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Deutschland Interview mit Leibarzt

So waren die letzten Stunden des Helmut Schmidt

Helmut Schmidt, der unbequeme Klartext-Redner

Sechs Jahre lang war Helmut Schmidt Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland. In den folgenden Jahrzehnten wurde er zu einem unermüdlichen Begleiter, Mahner und Ratgeber der deutschen Politik.

Quelle: Die Welt

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Heiner Greten behandelte Helmut Schmidt seit Jahrzehnten. Auch in Schmidts letzten Stunden war sein Arzt und Freund bei ihm. Der Altkanzler, sagt er, sei friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen.

Helmut Schmidt ist nach Aussage seines Arztes Professor Heiner Greten am Dienstag friedlich in seinem Bett verstorben. Der Hamburger Herz- und Gefäßspezialist behandelte den SPD-Politiker seit über 30 Jahren und war ein enger Freund. Im Interview nennt er Schmidt einen „absoluten Kämpfer“. Der Altkanzler habe in seinem Leben viele schwere Krankheiten überstanden.

Ist Helmut Schmidt während Ihrer Visite gestorben?

Greten: Ich war dabei. Ich war zwei, drei Stunden vorher schon im Haus. Er ist sehr friedlich und entspannt, allerdings ohne Bewusstsein wie schon in den vergangenen Tagen über, eingeschlafen und verstorben.

Er hatte also zum Schluss keine Schmerzen?

Greten: Er hatte die ganze letzte Zeit keine Schmerzen. Ärzte können die Schmerztherapie immer so gestalten, dass der Patient schmerzfrei ist. Er war sicher schmerzfrei. Er wollte immer zu Hause sterben, und er ist zu Hause gestorben.

Wer war in der Stunde des Todes außer Ihnen bei ihm?

Greten: Seine Lebensgefährtin Frau Loah und seine Tochter Susanne waren im Haus, auch das Pflegepersonal.

Hat er sich vor seinem Tod noch verabschiedet?

Greten: Das ist schwer zu beantworten. Also der Tod ist ja heute eingetreten. Heute hat er sich nicht verabschiedet, weil er nicht bei Bewusstsein war und gestern auch nicht. Ich denke aber, dass er in den Tagen zuvor sich vielleicht doch von seinen Lieben verabschiedet hat.

Wann war er das letzte Mal bei Bewusstsein?

Greten: Vielleicht vor einem oder zwei Tagen. Ich habe ihn jeden Tag gesehen und versorgt, bin aber natürlich nicht den ganzen Tag da gewesen.

Er ist also in seinem Bett gestorben?

Greten: Richtig.

Im Schlafzimmer?

Greten: Ja richtig.

Können Sie etwas zur Todesursache sagen?

Greten: Die Todesursache ist in so einem Fall, bei einem 96-jährigen alten Herren mit vielen Grunderkrankungen, zum Schluss immer ein Versagen von vielen Organen, der Atmung, des Herzens. Ich denke, zum Schluss hat er einfach aufgehört zu atmen.

Sie sagten schon, er ist friedlich gestorben.

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Greten: Er ist sehr, sehr friedlich gestorben, jawohl.

Und sein Gesicht sah entspannt aus?

Greten: Alles entspannt und friedlich.

War die Operation im vergangenen September seine schwerste gesundheitliche Krise?

Greten: Nein, er hat viele schwere Krankheiten durchgemacht, die er alle bewunderungswürdig überstanden hat, mit viel Energie und auch mit sehr viel Verständnis gegenüber der Medizin. Jetzt zum Schluss war die Krankheit per se eigentlich nicht so schwierig. Ich glaube, man muss einfach sagen, dass sein körperlicher Zustand insgesamt dazu beigetragen, dass er gestorben ist.

Helmut Schmidt war „Sozialdemokrat und Realpolitiker“

Helmut Schmidt ist gestorben. Seine Meinung hatte Gewicht - bis zum letzten Tag. „Welt“-Herausgeber Stefan Aust kannte den Altkanzler seit vielen Jahren. Eine kurzes Resümee.

Quelle: Die Welt

Die Krankheiten zuvor – wie jeder weiß hatte er eine Bypass-Operation am Herzen – waren zum Teil schwierig. Die hat er alle gut überstanden. Aber jetzt zum Schluss kam eben diese schwere Erkrankung der Beine hinzu, bei der die Arterien der Beine verschlossen waren. Aber auch das hatte er eigentlich ganz gut überstanden. Zu guter Letzt ist so langsam sein Allgemeinzustand immer schlechter geworden, wobei ich auch nicht ganz ausschließen will, dass er zum Schluss auch ein wenig resigniert hat, was er vorher nie getan hat.

Er war ja quasi das Stehaufmännchen?

Greten: Ja absolut, ein absoluter Kämpfer.

ZUR PERSON: Heiner Greten ist Direktor des Herz-, Gefäß- und Diabetes-Zentrums an der Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg. Der Medizinprofessor hat Helmut Schmidt und auch seine Frau Loki über 30 Jahre lang behandelt. Der Mitsiebziger ist verwitwet und hat zwei Söhne, die ebenfalls Medizinprofessoren sind.

Deutschland trauert um den Altkanzler

Vor dem Wohnhaus von Helmut Schmidt in Hamburg werden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Politiker aller Parteien würdigen den verstorbenen Altkanzler als wichtigen Ratgeber.

Quelle: Die Welt

dpa/mak

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