Saisonstart, Heimkehr und Geburtstag: Feier bei Keramiker Franz Poppe
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Jubiläum

Saisonstart, Heimkehr und Geburtstag: Feier bei Keramiker Franz Poppe

Waren / Lesedauer: 3 min

Franz Poppe hat in Waren viel bewirkt, aber mit 85 Jahren muss er auch an morgen denken. Wie gut, dass Tochter Cornelia Werkstatt und Skulpturengarten weiterführen will.
Veröffentlicht:03.05.2024, 17:00

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In der Straße der „Reichen und Schönen“, wo herausgeputzte Villen die teuren Grundstücke an der Warener Binnenmüritz schmücken, fällt ein blaues Haus auf – das Müritzwasserhaus. Hinter einem verschnörkelten Tor öffnet sich eine Kunstwelt für jedermann. Hier ist der Skulpturengarten des Keramikers Franz Poppe, der an diesem Sonnabend 85 Jahre alt wird, zu finden.

Hommage an Friedensreich Hundertwasser

Hier ist die Welt rund: Von den berühmten tiefroten Poppeschen Keramikkugeln über einen Kieselsteinturm bis zum „Kugelmops“, einem tönernen Denkmal für den seligen Mops Lilli und dem „runden“ Original der Hauptmann-Allee, Frau Schwarz, die immer neugierig aus dem Fenster hing. Ja, selbst Fensterrahmen und Böden des Müritzwasserhauses sind ohne Ecken und Kanten - eine Hommage an den vom Keramiker verehrten österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser.

Das neue Logo am blauen Müritzwasserhaus - eine Teekanne
Das neue Logo am blauen Müritzwasserhaus - eine Teekanne (Foto: Silke Voß)

Franz Poppe liebt den Ton und das Spiel mit Materialien. „Der einfachste, ärmste und doch reichste Werkstoff ist der Ton“, weiß er. „Der Ton ist die Hure der Kunst - man kann alles mit ihm machen!“, wird er sogar ein drastischer in seiner Wortwahl. Aber die Bezeichnung stimmt, wie überall zu sehen ist in seinem Skulpturengarten.

Eines der letzten öffentlichen Refugien am Wasser

Dieser paradiesische kleine Park in der Warener Gerhart-Hauptmann-Allee bietet eines der letzten öffentlichen Refugien hin zum Wasser. „Hier darf alles wachsen, wie es will“, bekräftigt der Keramiker. Neben Skulpturen befreundeter Künstler gedeiht sogar eine 50 Jahre alte Kastanie, die sich selbst ausgesät hat. Und es blüht die letzte japanische Zierkirsche, die seit den 1970ern in Reihe die Straße säumten und etliche Einheimische und Touristen zu ihrer rosa Prachtblütezeit erfreuten. Bis die meisten von ihnen trotz heftigen Protestes gefällt wurden.

Im Skulpturengarten ist (fast) alles rund.
Im Skulpturengarten ist (fast) alles rund. (Foto: Silke Voß)

Franz Poppe hat viel bewirkt, wenn es um die Rettung von Bewahrenswertem ging. Nicht nur dieses baufällige Haus von 1850 samt Grundstück, wo er seit mehr als 50 Jahren seine Werkstatt hat. Sondern nichts weniger als die Warener City, durch die heute so viele Gäste begeistert strömen. Noch im Herbst 1989 gründete er den Verein zur Rettung der Altsstadt.

Mitbegründer des Neuen Forum in der Region

Und als Mitbegründer des Neuen Forum forderte er die Auflösung der Staatsjagd im heutigen Müritz-Nationalpark. Das unter anderem von ihm einberufene Staatsjagdforum wurde zu einer zornigen Anklage gegen die Willkür der „Herren aus Wandlitz“ und ihrer Statthalter vor Ort - Willi Stoph hatte seinen Jagdsitz im Specker Horst. Poppe war bei der pfiffigen Aktion dabei, als „Willis Eiland“ kurzerhand besetzt und in ein kleines Südseeparadies umgewandelt wurde - der Beginn des Nationalparks.

Sein ziviler Ungehorsam brachte dem gelernten Porzellanmoduleur und Kacheltöpfermeister zu DDR-Zeiten aber auch die berüchtigten „Aufpasser“ ein und damit allerlei Erduldungen. So durfte seine Tochter die Oberschule nicht besuchen.

Formschöne Tassen und Krüge

In den letzten Monaten hat der 84-Jährige nochmal einen regelrechten Schaffensschwung erhalten – mit der Rückkehr seiner Tochter Cornelia an den Platz ihrer Kindheit. Sie möchte die Keramikwerkstatt ihrer Eltern fortführen. Wie auch ihre Mutter Thea lernte Conny das Töpferhandwerk. Nach ihrer Ausbildung im Zentrum für Bildende Kunst (ZBK) Neubrandenburg ging sie nach Thüringen. Cornelia Poppe versteht sich eher als Schöpferin von Gebrauchsgeschirr. Formschöne Tassen und Krüge - natürlich in müritzwasserblau und meergrün - stellt sie her.

Im großen Garten ist die Keramik manchmal auch Bestandteil der Umgebung.  
Im großen Garten ist die Keramik manchmal auch Bestandteil der Umgebung.   (Foto: Silke Voß)

„Früher standen die Leute morgens um 6 Uhr vor der Tür und wollten Keramik kaufen - da war Tönernes noch Mangelware“, erzählt Franz Poppe. Das ist jetzt nicht mehr nötig, aber wer etwas kaufen, kann sich einen guten Überblick verschaffen. Ganz neu ist ein Verkaufsraum mit Arbeiten von Conny und Franz Poppe neben der Werkstatt entstanden.

Am Sonnabend, dem 4. Mai, wird die Saison im phantasieblühenden Skulpturengarten eröffnet und zugleich die Werkstatt von Cornelia Poppe mit einem Fest eingeweiht. Ab 15 Uhr spielt die Band Amares deutsch arabische Musik. Und da auch Franz Poppe an diesem Tag seinen 85. Geburtstag begeht, kommen die beiden Keramiker aus dem Feiern gar nicht mehr heraus.