Kampenwand von Aschau: Beliebte Wanderung über die Maisalm und Steinlingalm
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Kampenwand (1664 m) von Aschau

Beliebte Wanderung über die Maisalm und Steinlingalm

Die Wanderung von Aschau auf den Ost­gipfel der Kampen­wand gehört zu den schönsten Panorama­touren im Chiemgau. Der markante Fels­kamm mit seinen Zacken und Türmen ist einfach unwider­stehlich. Sogar ein wenig kraxeln darf man dort. Ringsum laden zudem mehrere gast­freund­liche Almen zur Einkehr. Viel los ist deshalb meistens schon, aber man muss sich ja nicht unbedingt die Hoch­saison aussuchen. (Stand: )

Kampenwand
Die Kampen­wand mit dem west­lich vor­gelagerten Staffel­stein.

Für gewöhn­liche Berg­wanderer ist das Ziel an der Kampen­wand der Ost­gipfel. Auf ihm steht das riesige Metall­kreuz. Er misst einige Meter weniger als der schwierigere Haupt­gipfel.
Von der Kampen­wand­bahn aus ist der Ost­gipfel über den Panorama­weg zur Stein­ling­alm mit anschlie­ßendem Normal­aufstieg durch die Kaiser­säle in etwa einer Stunde zu schaffen. An sonnigen Sommer­wochen­enden führt das häufig zu Staus an den Eng­stellen und am Gipfel­kreuz. Auf der Platt­form um das Kreuz finden nämlich bloß ein paar Menschen Platz.Also sollte man sich möglichst anti­zyklisch verhalten und so planen, dass der Gipfel nicht genau mittags erreicht wird.Ideal wären die Übergangs­zeiten, ein Werk­tag außer­halb der Ferien oder wenn an der Kampen­wand­bahn die Revisions­arbeiten statt­finden. Bei etwas unsicheren Wetter­aus­sichten oder falls noch Alt­schnee liegt, stehen die Chancen eben­falls gut, oben fast allein zu sein.

Kleiner Exkurs zur Geo­logie

Die große Anziehungs­kraft der Kampen­wand hat nicht nur mit der Seil­bahn und der lustigen Kraxelei zu tun, sondern auch mit der wunder­schönen, kontrast­reichen Land­schaft. Ihren besonderen Reiz verdankt sie in erster Linie dem geolo­gischen Aufbau der Gegend.Statt chrono­logisch über­einander lagern die unter­schied­lichen Gesteins­pakete als Folge der Alpen­faltung heute neben­einander.Die hellen Felsen der Kampen­wand gehören zum Wetter­stein­kalk, genau wie an der Gederer­wand und der Sonnen­wend­wand. Sie entstanden aus Korallen­riffen und Lagunen­ablagerungen. Die Nord­wand der Kampen­wand scheint direkt aus den saftig grünen Alm­weiden heraus­zu­wachsen, ledig­lich unter­brochen von einem Latschen­gürtel, der den Hang­schutt bedeckt. Die Stein­ling­alm zu Füßen der Kampen­wand steht auf den mürben, teils mergeligen Raibler Schichten. Diese sedimentierten erst nach dem Wetter­stein­kalk, obwohl sie heute von diesem über­ragt werden. Das härtere Gestein durch­stieß sozusagen die darüber­liegenden weicheren Schichten und drückte sie zur Seite. Der Haupt­dolomit am benach­barten Sulten im Norden ist die jüngste der dort vor­kommenden Gesteins­einheiten aus der Trias, der Alpine Muschel­kalk auf der Süd­seite die älteste.

Kulturtipp: Markantes Wahr­zeichen und Top-Ausflugs­ziel im Prien­tal ist das Schloss Hohen­aschau. Es kann im Sommer­halb­jahr im Rahmen einer ein­stündigen Führung besucht werden. Besondere Auf­merk­samkeit verdienen der barock ausgemalte Lauben­saal und die reich­haltig ausge­stattete Kapelle. Die Räume des Prien­tal­museums behandeln die Aschauer Herr­schaft, die Geschichte der Familie Cramer-Klett sowie die Prien­taler Eisen­industrie.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1120 hm 17 km5:00 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Der zähe, anfangs hatscherte Zustieg von Aschau aus erfordert eine Top-Kondition. Immer­hin gibt es im Not­fall die Seil­bahn. Anspruchs­voll wird es erst an der Kampen­wand selbst. Eine gewisse Berg­erfah­rung sollte für sie unbedingt vorhanden sein. Denn leider kommt es relativ häufig zu Unfällen, teils mit fatalem Ausgang. Das hat natür­lich vor­wiegend mit den oft­mals ungeübten Seil­bahn­fahrern zu tun. Eigent­lich sind die Kletter­stellen nämlich harmlos und auch nicht wirk­lich ausge­setzt. Die abgespeckten Tritte verlangen ein wenig Vorsicht, vor allem bei Nässe.

Im Früh­jahr ist auf der Nord­seite hinter der Stein­ling­alm sowie oben zwischen den Wänden der Kaiser­säle noch lange mit Alt­schnee zu rechnen. In den Kaiser­sälen besteht die Gefahr, durch den Schnee einzubrechen, weil sich darunter Hohl­räume bilden.

Wegbeschreibung

Durch den Lochgraben zur Maisalm

Maisalm
Die Mais­alm ist eine beliebte Wander­einkehr bei Aschau. Wir kommen auf dem Hin- und Rück­weg daran vorbei.

Wir über­queren am Aschauer Bahn­hof die Gleise und folgen dem Fuß­weg nach Süden. Wenn dieser in die Aufhamer Straße mündet, geht es links hinauf zum Orts­teil Kohl­statt, dem ehe­maligen Stand­ort der Aschauer Kohlen­meiler.
Die Kampen­wand ist von Beginn an über­all ausge­schildert. Vom Park­platz Kohl­statt verläuft nun ein geteertes Sträß­chen durch den schattigen Loch­graben zur ganz­jährig geöffneten Mais­alm1.
Die für den Chiemgau typischen Mais­almen entstanden eigent­lich als vorüber­gehende Vieh­weiden auf Rodungs­flächen. Manche blieben aber trotz­dem dauer­haft bestehen.

Bike & Hike: Die eher lang­weilige Strecke von Aschau über die Mais­alm bis zum Holz­lager­platz an der Nord­seite des Sultens lässt sich übrigens gut mit dem Mountain­bike verkürzen.

Zum Roßboden

Gedererwand
Die Gederer­wand wäre die ruhigere Alternative zur Kampen­wand.

Kurz nach der Mais­alm wenden wir uns an einer großen Kreuzung gerade­aus Richtung Kampen­wand und Gederer­wand. Die Schleifen der Forst­straße lassen sich nun mehr­mals abkürzen. Dennoch ist man froh, wenn die monotone Ausbau­strecke beim Holz­lager­platz2 an der Nord­seite des Sultens endet.
Der sich anschlie­ßende Steig passiert den Bild­stock Bei Unserer Lieben Frau und verzweigt sich alsbald an einer Stelle mit vielen Schildern. Dort links zum Roß­boden. Die rechte, etwas längere Variante heben wir uns für den Rück­weg auf. Im Bereich eines Grabens genau auf die Markie­rungen achten, um nicht den Abkürzern zu folgen, welche die Vegetation zerstören. Am Roß­boden3 wird dann der Wald verlassen und das Gipfel­ziel tritt endlich ins Blick­feld.

Kampenwand
Unter­wegs vom Roß­boden Richtung Stein­ling­alm. Das zwölf Meter hohe Gipfel­kreuz der Kampen­wand ist bereits zu sehen. Der gerippte Hang mit den Vieh­gangeln kommt durch die Beweidung zu Stande.

Steinlingalm über den Sultensattel

Steinlingalm
Dieser Stall auf der Stein­ling­alm wurde gut geschützt zwischen die Fels­blöcke gebaut, die der Alm ihren Namen gaben.

Ab dem Roß­boden wandern wir nun bei bester Aussicht auf einem breiten Weg um den Sulten herum zum Sulten­sattel. Mit dem seltsamen Namen Sulten war wohl das batzige Weide­land der Umgebung gemeint.
Am Sattel stößt der ehemalige Reit­weg von Hohen­aschau dazu, den der Industrie­pionier Theodor von Cramer-Klett 1876 in seiner Wahl­heimat anlegen ließ. Der Reit­weg ist übrigens eben­falls ein schöner Aufstieg.
Vom Sulten­sattel weiter zur Stein­ling­alm4 sind es nur noch wenige Minuten. Der Name der Stein­ling­alm erklärt sich recht leicht durch die steinige Flur. An den Hütten liegen riesige Fels­blöcke herum. Man könnte vermuten, dass diese von der Kampen­wand stammen, doch sie bestehen nicht aus Wetter­stein­kalk. Es sind Härtlinge, die an Ort und Stelle aus weicheren Gesteinen heraus­witterten.

Steinlingalm
Die Stein­ling­alm bestand um 1920 aus zwei Kasern mit separaten Ställen. Der linke Kaser war damals bereits durch mehrere Umbauten zum Unter­kunfts­haus erweitert worden. Bild: Max Hauch, Prien
Quelle: Foto von alter Ansichtskarte (Eigenbesitz)

Normalweg durch die Kaisersäle zum Ostgipfel

Kaisersäle
Wildromantische Szenerie in den Kaiser­sälen.

Weithin sichtbar zieht sich von der Stein­ling­alm eine ausgefranste Schotter­spur zwischen den Latschen zur Mittag­scharte empor, welche die Kampen­wand in zwei Teile spaltet.
Unter der Scharte über­windet man vorsichtig die zum Teil lockeren Schrofen und läuft dann links durch die beein­druckende Fels­schlucht der Kaiser­säle dem Ost­gipfel entgegen. Das Ier-Gelände wurde mit einigen Eisen­tritten entschärft. Unter dem Gipfel gibt es einen geräumigen Brot­zeit­platz. Von da müssen ein paar luftige Meter am Draht­seil zu einem Quer­gang abgeklettert werden. Bei dieser Eng­stelle kann es zu Warte­zeiten kommen.

Kaisersäle
Blick vom Ost­gipfel in die Kaiser­säle.

Der Gipfel5 wird schließ­lich von Osten her über ein paar Felsen gewonnen. Ein Metall­steg über­brückt die letzten Meter zum Beton­sockel des Gipfel­kreuzes. Es ist das größte in den Bayerischen Alpen, auf­gestellt 1950. Viel Platz gibt es am Kreuz wie gesagt nicht.
Das Gipfel­panorama sucht seines­gleichen. Es reicht vom Chiem­see über die Hoch­platte bis zum Geigel­stein. Bei klarem Wetter sieht man sogar das Kaiser­gebirge.

Kamp ist das mittel­hoch­deutsche Wort für Kamm. Es wurde schon immer auch im über­tragenen Sinne verwenden, beispiels­weise für den Hahnen­kamp. Heute kommt es noch vereinzelt in Flur­namen vor. Einige Berge heißen eben­falls Kamp, vor allem solche, die aus einer Reihe von Fels­zacken bestehen. Das bekannteste Exemplar ist die Kampen­wand im Chiemgau, früher schlicht Kampen oder Hoch­kampen genannt. Mehr Info

Panoramaweg zur Bergstation

Hirschenstein
Der Hirschen­stein von der Berg­station aus gesehen. Man beachte die über­wiegend aus Alpen-Ampfer bestehende Läger­flur im Vorder­grund.

Es lohnt sich, von der Stein­ling­alm noch den Panorama­weg am Staffel­stein vorbei zur Berg­station der Kampen­wand­bahn6 zu nehmen. Der ist zwar über­laufen und man hat zusätzlich sechzig Höhen­meter Gegen­anstieg zu bewältigen, doch dafür bietet er eine reiz­volle Aussicht über das Prien­tal.Eilige könnten ansonsten von der Stein­ling­alm gleich direkt auf der Kies­straße zur Schlechten­berg­alm absteigen oder noch kürzer auf dem Hin­weg zurück.Auf halber Strecke führt vom Panorama­weg ein Trampel­pfad zur Kampen­wand­höhle hinauf. Vermut­lich handelt es sich dabei nicht um eine natür­liche Höhle, sondern um einen Versuchs­stollen aus dem 15. oder 16. Jahr­hundert. Der Berg­bau an der Kampen­wand war erfolglos und wurde bald wieder eingestellt.

Rückweg über die Schlechtenbergalm

Bildstock Bei Unserer Lieben Frau
Hinter dem Sulten liegt der Andachts­ort Bei Unserer Lieben Frau.

Von der Berg­station geht es zunächst auf einer breiten Kies­piste über die Möslarn­alm und am Hirschen­stein vorbei abwärts. Vor der Gori­alm zweigt man dann rechts auf einen Steig ab. Dieser taucht in einen schmalen Wald­gürtel ein und mündet in den bereits erwähnten Cramer-Klett'schen Reit­weg. Jenseits des Wäldchens passiert der Reit­weg die Schlechten­berg­alm7 ober­halb. Später knickt er nach links zum so genannten Gori­loch, während wir gerade­aus um den Sulten herum­laufen. An der Rück­seite des Sultens wird wieder der Hin­weg über die Mais­alm erreicht.