Maki Namekawa spielt Keith Jarrets »The Köln Concert«

ZKM Karlsruhe | Sa, 04.05.2024; 20:00 Uhr, Konzert


Maki Namekawa
 interpretiert Keith Jarretts legendäres »The Köln Concert« am ZKM. Rund um das Konzert laden wir zu Artist Talks mit der examinierten Konzertpianistin der Hochschule für Musik Karlsruhe sowie dem Dirigenten des MDR Sinfonieorchesters, Chefdirigenten der Philharmonie Brünn und Grammy-Gewinner Dennis Russell Davies ein. 

Foto: Florian Voggeneder

Keith Jarretts »The Köln Concert« ist nicht nur ein magisches Zeitdokument, sondern auch ein Meilenstein der moderneren Musikgeschichte. Dass dem amerikanischen Pianisten ein solches Meisterwerk gelingt, konnte im Vorfeld des Konzerts niemand ahnen. Doch manchmal sind es Zufälle oder Verkettungen von Missgeschicken und widrigen Bedingungen, die Großes entstehen lassen. So geschehen im Falle von »The Köln Concert«. 

Nach einem Gastspiel in der Schweiz kommt Jarrett am 24. Januar 1975 in Köln für sein Konzert in der dortigen Oper an. Der im Vorfeld angeforderte Bösendorfer-290-Imperial-Konzertflügel steht nicht auf der Bühne – stattdessen jedoch ein verstimmter und für Proben verwendeter Bösendorfer Stutzflügel mit klemmenden Pedalen und Tasten. Das Catering kam verspätet und stand erst kurz vor dem Konzert bereit. Die einzig mögliche Reaktion für den nach tagelangem Schlafmangel hoffnungslos übermüdeten und von quälenden Rückenschmerzen geplagten Jarrett: die Absage des Konzerts. 

Dass das Konzert in der mit 1.400 Gästen ausverkauften Oper trotzdem stattfindet, ist vor allem das Verdienst des beherzten Klavierstimmers sowie der damals gerade einmal volljährigen Organisatorin Vera Brandes und deren Bitten, das Konzert doch zu spielen. Jarrett willigt ein und konzentriert sich bei seiner Stegreif-Improvisation auf die mittleren und tiefen Tonlagen, um das Maximum aus dem ungeeigneten Instrument herauszuholen. Der anwesende Toningenieur entscheidet, das Konzert mitzuschneiden. Ein Glücksfall! Denn der ursprünglich nur für interne Belange gedachte Mitschnitt wird zum bis heute meistverkauften Jazz- und Klavier-Soloalbum. 

Maki Namekawa interpretiert diese berühmte Improvisation im Lichthof 8 des ZKM mit seiner weitklingenden Raumakustik detailgetreu und sorgt so für einen einzigartigen Konzertmoment. Freiheit und Ehrlichkeit sind für sie die zentralen Begriffe, mit denen dieses Projekt steht und fällt. Damit besinnt sich die Pianistin auf einen Rat, den sie vor fast 30 Jahren von ihrer Klavierprofessorin Kaya Han in Karlsruhe bekommen hatte: »Greife den Stein, aber tue nichts, begreife nur sein Wesen.« Dank ihrer virtuosen Spielweise lässt Namekawa das Stück in diesem Sinne wieder lebendig werden.