From Life of Napoleon Bonaparte, Volume I, by William Milligan Sloane. [The Century Co., New York, 1896] (The Print Collector / Heritage-Images) 'Marie-Josèphe-Rose Tascher De La Pagerie, Called Josephine, Empress of the French', 1798, (1896). Joséphine de Beauharnais (1763-1814) was the first wife of Napoleon I, and first Empress of the French. Typogravure after a pencil drawing retouched in water colour by Jean-Baptiste Isabey. From Life of Napoleon Bonaparte, Volume I, by William Milligan Sloane. [The Century Co., New York, 1896] (The Print Collector / Heritage-Images)
'Marie-Josèphe-Rose Tascher De La Pagerie, Called Josephine, Empress of the French', 1798, (1896). Joséphine de Beauharnais (1763-1814) was the first wife of Napoleon I, ...and first Empress of the French. Typogravure after a pencil drawing retouched in water colour by Jean-Baptiste Isabey. From Life of Napoleon Bonaparte, Volume I, by William Milligan Sloane. [The Century Co., New York, 1896] (The Print Collector / Heritage-Images)
Quelle: picture alliance / Heritage-Images
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Bereits im Vorfeld haben die Trailer von Ridley Scotts „Napoleon“-Film Kritiker zu tiefschürfender Exegese verleitet. Da wurde der Auftritt von Marie Antoinette bei ihrer Hinrichtung bemängelt, Bonapartes Kriegführung in Ägypten oder seine vermeintliche Falle auf dem zugefrorenen Gewässer bei Austerlitz. Dazu gehören könnte auch die schwüle Episode, in der Joséphine de Beauharnais ihr Kleid lüftet und ihrem jungen korsischen Verehrer versichert: „Wenn du runter guckst, wird du eine Überraschung sehen. Wenn du die gesehen hast, willst du sie für immer behalten.“

Der Einfall der Drehbuchautoren Scott und David Scarpa belegt auf jeden Fall solide historische Recherche. Denn die Szene spielt mit dem berühmten Zitat, das auf „Eruptionen einer tollen Verliebtheit“ (Günter Müchler) schließen lässt, das sich kaum ein Napoleon-Biograf entgehen lässt: „Ein Kuss ganz tief unten, viel tiefer als das Herz“. Es steht in dem Schwall von Briefen, mit denen der jung vermählte Bonaparte seine Ehefrau Joséphine 1796/97 in sein Hauptquartier in Italien zu locken versuchte.

Kaiserin Josephine, Portraet/ Gerard 1801 Josephine, Kaiserin (Napoleon I.) der Franzosen, geb. Tascher de la Pagerie, verwitw. Beauharnais. Trois Ilets (Martinique) 23.6.1763 - Malmaison 29.5.1814. - Portraet. - Gemaelde, um 1801, von François Gerard (1770-1837). Replik des Gemaeldes in der Ermitage in St.Petersburg. Rueil-Malmaison, Musee Nat. du Château.
Joséphine de Beauharnais (1763–1814) als Kaiserin
Quelle: picture-alliance / akg-images / VISIOARS

Dennoch führt die Episode auf eine falsche Fährte. Denn während sich der General, der sich nach nur zwei Flittertagen an die Front verabschiedet hatte, in erotischen Fantasien verlor, fand seine Frau zahlreiche Entschuldigungen, die Fahrt hinauszuschieben, darunter sogar eine Schwangerschaft. Denn Joséphine vergnügte sich gerade mit einem neun Jahre jüngeren Husarenleutnant namens Hippolyte Charles.

So war es auch im Sommer 1795 gewesen, als Bonaparte und Beauharnais zusammenkamen. Er entflammte wie ein Jüngling, der ihr „wie verrückt vor Liebe“ – wie sie einer Freundin mitteilte – den Hof machte, während sie in den Salons von Paris nach einem vermögenden Verehrer Ausschau hielt, der in der Lage sein würde, ihren extravaganten Lebensstil zu finanzieren und zu ertragen.

Joséphine de Beauharnais, 1763 geboren und damit sechs Jahre älter als Bonaparte, war die Tochter eines Plantagenbesitzers auf der Karibikinsel Martinique und hatte 1779 den Offizier Alexandre de Beauharnais geheiratet, mit dem sie die Kinder Eugène und Hortense hatte. Bereits 1785 war die Ehe so zerrüttet, dass das Paar die Trennung beschloss. Die verabredeten Unterhaltszahlungen stockten spätestens 1794, weil Beauharnais während des Großen Terrors kurz vor Robbespierre seinen Kopf verlor. Joséphine überlebte mit viel Glück und beschloss anschließend, sich der einträglichen Lebensfreude zu widmen.

Das bedeutete, dass sie intime Beziehungen zu zahlreichen Männern pflegte, die unter dem Direktorium das Wort führten, darunter zu dem General Lazare Hoche und Paul de Barras, dem eigentlichen Strippenzieher in der Regierung. Als Korse mit überschaubaren Einkünften passte Bonaparte keineswegs in ihr Beuteschema. Das änderte sich, als er nach der Niederschlagung eines royalistischen Aufstandes zum Stadtkommandanten der Hauptstadt berufen wurde. Das machte den Sohn einer armen korsischen Familie auf dem gesellschaftlichen Parkett zwar nicht gewandter, verschaffte ihm aber einen Vorschuss auf eine womöglich einträgliche Zukunft.

Joséphine „hatte einen nicht besonders weit gespannten Horizont und war ziemlich ungebildet“, urteilte ein Zeitzeuge. „Aber sie besaß ein gutes Urteil, Scharfsinn, ein sicheres Auftreten in Gesellschaft, eine unnachahmliche Anmut, und die kreolische Sprechweise verlieh ihrer Konversation viel Charme.“ Und sie war intelligent genug, um zu erkennen, dass ihr erotisches Kapital endlich sein würde.

Bonaparte auf der Bruecke von Arcole/Gros Napoleon I. Bonaparte, Kaiser der Franzosen (ab 1804), Ajaccio (Korsika) 15.8.1769 - Longwood (St. Helena) 5.5.1821. - "Bonaparte auf der Bruecke von Arco- le". (Schlacht bei Arcole gegen Oester- reich, 15./17. November 1796). - Gemaelde (Kopie des Gemaeldes, 1796, von Antoine-Jean Gros, 1771-1835). Arenenberg (Schweiz), Napoleonmuseum.
Napoleon Bonaparte (1769–1821) als Oberbefehlshaber der französischen Italien-Armee
Quelle: picture-alliance / akg-images / Erich Lessing

Also ließ sie sich auf Bonaparte ein, nicht zuletzt getrieben von ihrem (Ex-?)Liebhaber Barras, der damit einen willfährigen General in seine Hand zu bekommen wähnte. Auch Napoleon sah seine Chance und vergaß über die verführerische und wesentlich erfahrenere Kreolin seine Verlobte Eugénie Désirée Clary (sie sollte später Napoleons Marschall Jean-Baptiste Bernadotte heiraten und zur Königin von Schweden aufsteigen).

Mit Barras und dem einflussreichen Journalisten Jean Lambert Tallien übernahmen gleich zwei politische Schwergewichte die Rollen der Trauzeugen, als das Paar am 9. März 1796 im Rathaus des 2. Pariser Arrondissements zur Ziviltrauung erschien. Drei Tage später reiste er an die italienische Front ab, wo ihm vermutlich Barras den Oberbefehl verschafft hatte. Sie ging ihren üblichen Zerstreuungen nach, in denen Männer weiterhin eine große Rolle spielten. Zur Unterhaltung reichte sie gern die Briefe herum, die sie in schnellem Takt von ihrem Mann erhielt:

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„Keinen Tag habe ich zugebracht, ohne Dich zu lieben; keine Nacht, ohne Dich fest in meine Arme zu nehmen; keine Tasse Tee habe ich getrunken, ohne den Ruhm und den Ehrgeiz zu verfluchen, die mich fern halten von der Seele meines Lebens.“ Sie quittierte diese liebestollen Ausführungen mit den Worten: „Er ist so ulkig, dieser Bonaparte“, wie einer ihrer Besucher sich erinnerte. Als sie sich schließlich doch zu einem Besuch in Mailand aufraffte, scheute sie sich nicht, ihren Liebhaber im umfangreichen Tross mitzuführen.

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Ruhm und Ehrgeiz erwiesen sich jedoch als stärker als die Eifersucht. Im Mai 1798 brach Bonaparte zu seiner Expedition nach Ägypten auf. Dort schlug er die Mamluken bei Gizeh vernichtend (ohne mit seinen Geschützen die Pyramiden zu beschießen). Aber Nachrichten aus Paris schmälerten bald den Sieg.

Joséphine hatte eine Dienerin mit Namen Louise Compoint entlassen. Diese rächte sich, indem sie dem Ehemann intime Details über ihre Affären sowie über illegale Spekulationsgeschäfte verriet. Obwohl Joséphine alles tränenreich abstritt, schrieb Bonaparte an seinen Bruder Joseph: „Ich habe sehr viel häuslichen Kummer, denn der Schleier ist vollständig zerrissen ... Ich habe die menschliche Natur gründlich satt.“

Immerhin tröstete sich der General, indem er eine gewisse Pauline Bellisle in sein Zelt und Bett holte. Die 17-jährige war, als Mann verkleidet, einem Kavallerie-Offizier nach Ägypten gefolgt. Die Soldaten nannten sie bald „die neue Kleopatra“. Bonaparte bedankte sich, indem er ihr Schmuck und ein arabisches Pferd schenkte. Aber seine Enttäuschung über seine Ehefrau sollte Folgen haben: „Bonapartes Verhältnis nicht nur zu Joséphine, sondern zu Frauen überhaupt, war seitdem tief gestört“, schreibt sein Biograf Johannes Willms: „Jetzt erst kam seine misogyne Veranlagung zum Vorschein, die ihn aber nie daran hinderte, Frauen als Lustobjekte oft und gern zu benutzen.“

Nach seiner Rückkehr und dem Staatsstreich vom 18. Brumaire des Jahres VIII (1799) veränderten sich die ehelichen Spielräume. Joséphines Ziel war es von nun an, den ersten Mann im Staate weiterhin an sich zu binden. Dafür ging sie auf seine Bedürfnisse ein, etwa wenn er ihr durch einen Boten den dringenden Wunsch zukommen ließ: „Bitte nicht waschen, komme in drei Tagen“.

Ihren letzten Triumph konnte Joséphine am Tag vor ihrer gemeinsamen Kaiserkrönung im Dezember 1804 feiern. Papst Pius VII. beichtete sie, dass die Hochzeit mit Bonaparte nur auf dem Standesamt, nicht aber in einer Kirche geschlossen worden sei. Da dieses kanonische Manko die erwünschte Anwesenheit des Papstes bei der Zeremonie unmöglich gemacht hätte, musste Napoleon noch in der Nacht eine kirchliche Hochzeit arrangieren, die von einem Kardinal vollzogen wurde.

Maria Walewska / Lefevre Walewska, Maria (geb. Laczynska), poln. Adlige, Geliebte Napoleons I., 1789-1817. - Portraet. - Gemaelde von Robert Lefevre (1755-1830). Oel auf Leinwand. Arenenberg (Schweiz), Napoleonmuseum.
Maria Walewska (1789–1817), Napoleons „polnische Frau“
Quelle: picture-alliance / akg-images / Erich Lessing

Doch das Kalkül, damit den Kaiser der Franzosen noch enger an sich gebunden zu haben, trog. Der leistete sich weiterhin Affären. Zum Beispiel mit Êléonore Denuelle de la Plaigne, der 19-jährigen Vorleserin seiner Schwester Caroline. Als jene Ende 1806 einen Sohn, Léon, zur Welt brachte, war klar, dass für die Kinderlosigkeit des Kaiserpaares Joséphine verantwortlich war. Zur gleichen Zeit traf er in Warschau auf die 21-jährige Gräfin Maria Walewska, die bald von den Soldaten „seine polnische Frau“ genannt wurde.

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Ihre Schwangerschaft mit Alexandre ruinierte die Ehe Napoleons vollends. Um endlich eine Dynastie gründen zu können, ließ sich Napoleon von Joséphine scheiden und heiratete die Tochter des österreichischen Kaisers Franz I., Marie-Louise, die ihm im März 1811 auch den ersehnten Thronfolger Franz Joseph gebar. Das Verhältnis mit Maria lief dennoch bis zu Napoleons Verbannung auf Elba 1814 weiter. Im Mai desselben Jahres starb Joséphine nach schwerer Krankheit auf Schloss Malmaison, das sie mit Bonaparte als privaten Sommersitz genutzt hatte.

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Dieser Artikel wurde erstmals im November 2023 veröffentlicht.

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