Timothy Shriver: Ein Leben für Inklusion. Wie tickt der Kennedy?

Timothy Shriver: Ein Leben für Inklusion. Wie tickt der Kennedy?

Am Samstag eröffnet Timothy Shriver die Special Olympics in Berlin. Seit seiner Kindheit hat das Kennedy-Familienmitglied mit geistig Behinderten zu tun.

Timothy Shriver spricht auf der Abschlussfeier der Special Olympics World Winter Games 2017 in Graz, Österreich.
Timothy Shriver spricht auf der Abschlussfeier der Special Olympics World Winter Games 2017 in Graz, Österreich.Gepa Pictures/Imago

Am Samstag wird Timothy Shriver die inklusiven Spiele im Olympiastadion eröffnen. Der Aktivist ist seit mehr als 27 Jahren Vorstandvorsitzender von Special Olympics und setzt sich sein ganzes Leben lang schon für geistig beeinträchtige Menschen ein. Er ist Mitglied der Kennedy-Familie – seine Mutter Eunice Kennedy Shriver gründete den internationalen Verbund im Jahr 1968, als die allersten besonderen Spiele stattfanden. Damals war Shriver neun Jahre alt, doch konnte er schon in seinem jungen Alter, das Engagement seiner Mutter bewundern, die ihr Leben dem Kampf um eine inklusivere Welt verschrieben hatte.

Eunices Schwester, Rosemary Kennedy, wurde mit einer kognitiven Beeinträchtigung geboren und erlitt im Alter von 23 Jahren, nach einer umstrittenen Lobotomie, irreparable Schäden. Diese Erfahrung prägte die Kennedys. Vater Joseph P. Kennedy hielt seine beeinträchtigte Tochter lange Zeit versteckt, bevor Eunice Kennedy Shriver im Jahr 1962 mit einem Artikel in The Saturday Evening Post selbst mit der Wahrheit herausrückte. „Hoffnung für behinderte Kinder“, lautete der Titel. Dieser Moment brach ein Tabu und zudem ein etwa 20-jähriges Schweigen.

Wie entstanden die Special Olympics?

Von diesem Zeitpunkt an war es möglich, dass geistig behinderte Menschen eine gerechtere Rolle in der Gesellschaft einnehmen. Die Unterschätzung und Diskriminierung dieser Menschen sollte nicht mehr Teil der Nachkriegsgesellschaft sein. Deswegen gründete Eunice in den 1960er-Jahren „Camp Shriver“, ein Trainingslager für kognitiv beeinträchtigte Menschen. Ihr Ansatz: Durch den Sport würden sich die Leben von Menschen mit geistigen Behinderungen transformieren und die öffentliche Wahrnehmung für immer verändert werden. Es wurde ein Erfolg.

In der Zwischenzeit studierte Timothy Shriver an der Yale University, absolvierte sein Master an der Katholischen Universität von Amerika in Washington D.C. und schloss mit einem Doktortitel in Pädagogik an der University of Connecticut im Jahr 1996 ab. Danach trat er in die Fußstapfen seiner verstorbenen Mutter und verbreitet heute noch die Botschaft, dass jeder im Stande ist, Unglaubliches zu erreichen. Auch Menschen, die sich zum Teil vor der Gesellschaft verlassen fühlen. Heute zählt Special Olympics rund 5,6 Millionen Athleten mit geistigen Beeinträchtigungen auf der ganzen Welt und alle zwei Jahre zaubert ihnen der Wettbewerb ein Lächeln auf den Mund.