Downton Abbey: Mit dem sechsten Christmas Special endet die Serie - WELT
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Was wir jetzt schon über das Ende der Serie wissen

Freier Feuilletonmitarbeiter
Früher war in England auch auf Damenroben mehr Lametta: Samantha Bond (links) und Michelle Dockery in der Weihnachtsfolge von „Downton Abbey“ Früher war in England auch auf Damenroben mehr Lametta: Samantha Bond (links) und Michelle Dockery in der Weihnachtsfolge von „Downton Abbey“
Früher war in England auch auf Damenroben mehr Lametta: Samantha Bond (links) und Michelle Dockery in der Weihnachtsfolge von „Downton Abbey“
Quelle: Nick Briggs
Abschied in britischer Würde: Mit dem sechsten Christmas Special verabschieden sich die englischen Exzentriker des Serienmegahits „Downton Abbey“. Wir legen erleichtert die silbernen Teelöffel weg.

Wir wissen jetzt, dass sie endlich weiß, was „A Weekend“ ist. Wir hingegen haben gelernt, was eine Dowager Countess ist: die verwitwete und damit verrentete Mutter vom Chef – eine Gräfin außer Dienst also. Die selbstredend sämtliche Fäden in der Hand hat. Sie wird für uns auf ewig so aussehen wie Maggie Smith, die so falten- wie listenreiche Violet Crawley, Dowager Countess of Grantham aus der englischen Megaerfolgsserie „Downton Abbey“ (DA).

Allein das ist natürlich schon ein netter Erkenntnisgewinn. Und gesehen zu haben, wie die gehässige alte Schachtel der geldschweren amerikanischen Schwiegertochter Cora, mehr noch aber ihrer in Hassliebe verbundenen, ebenfalls bürgerlichen Cousine Isobel beständig mit bösen, aber sehr witzigen Sprüchen den Marsch blies.

„Ich müsste jetzt 110 Jahre alt sein“, stöhnte die Schauspielerin kürzlich, die sich – anders als viele ihrer „DA“-Mitspieler – nach einer grandiosen Film- und Theaterkarriere nicht auf die einzige TV-Rolle reduzieren lassen mag, mit der sie jetzt weltberühmt geworden ist.

Maggie Smith muss nicht sterben

Von der hält sie so wenig, dass sie mit dem nach der sechsten und finalen Staffel mit dem Christmas Special am ersten Weihnachtstag auf dem britischen Sender ITV endgültig Fernsehgeschichte werdenden Adelsepos nichts mehr zu tun haben will. Schon gar nicht mit einem bereits angedachten Kinofilm, um die wertvolle Marke weiter zu melken.

Immerhin offenbarte Maggie Smith damit, dass sie morgen nicht sterben muss. Ihr Eintrag im Downton-Wiki gibt Violets Geburtsjahr übrigens mit 1840 an, also wäre sie „jetzt“, zur Serienzeit 1925, erst Mitte Achtzig.

Ist das der neue Mann an der Seite von Lady Mary (Michelle Dockery und Matthew Goode)?
Ist das der neue Mann an der Seite von Lady Mary (Michelle Dockery und Matthew Goode)?
Quelle: Nick Briggs

Fünf Jahre bei den Crawleys, Up- und Downstairs, bei den loyalen Dienstboten und den angesichts der Zeitumstände ab 1912 immer ratloser werdenden Herrschaften. Die Uraltformel, in den Siebzigern vom „Haus am Eaton Place“ (Originaltitel „Upstairs Downstairs“) schon breit ausgetreten, bis hin zu „Gosford Park“, wo Serienerfinder Julian Fellowes diesen ewig englischen Antagonismus schon einmal 2001 in ein konzentriertes Filmdrehbuch für Robert Altman verwandelt hatte, sie hat sich noch einmal global und unerwartet exzellent bewährt.

Denn eine Welt, die davon so weit entfernt ist wie von „Krieg der Sterne“, schaute im lebenden Fernsehmuseum fasziniert zu, wie man sich im schönen, aber kaum mehr zu haltenden neogotischen Schloss in Yorkshire dreimal am Tag umzog, wie Butler, Valet und Footman ihre hierarchischen Kämpfe austrugen, wie Küchenmagd und Köchin sich zofften und eigentlich doch liebten und wie vor allem unendlich viel Tee, Champagner und Whisky konsumiert wurde. Fast parallel dazu sind am anderen Ende des Serienspektrums und ein Jahr später ebenfalls Adelige angetreten, die sich lieben und hassen, die intrigieren und kämpfen.

Bekommt Lady „good old“ Edith Crawley (Laura Carmichael) endlich einen Mann?
Bekommt Lady „good old“ Edith Crawley (Laura Carmichael) endlich einen Mann?
Quelle: Nick Briggs

Doch während bei „Game of Thrones“ ständig Eingeweide quellen, Augäpfel zerquetscht und Kehlen durchgeschnitten werden, ist die gefährdete Welt von Stand in „Downton Abbey“ auf geradezu tröstlich kultivierte Weise in Ordnung geblieben. Sicher, der Erste Weltkrieg hat einiges durcheinandergewirbelt, die Frauen emanzipiert und die Röcke kürzer werden lassen. Aber Freund Hein ging doch insgesamt gnädig durch das Sandsteingemäuer – sehen wir mal ab vom rüde durch Autounfalltod am Ende der dritten Staffel im Christmas Special weggeschriebenen Matthew Crawley.

Im Merry Old England der post-edwardianischen Zeit starb man vergleichsweise würdevoll im Kindbett oder an der Spanischen Grippe, bisweilen auch als fescher türkischer Gesandter im Bett einer unverheirateten Lady. Aber Fehltritte wurden meist erfolgreich vertuscht, nie erwischte ein Schwert einen Serienliebling völlig unvorbereitet.

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Finanziell kommt man bis zum Schluss irgendwie über die Runden, die Mesalliance der jüngsten Tochter mit dem irischen Revoluzzer-Chauffeur erweist sich für den unpraktischen Landsitz sogar als Gewinn. Und sogar der böse schwule Under-Butler Thomas, der das Zeug zu einem außenseiterischen Edelschurken hätte, wird immer netter, hilfsbereiter, sentimentaler. Am Ende, das verrät der Special-Trailer 2015, scheint er aber von Downton Abbey aufzubrechen, wo man das Personal radikal reduziert. The times they are changing.

Das Personal wird Frühstückpensionsbesitzer

Es wurden uneheliche Kinder integriert und unfruchtbare Zofen schwanger. Lange, die Staffeln überspannende vermeintliche Straftaten lösten sich in Wohlgefallen auf, ambitioniertes Personal aus dem Keller machte im Tageslicht als neue Dienstleitungsgesellschaft und Frühstückspensionsbesitzer seinen Weg. Unten blühte junges wie altes Glück und oben ebenso, mehr oder weniger von Maggie Smith sarkastisch kommentiert. Nur der gutmütige Earl Robert Grantham hatte hier gar nichts zu melden, bekam in Staffel sechs ein Magengeschwür und musste sogar hinnehmen, dass sein politisch unkorrekt Isis geheißener Jagdhund aus der Serie geschrieben wurde.

Wo wir uns in „Game of Thrones“ mit diversen Landstrichen von eiskalt bis schwülheiß, mit düsteren Schlösserlabyrinthen und verzweigten Familien auskennen müssen, die zudem immer noch wie Wetterfähnchen von gut auf böse, von liebens- auf hassenswert drehen, da war „Downton“ beruhigend gleich: hier das Schloss, da das Dorf, höchstens noch London bei Tante Rosamund (und einmal Schottland bei der reizenden Rose) und natürlich der stete, letztlich immer die soziale Contenance bewahrende Wechsel zwischen Beletage und Dienstbotentrakt. Am Ende standen immer die Scones und die Clotted Cream auf der High-Tea-Etagere. Oder es war an der Zeit, sich fürs Dinner umzukleiden.

Dauerkrieg der überlebenden Töchter

Die Demarkationslinien verliefen besonders in Staffel sechs äußerst präzise: Violet gegen Isobel und Cora um das Sagen in Krankenhausdingen, dazu der Dauerkrieg der beiden überlebenden Töchter Lady Mary und Lady „Good Old“ Edith auf der Suche nach einem Mann. Und, als neuer Comic Relief, die Dienstbotendauerschlacht im Dowager-Souterrain zwischen dem mopsigen Butler Spratt und der spitzmausigen Kammerzofe Denker.

Das ermüdete aber doch in seinem rustikal gestrigen Stoizismus. Und so sind wir, bei aller Feudalismusliebe und viel Sympathie für den stoisch der guten alten Zeit und den Slipping Standards hinterhertrauernden Butler Carson, nun doch froh, dass nach 51 Folgen plus zwei Charity-Spots mit George Clooney und (aktuell) einem Santa-Claus-Casting künftig keine Reißverschlüsse mehr gezogen, keine Schuhe mehr geknöpft und keine Mäntel mehr abgebürstet werden müssen.

Sie kommt wieder: Lily James alias Lady Rose
Sie kommt wieder: Lily James alias Lady Rose
Quelle: Nick Briggs

Heute wird noch einmal Lady Rose erscheinen, das ist sicher. Die riesige Fangemeinde wird toben, wenn es nicht zur immer wieder verhinderten zweiten Hochzeit kommt. Die glücklichen Besitzer von Highclere Castle, der echten „Downton Abbey“-Kulisse, werden hinterher weiter besten Serienreibach zugunsten ihres alten Gemäuers machen. Und wir seufzen letztmalig mit Lord Crawley: „Golly Gumdrops!“

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