Sex-Szenen feiern ein Comeback im Kino – trotz der Generation Z

Die «New York Times» frohlockt: «Nach einer Zeit der Keuschheit sind Hollywood-Filme wieder offen für Sex.» Die Zeitung begründet den Umschwung mit dem aktuellen Erfolg des Tennis-Dramas «Challengers» mit Zendaya. Die 27-Jährige spielt in dem Film einen Ex-Profi, der eine zweite Karriere als Coach von Ehemann Art Donaldson beginnt. Gerüchten zufolge soll Zendayas Rolle von Mirka Federer inspiriert sein.

Jedenfalls entwickelt sich im Film zwischen Zendaya, ihrem Mann und ihrem Ex-Geliebten eine Dreiecksbeziehung mit mehreren Höhepunkten. In einem Motel beginnt eine «Ménage à trois», später gibt es einmal ein Zwischenspiel auf einer Motorhaube und einmal in einer Sauna. «Und es wird erotisch Churros gegessen, Sex is back!», schreibt die «New York Times». Denn Hollywood sei geil, wie lange nicht mehr. Noch in den 80er- und 90er-Jahren habe Erotik in Kinofilmen wie «Basic Instinct» seinen festen Platz gehabt – was sich in den Nullerjahren änderte.

Wo Kinos in ihren Sälen Sex-Szenen zeigen, müssen Minderjährige und damit zahlreiche potenzielle Kundinnen und Kunden draussen bleiben. Damit möglichst viele Menschen ein Ticket für die Vorstellungen kaufen, begannen die Filmstudios in den 2000ern damit, möglichst alle Streifen für ein Publikum ab 13 Jahren zu konzipieren. Gleichzeitig wollen Studios nach China expandieren, wo Sex-Szenen häufig der Zensur zum Opfer fielen, erklärt die «New York Times».

Das «Playboy»-Magazin berechnete anschliessend, dass zwischen 2010 und 2020 so wenig Sex auf der Leinwand zusehen war, wie letztmals in den 1960ern. Einen ersten Wendepunkt erkennt die «New York Times» nun im Skandalfilm «Saltburn» von 2023. Im Thriller schlürft Hauptdarsteller Barry Keoghan (31) beispielsweise das Wasser einer Badewanne, in der sein Angebeteter gerade noch masturbiert hatte. Mehrere vergleichbare Szenen verstörten und begeisterten die Fans gleichzeitig.

In den USA fordert allerdings eine Mehrheit der Zehn- bis 24-Jährigen mehr Freundschaften und weniger Sex auf den Leinwänden, wie eine Umfrage der University of California im Oktober ergab. «In Filmen mangelt es akut an platonischen Freundschaften zwischen Männern und Frauen. Immer müssen sich die Protagonistin und der Protagonist ineinander verlieben», sagte beispielsweise ein 17-jähriger Studienteilnehmer aus Georgia.

Zudem seien Sex-Szenen für die Handlungen in den Geschichten oft irrelevant. Dass Erotik in Filmen rarer wurde, erklärt sich die «New York Times» auch mit der MeToo-Debatte, die ab 2006 übergriffiges Verhalten von Männern in Machtpositionen kritisierte, wie etwa bei Harvey Weinstein. Dass nun wieder mehr Sex-Szenen zu sehen sind, könnte Intimitätskoordinatorinnen und -koordinatoren zu verdanken sein. Diese helfen den Schauspielenden, Unannehmlichkeiten beim Drehen von Sex-Szenen vorzubeugen. Sie sind seit ein paar Jahren fester Bestandteil von Filmproduktionen. Produzenten sagen, dass die Stars infolgedessen wieder eher bereit sind, Intimität vor der Kamera zuzulassen.