Erich Neumann – Der mystische Mensch
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Erich Neumann – Der mystische Mensch

Die Beziehungen zwischen Bewusstsein und schöpferischem Unbewussten
Erich Neumann – L’homme mystique. Relations entre la conscience et l’inconscient créatif
Erich Neumann-the Mystic Human. The Relations between Consciousness and Creative Unconscious
Véronique Liard
p. 93-103

Résumés

Au début de son essai, Erich Neumann, élève et ami de Carl Gustav Jung, avec qui il entretiendra des liens épistolaires réguliers de 1933 jusqu’à sa mort en 1960, précise d’emblée que son sujet ne sera pas la mystique (die Mystik), mais ce qui est de l’ordre du mystique (das Mystische). La question à laquelle il souhaite répondre est dans quelle mesure ce type de mysticisme est un phénomène général commun à tous, faisant par suite de l’homme un homo mysticus. Son but sera d’établir une anthropologie mystique. Pour Neumann, toute expérience du numineux, qui trouve sa source dans l’inconscient créateur, est mystique. Par suite, le problème de l’inconscient créateur est aussi le problème central du mysticisme. On présentera tout d’abord les différents types de mysticisme décrits par Neumann (mysticisme inférieur, mysticisme caché, mysticisme supérieur, mysticisme nihiliste ouroborique, mysticisme de la transformation). On évoquera ensuite les différentes formes de mysticisme distinguées par Neumann en fonction de la période de la vie de l’individu (premier mysticisme, haut mysticisme, mysticisme de la fin de vie). On s’appuiera chaque fois sur les théories de C. G. Jung qui servent de substrat aux réflexions de Neumann. On terminera par trois questions soulevées par le mysticisme tel que le conçoit Neumann : l’homme à l’image de Dieu, la vie après la mort et la rédemption.

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Texte intégral

1Erich Neumann wurde 1905 in Berlin geboren. Er studierte unter anderem Philosophie, Literatur und Semitistik, doch sein wachsendes Interesse für Psychologie veranlasste ihn, Medizin zu studieren. 1933 lernte er Carl Gustav Jung anlässlich eines Seminars in Berlin kennen. Im selben Jahr entschloss er sich auszuwandern. Auf seinem Weg nach Palästina besuchte er Jung in Zürich. Zu dieser Zeit war er 28, Jung 58 Jahre alt. Ab da pflegten die beiden Männer eine regelmäßige, zwischen 1940 und 1945 wegen des Krieges unterbrochene Korrespondenz, die bis zu Neumanns Tod 1960 andauerte. Dem Essay Der mystische Mensch liegt ein Eranos-Vortrag aus dem Jahr 1951 zugrunde. Zunächst werden die Arten von Mystik erläutert, die in Neumanns Text erwähnt werden. Dann werden die verschiedenen Formen der Mystik angesprochen, die Neumann je nach Lebensabschnitt des Einzelnen unterscheidet. Auf Jungs Theorien, die als Grundlage für Neumanns Überlegungen dienen, wird dabei Bezug genommen. Abschließend werden drei Aspekte angesprochen, die Neumanns Auffassung von Mystik aufwirft: Die Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch, das Leben nach dem Tod und die Erlösung.

  • 1 Erich Neumann: „Der mystische Mensch“. In: Erich Neumann: Kulturentwicklung und Religion. Eranos (...)
  • 2 Ebd., S. 102.
  • 3 Neumann verweist auf Carl Gustav Jung: „Allgemeines zur Komplextheorie“. In: Carl Gustav Jung: Di (...)
  • 4 Ebd., S. 107.

2Zu Beginn des Essays stellt Neumann klar, dass der Gegenstand seines Interpretationsversuchs nicht die Mystik ist, sondern der mystische Mensch. Es gehe ihm nicht, um eine neue Interpretation von Texten; auch eine neue Definition der Mystik sei nicht zu erwarten. Neumanns Frage lautet eher, inwiefern „das Mystische ein allgemein menschliches Phänomen und der Mensch ein homo mysticus“1 ist. Sein Ziel ist demnach keine mystische Theologie, sondern, wie er schreibt, eine mystische Anthropologie. Seiner Ansicht nach ist das mystische Element nämlich nicht nur im Bereich der Religion zu finden; vielmehr handelt es sich um eine „Grundkategorie menschheitlicher Erfahrung“2, die bei jedem und überall in Erscheinung treten kann. Für Neumann ist jede Erfahrung eines numinosen Inhalts aus dem Unbewussten mystisch. Das Individuum überschreitet dabei die Grenzen des Bewusstseins und sein Ich wird mit dem Unbewussten konfrontiert. Das Ich muss die sichere Orientierung aufgeben, die ihm das Bewusstsein bis dahin lieferte und eine Begegnung mit dem Nicht-Ich, dem Unbekannten, Unsicheren, Bedrohlichen annehmen. Im Nicht-Ich, sprich im Unbewussten, trifft das Ich auf Inhalte, die es in den Bereich des Bewusstseins hebt und dann analysiert und verarbeitet, um das bewusste, bis dahin geltende Weltbild dementsprechend anzupassen. Die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins beruht für Neumann allgemein auf solchen „mystischen“ Prozessen, die sich zwischen dem persönlichen Ich und dem transpersonalen Numinosen abspielen3. Solche Episoden können als Epiphanie, als Offenbarung erlebt werden. Der mystische Charakter der religiösen Offenbarung ist dem modernen Menschen geläufig. Religionen, Kulte und Rituale sind für Neumann zweifellos aus einer Begegnung mit dem Numinosen entstanden, aber das gleiche Phänomen ist in jeder schöpferischen Begegnung mit dem Unbewussten am Werk. Ein mystischer Mensch muss also nicht zwangsweise an Gott glauben. Eine Idee, ein Gedanke, Inspiration können auch eine Offenbarung sein. Was allen mystischen Formen gemeinsam ist, ist die „Intensität der Erfahrung“4 und die Wandlung, die das Ich nach der Begegnung erfährt. Das Numinose manifestiert sich meist an Durchgangspunkten des Lebens, wo das Ich durch den Übergang zu einer neuen Phase oder durch Krisen der Persönlichkeit zu einer weiteren Entwicklung gezwungen werden soll, um weiterzukommen.

  • 5 Carl Gustav Jung: „Bruder Klaus“. In: Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion. Gesammel (...)
  • 6 Der Uroboros symbolisiert für Neumann die ursprüngliche Ganzheit der Psyche, die alle Gegensätze (...)

3Neumann unterscheidet zwischen „Niedermystik“ und „Hochmystik“. Die Niedermystik trifft man z. B. bei missionierten Völkern an, die vom archetypischen Inhalt eines fremden Kulturkanons überwältigt wurden, den sie nachträglich integriert haben. Ein anderer Fall der Niedermystik ist bei Menschen anzutreffen, die bewusst oder unbewusst ihre mystische Erfahrung an das herrschende Dogma anpassen mussten. Sie haben zwar eine echte Offenbarung erlebt, wurden aber zum Kompromiss gezwungen, um sich der Gefahr der Häresie nicht auszusetzen und dem Tod zu entkommen. Somit haben diese Mystiker aber die Botschaft des Unbewussten nachträglich verfälscht. Neumann spricht von „getarnter“ Mystik und verweist auf Jungs Text über Nikolaus von der Flüe5. Zur Niedermystik gehört ebenfalls die nihilistisch-uroborische Mystik6. In diesem Fall wird das Ich des Mystikers dauerhaft aus dem Lebensraum herausgerissen und entfremdet sich ihm prinzipiell. Auch wenn er weiterhin in der Welt lebt, lehnt er diese ab und lehrt die Menschen die Verachtung des Lebens und des Ichs. Hier kann auch, so Neumann, von einer „Desintegrationsmystik“ gesprochen werden. Der uroborische Mystiker bleibt in der mystischen Erfahrung der Totalität des Unbewussten, wo die Gegensätze noch vereint sind, stecken. Die wirkliche Welt mit ihren Gegensätzen, mit der Spannung zwischen Gut und Böse, zwischen Bewusstem und Unbewusstem ist ihm verhasst. Diese Welt macht ihm Angst und er fühlt sich nicht mehr imstande, weiterhin darin zu leben. Fälschlicherweise würden die Mystiker, die die Welt ablehnen, als Mystiker par excellence angesehen, so Neumann. Aber der Mystiker sollte nach seiner Begegnung mit dem Numinosen und seiner Wandlung positiv auf die Welt und seine Mitmenschen einwirken.

4Dies ist der Fall bei der Hochmystik, die das unverfälschte Ergebnis der Begegnung mit dem Selbst, der Ganzheit der Psyche, und die Akzeptanz ihrer Folgen darstellt.

  • 7 Neumann: Der mystische Mensch, S. 128.

Die ekstatische Mystik des Innenweges – sei es die des indischen Yoga oder des Buddhismus, sei es die katholische Mystik der Theresa oder die Gebets- und Meditationsmystik der Kabbala – ist nicht in dem von uns charakterisierten Sinne uroborisch, sondern gehört, obgleich sie sich selber oft anders interpretiert, psychologisch zur Hochphase der Heldenmystik.7

  • 8 Ebd., S. 129.
  • 9 Ebd., S. 123.

Vor solchen Erfahrungen muss das Ich durch Askese, Riten oder ethisch rigorose Haltungen vorbereitet werden. Wie bei den Initiationsriten der Pubertät oder in den Mysterien wird das Ich gefestigt, um der Manifestation des Numinosen gewachsen zu sein8. Wenn das stark gebliebene Ich nach seiner mystischen Erfahrung gewandelt, vom Unbewussten genährt zum Leben zurückkehrt, kann man für Neumann von einer „Wandlungsmystik“9 sprechen. Es ist unwichtig, ob der Gewandelte dann als Eremit lebt oder das Nichts predigt, wenn er nur glaubt, die Welt positiv beeinflussen zu können. Dieser Mystiker ist nicht weltfeindlich. Er lehrt, schreibt und gründet Schulen, um den Menschen neue Erlösungswege zu zeigen und der Welt ein neues besseres Gesicht zu geben.

  • 10 Erich Neumann: Ursprungsgeschichte des Bewusstseins. Düsseldorf/Zürich 2004.
  • 11 Erich Neumann: Der mystische Mensch, S. 104.

5Aber nicht nur berühmte Menschen wie Bruder Klaus, Jakob Böhme, Ignatius von Loyola, Theresa von Avila oder Hildegard von Bingen haben mystische Erfahrungen gemacht. Nachdem jeder Mensch für Neumann ein homo mysticus ist, machen alle im Laufe ihres Lebens mystische Erfahrungen im Rahmen ihrer psychischen Entwicklung. Neumann bezieht sich in seinem Essay auf sein Buch Ursprungsgeschichte des Bewusstseins10. Die Entwicklung der Menschheit, so Neumann, „ist grundsätzlich die Entwicklung zum Ich, zum Bewusstsein und zur Individualität“11. Nach und nach ist es dem Menschen gelungen, ein relativ autonomes Ich zu entwickeln. Diese Bewusstseinsbildung setzte einen mühsamen und leidvollen Kampf gegen das Unbewusste voraus. Das Ich musste sich gegen die Kräfte des Nicht-Ichs durchsetzen. Am Anfang befand sich die menschliche Psyche in einem Zustand der Vollkommenheit, der Ganzheit, die durch den Uroboros symbolisiert ist. Der Uroboros, der Urdrache, der sich in den Schwanz beißt, war autark. In ihm waren die Gegensätze noch vereint. In diesem vollkommenen Kreis, diesem Pleroma, wo ‚jetzt und immer‘ verschwammen, schlummerte der noch unentwickelte Keim des Ichs und des Bewusstseins. Das Ich wurde von der Großen Mutter, der allumfassenden Natur, gefüttert, gewärmt und getröstet. Nach und nach tauchte das Ich aus dem Uroboros hervor, denn es gibt im Ich eine Kraft, einen Willen zur Bewusstwerdung. Während für das Ich am Anfang das Aufwachen Anstrengung und der Schlaf Glückseligkeit bedeutete, fiel es ihm mit der Zeit immer schwerer, in die große Sphäre des Unbewussten zurückzukehren. Irgendwann emanzipierte sich das immer stärker werdende Ich von der Großen Mutter und alle Gegensätze, die sich bis dahin unreflektiert im Unbewussten befanden, wurden dem Ich in der Folge bewusst. Die Bewusstwerdung ging natürlich mit dem Verlust des paradiesischen Zustands der Ganzheit einher. Neumann zieht hier eine Parallele zwischen der Geschichte der Menschheit und den verschiedenen Etappen im Leben eines jeden Individuums – was ihm von vielen Seiten vorgeworfen wurde. Beim Kind ist das Ich noch nicht ausgebildet, aber seine Aktivität steigert sich nach und nach und emanzipiert sich immer mehr vom Unbewussten. Doch kann sich das Individuum, selbst als Erwachsener, dem Einfluss des Unbewussten und seiner Manifestationen nicht gänzlich entziehen. So bleibt der Mensch sein Leben lang ein homo mysticus, der vom Unbewussten zur Weiterentwicklung angeregt wird.

  • 12 Ebd., S. 118.

6Neumann unterscheidet in Der mystische Mensch je nach Alter drei verschiedene Formen von Mystik: die Ursprungs-Mystik, die Hochmystik der Lebensmitte und die Endmystik. Diese Phasen hat er in einem Diagramm dargestellt12. Die Ursprungsmystik taucht in der Frühphase auf, die für Neumann mit 18 Jahren, dem Ende der Pubertät, endet. Die Lebens-Hoch-Zeit, die von 18 bis ca. 54 Jahren geht (2 x 18 Jahre) wird in eine Wiedergeburtsmystik (der Zeit des Drachenkampfes) und eine Liebesmystik (Heirat und Familiengründung) unterteilt. Die Endmystik findet in der Lebensendzeit statt, die mit dem Tode abschließt. Umschließend sieht man den uroborischen Kreis, der das Leben umfasst und sowohl am Anfang als auch am Ende herrscht.

  • 13 Ebd., S. 121.
  • 14 Ebd., S. 122.
  • 15 Ebd., S. 117.
  • 16 Neumann weist auf Carl Gustav Jungs Symbole der Wandlung hin, vgl. Carl Gustav Jung: Symbole der (...)
  • 17 Neumann: Der mystische Mensch, S. 131.

7Die Ursprungsmystik ist die der Kindheit, die laut Neumann voll von mystischen Erfahrungen ist13. Das Kind hat noch kein festes Ich und kein systematisiertes Bewusstsein. Es lebt „ursprungsnahe“14, nahe an seinem Selbst, an der Ganzheit der Persönlichkeit. In dieser Phase konzentrieren sich die Interessen des Kindes bzw. des jungen Menschen auf die Fragen nach dem Woher und Wohin des Lebens. Auf diese Phase folgt die „Hoch-Zeit des Erwachsenseins“15. Der Kampf gegen das Unbewusste, der Drachenkampf, ist jetzt notwendig. Der Mensch muss heroisch auf das bequeme Vegetieren im Unbewussten verzichten und sein Bewusstsein erweitern16. Am Ende dieser Phase ist das Bewusstsein ausgebildet und im Kulturkanon der ihm von der Gruppe und der jeweiligen Epoche vorgeschriebenen Werte verankert. Doch die Berufung und der Auftrag des heldenhaften Ichs sind die Bildung und Umformung der Welt. Jeder Mensch, der sich mit seinem Unbewussten konfrontiert, kann bei sich und anderen eine Wandlung herbeiführen. Er wird dann zum „Großen Einzelnen“. Er ist derjenige, der sich mutig in das Unbewusste fallen ließ, um nach den dort gemachten Erfahrungen erneuert wiedergeboren zu werden. Deshalb spricht Neumann von einer Wiedergeburtsmystik. Dieses Treffen mit dem Numinosen führte während dieser Phase zu einer höheren Befruchtung des Bewusstseins, die Neumann einem Hieros Gamos gleichstellt. „Zur Begegnung von Ich und Numen, die wir als wesentliches Merkmal des Mystischen angesehen haben, gehört seiner Natur nach die erotische Symbolik der Vereinigung der Gegensätze, die der Liebesmystik des Hieros Gamos ihr Gepräge gibt17.“ Der Prozess ist jedoch nicht ohne Gefahr. Sollte die Persönlichkeit nicht die Kraft haben, den Kampf zu gewinnen, sollte sich das Ich im Unbewussten auflösen, muss hier vom mystischen Liebestod gesprochen werden. Das Ich wird vom Unbewussten verschlungen, verliert die Verbindung zur Realität der Welt und verfällt dem Wahnsinn.

  • 18 Ebd., S. 132.
  • 19 Ebd., S. 136.
  • 20 Ebd.
  • 21 Ebd., S. 137.

8Nach dem ‘Klimakterium’ kommt die Endmystik, die „Persönlichkeits-Integration“18. Der Mensch wird sich der Verbundenheit von Mensch und Welt bewusst. Er erkennt, dass er die Idee der Vorläufigkeit des Lebens im Hinblick auf das Ende seiner Zeit auf Erden überdenken muss. Der Mensch muss nun Akteur seines Lebens werden und an der Entwicklung der Welt mitwirken. „Für den Mystiker dieser Phase ist ein Leben in dieser Welt möglich, er braucht keinen Himmel, kein Jenseits und kein messianisches Reich, denn alles dies ist in der Wirklichkeit der Welt vorhanden, verborgen und verhüllt“19. Die radikale Innenmystik der Introversion führt zum ekstatischen Ich-Verlust, die Außenmystik der Extraversion zur Hingabe an die Außenwelt. Die anthropozentrische Form mystischer Erfahrung, für Neumann der Idealfall, ermöglicht eine Einheitserfahrung von Ich und Welt, „in der das Selbst zugleich als schöpferisches Zentrum der Menschwerdung (persönliche Ebene) und der Weltwerdung (kollektive Ebene) offenbar wird“20. Wenn der Mensch mit seinem schöpferischen Zentrum, dem Ich, verbunden ist und bleibt, befindet er sich gleichzeitig in der Welt und außerhalb von ihr, er empfindet gleichzeitig Ruhe und schöpferische Bewegung. „Er lebt in Vielheit und Einheit“21. Der mystische Mensch dieser Phase versteht sich als Atom im Unendlichen, aber er ist weder allein noch verloren darin. Das Selbst führt ihn, weil die Begegnung zwischen Ich und Selbst nicht länger diskontinuierlich, sondern zum permanenten Dialog geworden ist. Diese Endmystik ist die Todes- und Nachtodesmystik des ägyptischen und des tibetanischen Totenbuches, die man auch Unsterblichkeitsmystik nennen könnte.

  • 22 Ebd., S. 140.

Der ägyptische König lebt als Horus, als Sohn des Osiris, in dieser Welt, sein Werk ist die Erhöhung des Osiris, die Osirifizierung; wenn er stirbt, stirbt er als Horus und wird zum Osiris. Jetzt, in der Unsterblichkeitsmystik, gibt sich der Sohn als Selbst, als Kern, als Gold und als Produkt des opus maximum seines Lebens der Gottheit zurück.22

Der ägyptische König Horus, Sohn des Osiris, ist das Ich, Sohn des Selbst. Horus, das Ich, lebt in dieser Welt. Das Ziel des Horus ist die Osirifizierung, sprich das Ziel des Ichs ist die größtmögliche Integration des Selbst. Wenn Horus stirbt, wird er zum Osiris. Anders gesagt: wenn das Ich stirbt, kehrt es in das Selbst zurück und wird zum Selbst.

  • 23 Ebd., S. 127.
  • 24 Ebd., S. 100.
  • 25 Ebd., S. 108.
  • 26 Ebd.

9Neumanns Abhandlung wirft viele Fragen auf. Drei Themen, die einer näheren Betrachtung wert sind, sollen hier angesprochen werden. Wenden wir uns zunächst der vermeintlichen „Ebenbildlichkeit von Mensch und Gott“23 zu. Neumann schreibt, sein Ziel sei eine mystische Anthropologie. Für ihn ist die Welt der Projektionsträger unbewusster Inhalte. Er behauptet, der Erfahrungsbereich eines Psychologen umfasse das Menschliche, „nicht weniger, aber auch nicht mehr“, und es sei ihm deswegen nicht erlaubt, „diese Grenzen seiner Erfahrung zu überschreiten“24. Ein paar Seiten später schreibt er jedoch, der schöpferische Punkt im Menschen sei „der Mittelpunkt, wo El, der große Gott, sitzt“25. Er sei aber auch „der Ort, von dem man ebenso sagen kann, er sei der Ort der Gottheit“ oder der des Anthropos, er sei „der Bezirk, wo mystische Theologie und mystische Anthropologie zusammenfallen“26. Hier zeigt sich bereits, dass es wohl doch schwierig sein wird, die für Neumann nicht überschreitbaren Grenzen einzuhalten und Gott aus dem Spiel zu lassen. Auf der nächsten Seite gelingt es ihm in der Tat nicht mehr ganz:

  • 27 Ebd., S. 109.

Der Punkt des schöpferischen Nichts steht im Zentrum der mystischen Anthropologie als Teil einer Tiefenpsychologie, die mit dem Wesen des schöpferischen Prozesses beschäftigt ist, er steht gleichzeitig aber im Zentrum aller mystischen Erfahrung, die um das Verborgensein der Gottheit kreist [...]. Die analytische Psychologie nennt diesen Kern das Selbst und gerät damit zutiefst in die paradoxe Wahrheit von der Ebenbildlichkeit von Gott und Mensch, denn das Ich ist nicht das Selbst, aber die Persönlichkeit erfährt in der Individuation sich nicht mehr oder nicht mehr nur als Ich, sondern zugleich als Nicht-Ich, das Ich-Selbst heißt.27

Wieder eine Seite später schreibt Neumann, es sei sekundär, ob die Offenbarung das Aufbrechen eines Geheimnisses der Gottheit, der Welt oder der Menschheit sei. Sein Ziel sei in der Tat nur eine Demonstration der mystischen Natur der menschlichen Psyche. Aber die Frage, ob das Selbst und Gott das Gleiche sein könnte, stellt sich ihm und dem Leser weiterhin. Zwei Seiten weiter schreibt Neumann:

  • 28 Ebd., S. 111.

Dass in allem und jedem das Numinose und, auf höherer Ebene, das Numen, eine Gottheit oder die Gottheit, für die Erfahrung des Menschen sichtbar werden kann, spiegelt sich in den animistischen, dämonischen, polytheistischen und monotheistischen Formen der Menschheits-Religionen.28

  • 29 Ebd., S. 126.

Und am Ende des Essays heißt es, die Autonomie des Ichs berge zwar immer Gefahren, aber sie sei zugleich die Chance der Menschheitsentwicklung, denn sie ermögliche das Realisieren der schöpferischen Ebenbildlichkeit von Mensch und Gott29.

10Drei Jahre später, im Jahr 1951, veröffentlichte Jung Antwort auf Hiob, ein Buch, das vielfach für Polemik sorgte. Jung wurde des Öfteren in diesem Zusammenhang „Psychologismus“ vorgeworfen. Er würde Gott auf ein einfaches Bild in der Psyche reduzieren und somit die Existenz Gottes verneinen. Jung antwortete stets, er spräche immer nur vom „Bild Gottes“ und nicht von Gott, weil er ganz einfach nicht in der Lage sei, über Ihn etwas zu sagen. Jung unterschied zwischen der Imago Dei, einer autonomen psychischen Realität, und Gott, der sich außerhalb des Menschen befindet und dessen Existenz nicht psychologischer Natur ist.

  • 30 Carl Gustav Jung: „Antwort auf Hiob“. In Carl Gustav Jung: Zur Psychologie westlicher und östlich (...)

Dass die Gottheit auf uns wirkt, können wir nur mittels der Psyche feststellen, wobei wir aber nicht zu unterscheiden vermögen, ob diese Wirkungen von Gott oder vom Unbewussten kommen, das heißt es kann nicht ausgemacht werden, ob die Gottheit und das Unbewusste zwei verschiedene Größen seien... es lässt sich aber empirisch mit hinreichender Wahrscheinlichkeit feststellen, dass im Unbewussten ein Archetypus der Ganzheit vorkommt, welcher sich spontan in Träumen usw. manifestiert.30

  • 31 Ebd., S. 458.

Aber der Zweifel blieb. Jung wurde von anderer Seite vorgeworfen, er interpretiere Gott als die unbewusste Instanz, die sich in den Menschen inkarniert habe, um mit ihm bzw. dank ihm zur Bewusstheit zu kommen. Die Frage, ob Gott und das Selbst identisch seien, stellte sich für viele Leser erneut. „Der Gott wirkt aus dem Unbewussten des Menschen und zwingt diesen dazu, die beständigen gegensätzlichen Einflüsse, denen sein Bewusstsein von Seiten des Unbewussten ausgesetzt wird, zu harmonieren und zu vereinen“31. Zu bemerken wäre allerdings hier, dass Jung nicht „Gott“, sondern „der Gott“ sagt. Die Auseinandersetzung mit dem Gott wäre demnach eine Auseinandersetzung mit der „inneren Gottheit“. Wie man sieht, ist es jedoch schwer, wie bereits bei seinem Schüler Neumann in Der mystische Mensch, die psychologische Interpretation einer Erfahrung mit dem Numinosen von der Gottesfrage zu trennen.

11Das zweite Problem, das sich in dieser Schrift stellt, ist, dass Neumann zwar nicht theologisch sondern nur anthropologisch denken will, aber dennoch behauptet, wenn das Ich sterbe, kehre es zum Selbst zurück. Demnach muss man annehmen, dass es für ihn ein Leben nach dem Tode gibt. Seine Todes- und Nachtodesmystik ist die Vision eines Ichs, das in das Selbst eintaucht, in den Schoß des Uroboros, ins Unbewusstsein und so in einen undifferenzierten Zustand zurückkehrt. Sie kann aber auch als die Vorstellung eines Jenseits und eines Werdens nach dem Tod gedeutet werden. Hier treffen wir wieder auf eine religiöse Frage. Auch Jung wird später in seinen Erinnerungen etwas Ähnliches schreiben:

  • 32 Carl Gustav Jung: Erinnerungen, Träume, Gedanken. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 322.

Wenn wir annehmen, dass es „dort“ weitergeht, so können wir uns keine andere Existenz denken als eine psychische; denn das Leben der Psyche bedarf keines Raumes und keiner Zeit. Die psychische Existenz, vor allem die inneren Bilder, mit denen wir uns jetzt schon beschäftigen, liefern den Stoff für alle mythischen Spekulationen über eine Existenz im Jenseits, und diese stelle ich mir als ein Fortschreiten in der Bilderwelt vor... Vom psychologischen Gesichtspunkt aus erscheint das „Leben im Jenseits“ als eine konsequente Fortsetzung des psychischen Lebens im Alter.32

  • 33 Carl Gustav Jung: „Zum Gedächtnis Richard Wilhelms“. In: C. G. Jung: Über das Phänomen des Geiste (...)
  • 34 Carl Gustav Jung: Symbole der Wandlung. Gesammelte Werke Bd. 5. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 296
  • 35 Carl Gustav Jung: Antwort auf Hiob, S. 461.

Der dritte Punkt, der uns aufgrund von Neumanns Überlegungen von Interesse scheint, ist die Frage der Erlösung, die hier individuell, unabhängig von einer religiösen Institution sein kann. Für Neumann ist der Mensch in erster Linie selbst für seine Erlösung verantwortlich. Der Träger des Geschehens ist der Einzelne, der durch seine mystischen Erfahrungen von seinem Selbst zur aktiven Veränderung und Gestaltung seines Lebensweges animiert wird. Auch hier ist Neumann im Einklang mit Jung, der meinte, der heutige Mensch bräuchte eine individuelle Methode, die sich von der der Kirche unterscheide. „Wir haben heute“, so Jung in seiner Rede zum Gedächtnis Richard Wilhelms, „eine gnostische Bewegung in der anonymen Masse“33. Was sich die Menschen wünschten, sei die Kenntnis und nicht ein Glaube, der nur formell sei. „Der legitime Glaube geht immer auf das Erlebnis zurück“34, schreibt Jung in Symbole der Wandlung. Das moderne Bewusstsein wolle ‚wissen‘, das heißt eine Urerfahrung machen. Ob der Mensch Gott oder sich selbst zu einer besseren Kenntnis seines Wesens verhelfen soll, ist auch für Jung irrelevant. Alles hängt davon ab, ob der Mensch „eine höhere moralische Stufe, das heißt ein höheres Niveau des Bewusstseins zu erklimmen vermag, um der übermenschlichen Macht, die ihm die gefallenen Engel zugespielt haben, gewachsen zu sein. Er kann aber mit sich selber nicht weiterkommen, wenn er über seine eigene Natur nicht besser Bescheid weiß“35. Wie dem auch sei, der Mensch ist für Jung auf sich allein gestellt und Gott kann ihm wenig helfen.

  • 36 Brief von Jolande Jacobi an Jung vom 9. September 1948. In: Carl Gustav Jung/Erich Neumann: Die B (...)
  • 37 Ebd., S. 40.

12Auch wenn Neumann als Jungs Schüler dessen Grundgedanken integriert und weitergesponnen hat, wurde er von den Jungianern aus Zürich zunächst angegriffen. Neumann hielt den Vortrag Der mystische Mensch 1948 in Ascona. Carl Alfred Meier vom C. G. Jung-Institut in Zürich verließ den Saal, bevor Neumann zu Ende gesprochen hatte. Jolande Jacobi warf Neumann vor, er habe genau das gemacht, was Jung ablehne, nämlich aus dessen Lehre ein „System“ gebaut. Obwohl er in seiner Einleitung vor einer „Dogmatisierung“ warnte, hätte er diesen Rat nicht befolgt. Sowohl mit Neumanns schematisierter Art als auch mit dem Inhalt seiner Ausführungen könne sie nicht klarkommen36. Jung antwortete, er fände Neumanns Arbeit ausgezeichnet. Es sei kein dogmatisches System, sondern eine geordnete Darstellung, bis in die Feinheiten durchdacht. Neumanns gedankliche Leistung sei hervorragend; allerdings nähme er keine Rücksicht auf das Gefühl seines Publikums37. In seinem Brief vom 17. August 1948 an Neumann schrieb Jung:

  • 38 Carl Gustav Jung: Briefe II 1946-1955. Olten 1989, S. 127-128.

Ich kann Ihnen nur meine Bewunderung für die Art und Weise ausdrücken, wie Sie Ihre schwierige Aufgabe gemeistert haben. Es ist eine ganz ausgezeichnete, ebenso klare wie gründliche Darstellung des Problems der Mystik überhaupt geworden. Diese ist wohl nie in solcher Umfänglichkeit und Tiefe erfasst worden wie in Ihrer Arbeit […]. Es ist gut, dass Sie nicht weniger gesagt haben, und mehr wäre unklug gewesen […]. Ich danke Ihnen für die Arbeit.38

Jung verstand Neumanns Einstellung zum Mystischen. Seine Erfahrungen nach seiner Trennung von Freud, die er in seinem Roten Buch aufzeichnete und malte, sowie die zahlreichen Visionen, die er bei sich und seinen Patienten erlebt hatte, trafen sich mit Neumanns Idee einer lebenslangen seelischen, auf mystischen Erlebnissen beruhenden Entwicklung des Menschen, wobei das Wort ‚mystisch‘ positiv zu werten ist, da es sich um eine für die gesunde psychische Entwicklung notwendige Verbindung zum Unbewussten handelt:

  • 39 Neumann: Der Mystische Mensch, S. 140.

So ist die menschliche Persönlichkeit von ihrer Frühzeit an in dauernder mystischer Bewegung. Nach innen zum Selbst und nach außen zur Welt hin in immer neuen Begegnungen ausgreifend und sich verändernd, durchschreitet der Mensch von Kindheit an alle Stadien der Wandlungsmystik. Und wie der Beginn der Ursprungsmystik bis vor das Auftauchen des Ich zurückreicht in ein Unbekanntes, reicht das Ende als Unsterblichkeitsmystik über das Erlöschen des Ich in ein Unbekanntes hinaus. Das Unerklärbare, dass die Mitte des Menschen als ein unbekannt Schöpferisches in ihm lebt und in immer neuen Gestalten und Wandlungen ihn formt, dies Geheimnis, das das Ich sein Leben hindurch begleitet, begleitet ihn auch in den Tod und über ihn hinaus. So schließt sich der Kreis, und der Mensch endet, wie er begonnen hat, als ein homo mysticus.39

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Notes

1 Erich Neumann: „Der mystische Mensch“. In: Erich Neumann: Kulturentwicklung und Religion. Eranos Vorträge Band 1. Rütte 2007, S. 100.

2 Ebd., S. 102.

3 Neumann verweist auf Carl Gustav Jung: „Allgemeines zur Komplextheorie“. In: Carl Gustav Jung: Die Dynamik des Unbewussten. In Jung: Gesammelte Werke. Gesammelte Werke Bd. 8. Olten 1995, S. 122; Siehe auch Carl Gustav Jung: „Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion“. Gesammelte Werke Bd. 11. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 22: „Religion ist, wie das lateinische Wort religere meint, eine sorgfältige und gewissenhafte Beobachtung dessen, was RUDOLF OTTO treffend das ‚Numinosum’ genannt hat, nämlich eine dynamische Existenz oder Wirkung, die nicht von einem Willkürakt verursacht wird.“

4 Ebd., S. 107.

5 Carl Gustav Jung: „Bruder Klaus“. In: Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion. Gesammelte Werke Bd. 11. Olten 1995, S. 333 : „Bruder Klausens Vision ist ein echtes und rechtes Urerlebnis, darum eine besondere Aufgabe für dogmatische Überarbeitung. Getreulich und gewiss mit großer Mühewaltung hat er sich dieser Aufgabe unterzogen, um so mehr als ihm der Schrecken in allen Gliedern saß, so dass sogar Fremde darob erschraken. Der unbewusst häretische Einschlag, der genuinen und nicht überarbeiteten Visionen wohl immer anhaftet, ist in der Dreifaltigkeitsvision nur andeutungsweise vorhanden, aber in der Überarbeitung ist er erfolgreich ausgemerzt worden, und damit ist gerade der ganze Affekt und das, was den stärksten Eindruck machte, spurlos verschwunden, womit wenigstens ein negativer Beweis für unsere Auffassung erbracht wurde.“

6 Der Uroboros symbolisiert für Neumann die ursprüngliche Ganzheit der Psyche, die alle Gegensätze enthielt, bevor sich der darin liegende Keim des Bewusstseins gegen das Unbewusste durchsetzen und entwickeln konnte.

7 Neumann: Der mystische Mensch, S. 128.

8 Ebd., S. 129.

9 Ebd., S. 123.

10 Erich Neumann: Ursprungsgeschichte des Bewusstseins. Düsseldorf/Zürich 2004.

11 Erich Neumann: Der mystische Mensch, S. 104.

12 Ebd., S. 118.

13 Ebd., S. 121.

14 Ebd., S. 122.

15 Ebd., S. 117.

16 Neumann weist auf Carl Gustav Jungs Symbole der Wandlung hin, vgl. Carl Gustav Jung: Symbole der Wandlung. Gesammelte Werke Bd. 5. Olten/Düsseldorf 1995, z. B. S. 429.

17 Neumann: Der mystische Mensch, S. 131.

18 Ebd., S. 132.

19 Ebd., S. 136.

20 Ebd.

21 Ebd., S. 137.

22 Ebd., S. 140.

23 Ebd., S. 127.

24 Ebd., S. 100.

25 Ebd., S. 108.

26 Ebd.

27 Ebd., S. 109.

28 Ebd., S. 111.

29 Ebd., S. 126.

30 Carl Gustav Jung: „Antwort auf Hiob“. In Carl Gustav Jung: Zur Psychologie westlicher und östlicher Religion. Gesammelte Werke Bd. 11. Olten 1995, S. 469.

31 Ebd., S. 458.

32 Carl Gustav Jung: Erinnerungen, Träume, Gedanken. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 322.

33 Carl Gustav Jung: „Zum Gedächtnis Richard Wilhelms“. In: C. G. Jung: Über das Phänomen des Geistes in Kunst und Wissenschaft. Gesammelte Werke Bd. 15. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 71.

34 Carl Gustav Jung: Symbole der Wandlung. Gesammelte Werke Bd. 5. Solothurn/Düsseldorf 1995, S. 296.

35 Carl Gustav Jung: Antwort auf Hiob, S. 461.

36 Brief von Jolande Jacobi an Jung vom 9. September 1948. In: Carl Gustav Jung/Erich Neumann: Die Briefe 1933-1959. Analytische Psychologie im Exil. Ostfieldern 2015, S. 39.

37 Ebd., S. 40.

38 Carl Gustav Jung: Briefe II 1946-1955. Olten 1989, S. 127-128.

39 Neumann: Der Mystische Mensch, S. 140.

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Pour citer cet article

Référence papier

Véronique Liard, « Erich Neumann – Der mystische Mensch »Recherches germaniques, HS 16 | -1, 93-103.

Référence électronique

Véronique Liard, « Erich Neumann – Der mystische Mensch »Recherches germaniques [En ligne], HS 16 | 2021, mis en ligne le 07 octobre 2021, consulté le 29 mai 2024. URL : http://journals.openedition.org/rg/5858 ; DOI : https://doi.org/10.4000/rg.5858

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Auteur

Véronique Liard

Professeure des universités en études germaniques
UFR Langues et communication – Université de Bourgogne
veronique.liard[at]neuf.fr

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