Ich erinnere mich lebhaft daran, wie meine damaligen Freunde Michael S. und Michael P. vom Peter-Frampton-Konzert 1977 im Hamburger Congess Centrum zurück kamen und ausschließlich von Gary Wright schwärmten, der mit seiner Band das Vorprogramm bestritten hatte. Also liefen sie los und kauften sich Garys LPs, die wir dann ziemlich oft hörten.
Bis 1974 war Gary Wright der Sänger mit der hellen, dramatischen Stimme bei der fabelhaften Rockband Spooky Tooth gewesen. Seine neue musikalische Ausrichtung überraschte alle, denn auf einmal bot er gitarrenlosen Keyboardpop, mal funky, mal sehr romantisch, stets ein bisschen anämisch und insofern durchaus vergleichbar mit Steve Winwoods ersten Solowerken, der ebenfalls zuvor für glutvolle Rockgruppen wie Blind Faith und Traffic gesungen hatte. Doch sehr im Unterschied zu Winwood wurde Wright von gewissen Kritikern der Musikpresse gnadenlos niedergemacht.
Gleichwohl hatte Gary Wright zunächst riesigen Erfolg in den USA. Sein 1975 veröffentlichtes Album THE DREAM WEAVER ('Der Traumweber') stieg bis auf Platz 5 der Charts, und die gleichnamige Single erreichte sogar Platz 1. Doch schon mit dem Nachfolgealbum THE LIGHT OF SMILES erfolgte ein gewisser Absturz, auch wenn es immerhin noch für Platz 26 in den USA reichte. Alles, was danach veröffentlicht wurde, ging total unter, und der Rest der Welt war sowieso von Anfang an ziemlich unbeeindruckt geblieben.
Diese Compilation erhält insgesamt 19 Songs aus den Alben EXTRACTION (1970), FOOTPRINT (1971), THE DREAM WEAVER (1975), THE LIGHT OF SMILES (1977), TOUCH AND GONE (1977), HEADIN' HOME (1979), THE RIGHT PLACE (1981), WHO I AM (1988), FIRST SIGNS OF LIFE (1995) und dem damals erst angekündigten HUMAN LOVE (1998) sowie ein zuvor unveröffentlichtes Stück namens "Someone Like You".
Gary Wright sang eigentlich nur über Liebe und Gott und Gott und Liebe. Und er schrieb einige wundervolle Melodien. Also warum sollte ich diesen Mann nicht mögen? Gleichwohl hat er mir mit Spooky Tooth insgesamt doch noch besser gefallen. Knappe vier Sterne für sein Solowerk.