Ach, du liebe Zeit - 7 May 2024 - Reisemobil International - Readly

Ach, du liebe Zeit

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Damals und heute

Vom Mauerfall bis zum Reisemobil-Boom: Die vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte stecken voller Überraschungen, auch in puncto Reisen. Blick zurück und nach vorn: wenn nicht zum Jubiläum von Reisemobil International, wann dann?

Nur wenig los: Campingplatz auf der Insel Cres, Stellplatz an der schwedischen Westküste. Wintercamping ist mit modernen Reisemobilen schon lange kein Problem mehr. Die zwei fast leeren Stellplätze nahe Görlitz und in Altwarp am Stettiner Haff sind heute hoch frequentierte Ziele. Die schiere Menge an Reisemobilen ist der wohl größte Unterschied zu früher.

Schlägt ein Schmetterling mit den Flügeln, könnte er damit einen Taifun auslösen. Dass sich ein kleines Ereignis riesig auswirken kann, beschreibt die Chaostheorie mit dem Begriff „Schmetterlingseffekt“.

Als im Sommer 1989 ein winziger Verlag in Stuttgart-Untertürkheim die Erstausgabe der Zeitschrift Reisemobil International für fünf Mark rechtzeitig vor dem Caravan Salon in Essen auf den Markt brachte, war das, global betrachtet, ein eher kleines Ereignis. Was sich daraus alles entwickeln sollte, dürfte indes als großartig gelten. Noch war das Blatt nicht riesig, die Zukunft aber erschien rosig.

Das Jahr 1989 war geprägt von Aufbruch. Im Osten rumorte es weit über die östlichen Grenzen der DDR hinaus. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow nährte die Hoffnung auf Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau). Der Eiserne Vorhang schien zu verrosten.

Tatsächlich meldete die Erstausgabe von Reisemobil International: „Individuelle Reisen in die UdSSR organisiert neuerdings die ADAC Reise GmbH. Dabei sind die Teilnehmer der siebentägigen Touren weder an einen festen Termin noch an eine organisierte Gruppe gebunden.“

Weniger für Alleinreisende denn für geplante Perestroika-Tours knüpften noch im selben Jahr Günter Frommen und Peter Rettau vom Campingplatz Schinderhannes Kontakte zu den sowjetischen Verkehrs- und Dienstleistungsministerien in Moskau und Minsk – und starteten alsbald ihre ersten geführten Touren gen Osten.

Herausragend war der 9. November 1989: Der Fall der Berliner Mauer läutete den Anfang vom Ende der DDR und in der Folge des Ostblocks ein. Endlich erlangten DDR-Bürger ihre lang ersehnte Freiheit. Für die hatten sie ihre friedliche Revolution auf der Straße losgetreten. Die Hoffnung fallender Grenzen bewahrheitete sich, und die im EU-Recht verbriefte Freiheit bekräftigte: Reisen war und ist möglich. Erst recht mit dem Reisemobil, und zwar international.

Ich selbst saß zu dieser Zeit noch für eine Motorrad-Zeitschrift im Sattel, vorzugsweise in Amerika. Doch der Drang, die Grenzen des eigenen Landes und Kontinents auszuloten, ereilte mich, als ich am 1. September 1995 bei Reisemobil International an Bord ging. Zu meinen redaktionellen Aufgaben geh�