Offenbach: EVO startet Fernwärme-Offensive
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EVO startet Fernwärme-Offensive

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Die EVO richtet den Fokus auf Senefelder-Quartier und südliche Innenstadt. Rot: das bestehende Fernwärmenetz.
Die EVO richtet den Fokus auf Senefelder-Quartier und südliche Innenstadt. Rot: das bestehende Fernwärmenetz. © Privat

Die EVO hat die Berichte unserer Zeitung und die Botschaft verstanden: Der Energieversorger beschreitet neue Wege beim Ausbau der Fernwärme.

Offenbach – Der Versorger hat ein vergünstigtes Angebot vorgestellt – erstmals mit einem Pauschalpreis. Einschränkung: Es gilt zunächst nur für Kunden im Senefelder-Quartier und in der südlichen Innenstadt. Ein Standardanschluss kostet dort nach Worten des EVO-Vorstands Christoph Meier 14 900 Euro – zeitlich befristet bis 31. Dezember 2024. Bislang kostet der Anschluss ans EVO-Fernwärmenetz im Schnitt etwa 34 000 Euro.

Gut 200 Menschen – überwiegend Eigentümer von Immobilien – sind in die Alte Schlosserei gekommen, um sich erneut mit den nicht jedem transparenten Themen Wärmeplanung, Klimaneutralität und Gebäudeenergiegesetz zu nähern. Auch an diesem Abend wird klar: Ohne fachliche Beratung geht eigentlich nichts – und es gibt keine einheitliche Lösung, dafür sind die baulichen Gegebenheiten zu verschieden.

Fakt ist: Die Stadt muss und will bis Mitte 2026 ihre kommunale Wärmeplanung vorlegen. Bürgermeisterin Sabine Groß (Grüne) weiß: „Wir müssen uns auf den Weg machen, die Anforderungen sind groß – und es ist auch finanziell eine Herausforderung. Wir möchten Sie bestmöglich begleiten.“

In zwei Jahren soll also feststehen, wo künftig in Offenbach die Fernwärme ausgebaut (kurz: in der verdichteten Kernstadt) werden kann und für welche Gebiete eventuell eine Wärmepumpe (1- und 2-Familienhäuser mit Gartenanteil, etwa in Tempelsee) sinnvoller ist. „Bereits jetzt ist es nach Auffassung der Stadt und der EVO unstrittig, dass es sich beim Senefelder-Quartier und der südlichen Innenstadt um ein perspektivisches Fernwärme-Ausbaugebiet handelt“, sagt der EVO-Vorstand. Daher habe man gemeinsam entschieden, „dass wir jetzt schon im Senefelder-Quartier starten“.

Bei Fernwärme handelt es sich nach EVO-Einschätzung um ein klimaschonendes und zukunftssicheres Energieprodukt, ein „Rundum-Sorglos-Paket“. Denn wer sich an die Fernwärme anschließen lasse, habe damit automatisch die Vorgaben des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG) von 65 Prozent erneuerbarer Energien beim Einbau einer neuen Heizung erfüllt. „Wir erledigen das, der Kunde muss auf nichts achten“, lockt Meier. Und das weckt freilich das Interesse des Auditoriums. Zumal die EVO die Anschluss-Preise senkt.

Aber wie kommt der Preissturz zustande? „Wir wollen künftig die Hausanschlüsse nicht mehr individuell, sondern pauschaliert planen. Zudem sollen die Aufträge nicht mehr einzeln, sondern gebündelt an die Tiefbauer und Dienstleister vergeben werden“, erläutert EVO-Sprecher Harald Hofmann den Anwesenden. Dies habe zur Folge, dass nur einmal eine Aufbruchgenehmigung beantragt, nur einmal die Netzhydraulik geprüft und nur einmal der Kampfmittelräumdienst beauftragt werden müsse. „Dadurch gehen wir – bei entsprechender Nachfrage – von klaren Mengenvorteilen und damit deutlich geringeren Kosten aus.“

Das vergünstigte Angebot gilt ab sofort. Davon profitierten alle Eigentümer, deren Immobilie im Ausbaugebiet entlang einer vorhandenen Wärmeleitung liegt. Das treffe auf rund 85 Prozent aller Immobilien in diesem Quartier zu. Aus Kapazitätsgründen ist das Angebot auf zunächst 30 Hausanschlüsse reduziert. Wer zuerst bestellt, erhält den Zuschlag. Wo noch keine Verteilleitung in der Straße liegt, können sich die Hauseigentümer bei der EVO melden und auf eine Liste setzen lassen. Sobald in der Straße ausreichend Nachfragen vorliegen, kann mit dem Ausbau gestartet werden.

Am Ende gab’s aber doch enttäuschte Gesichter. „Für uns gilt das 14 900-Euro-Angebot nicht“, muss ein Eigentümer etwas enttäuscht zur Kenntnis nehmen, nachdem einer der EVO-Mitarbeiter nach dem offiziellen Teil am Laptop eine Detail-Karte des Wärmenetzes aufruft. Bei seiner Liegenschaft sind’s (leider) mehr als 15 Meter. Auch so etwas muss dann ganz individuell abgeklärt werden... (Martin Kuhn)

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