Das Geschäft mit Luxus ist in glänzender Verfassung. Rezession und geopolitische Verwerfungen prallen am Kaufrausch der finanziellen Elite nach der Pandemie ab, was wiederum die Vermögen der Milliardäre aufbläht. Auf Rang zwölf der Liste der Superreichen findet sich Françoise Bettencourt-Meyers. Als erste Frau besitzt sie mehr als 100 Milliarden Dollar.

Möglich machte es der Kurssprung der Aktie von L’Oréal im Vorjahr um gut 35 Prozent. 243 Milliarden Euro bringt der französische Luxuskosmetikriese an Börsenwert aktuell auf die Waage und schlägt damit Marken wie Coca-Cola. Allein 2022 stiegen seine Gewinne um ein Viertel auf knapp sechs Milliarden Euro. Der Umsatz legte zugleich um ein Fünftel auf mehr als 38 Milliarden Euro zu.

Seine Erbin ist Bettencourt-Meyers. Die 70-Jährige ist Vizechefin des Verwaltungsrats des Konzerns und mit Anteilen von 33 Prozent seine größte Einzelaktionärin. Ihr Großvater entwickelte in einem Pariser Hinterhof eine bis dahin unbekannte Formel für Haarfärbemittel. Ihre Mutter Liliane Bettencourt schuf daraus ein globales Imperium aus Marken rund um die Schönheit – von L’Oréal Paris und Garnier über Maybelline Jade bis zu Giorgio Armani, Ralph Lauren und Vichy.

Musik und Literatur statt Jetset

Ins Rampenlicht zog es Bettencourt-Meyers nie – viel lieber spielt die Mutter zweier Söhne Klavier, verfasst Bücher über die Bibel und griechische Mythologie, fördert über ihre philanthropische Stiftung Kunst und Wissenschaft.

Erste ernste Dissonanzen mit den Eltern brachte ihre Ehe mit dem Geschäftsmann Jean-Pierre Meyers, Sohn eines im KZ Auschwitz ermordeten Rabbiners. Gemeinsam forschten sie in den dunklen Kapiteln der Firmengeschichte und machten die Nähe des Gründers zum Nationalsozialismus publik. Bettencourt-Meyers, die im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine streng katholisch aufwuchs, konvertierte zum Judentum.

Für folgenschwere familiäre Fehden sorgten Konflikte mit der Mutter, bei der Ärzte letztlich Demenz diagnostizierten. Dieser entglitt zusehends die Kontrolle über ihr Vermögen. Als sie einen Jetset-Fotografen mit fast einer Milliarde Euro bedachte und ihn adoptieren sowie als Alleinerben einsetzen wollte, schaltete Bettencourt-Meyers die Staatsanwaltschaft ein.

In einer Staatsaffäre gipfelte der Streit, als vom Butler heimlich aufgenommene Gespräche der Mutter einen angeblichen Steuer- und Wahlbetrug offenbarten – Stoff genug für Netflix, um daraus 2023 eine Serie zu machen. (Verena Kainrath, 3.1.2024)

Françoise Bettencourt-Meyers führt L'Oréal in dritter Generation.
APA/AFP/FRANCOIS GUILLOT